Augsburg, 26.04.2013 (
pca
). In
Deutschland leben laut der Bundesvereinigung Lebenshilfe 420.000 Menschen mit
einer sogenannten geistigen Behinderung. Nach der Level One Studie der
Universität Hamburg aus dem
Jahr 2011
sind
7,5 Millionen Menschen im Erwachsenenalter
funktionale Analphabeten, haben also ausgeprägte Schwierigkeiten beim
Lesen und bzw. oder Schreiben. Hinzu kommen laut der Studie weitere 13,3
Millionen Erwachsene, deren Schriftsprache auch bei gebräuchlichem Wortschatz
fehlerhaft ist. Die gängige Schriftsprache von Behörden, in der Justiz, in der
Medizin, aber auch in den Medien schließt diese Menschen unbeabsichtigt aus.
Abhilfe schaffen kann die Leichte Sprache, eine
Sprachform, die in ihren Regeln und im Ausdruck absoluten Wert auf einfache und
klare Verständlichkeit legt. Dafür setzen sich seit Jahren in ganz Deutschland
und Österreich Initiativen, Vereine, Wohlfahrtsverbände und Privatpersonen ein.
Ihr Ziel: Die Gründung eines Vereins, um der Leichten Sprache gezielter und
vereint zu mehr Breitenwirkung zu verhelfen. Diesem Ziel sind sie nun in
Augsburg bei ihrem zentralen Treffen einen großen Schritt näher gekommen.
Sie haben ihre Satzung nach langer und sehr intensiver Diskussion nun verabschiedet.
Da nicht alle Mitglieder dabei sein konnten, auch nicht jene, die kurz zuvor
noch Einwände erhoben hatten, hat man die Vereinsgründung verschoben. „Alle
sollen unseren Verein von Anfang an mittragen können“, betonten gemeinsam
Christine
Borucker
, Leiterin der Beratungsstelle
Unterstützte Kommunikation der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger
gGmbH
, und
Ina Beyer
von der Bundesvereinigung Lebenshilfe in Marburg.
„Wir Betroffene als Menschen mit
Lerneinschränkung wollen gehört werden“, betonte Jörn Raffel, der als
betroffener Prüfer bei der AWO Bundesvereinigung in Berlin
mitarbeitet. Entscheidend dafür ist aber, so Anja Seidel von der
Universität Leipzig und dem Verein Leben mit Handicap, „dass sie selber alles
verstehen, auch nachvollziehen um dann auch selbst entscheiden zu können.“
Juristische Texte, Informationen von Behörden bis hin zu den Beipackzetteln von
Medikamenten bieten diese Chance bislang nicht.
Sprache könne also ausgrenzen, aber auch
verbinden, ein gutes oder schlechtes Gefühl vermitteln, so
Borucker
von der Caritas. Ihr Fazit: „Sprache und Leichte Sprache sind ein
Menschheitsthema.“ Sie hofft nun wie die anderen Mitglieder auch, die an dem
Augsburger Treffen teilgenommen haben, dass der Verein baldmöglichst gegründet
werden kann. Dessen Kernaufgabe wird es sein, sich dafür einzusetzen, dass
die Leichte Sprache immer mehr Anklan
g findet.