Afghanische Flüchtlinge rufen verzweifelt bei Caritas-Flüchtlingsberatung an
Augsburg, 27.08.2021 (pca). Das Chaos in Kabul, die sich abzeichnende Schreckensherrschaft der Taliban versetzen afghanische Flüchtlinge in und um Augsburg in Panik. Sorgen und Angst um Angehörige und Freunde treiben sie um. Auch Wut. Seit Tagen klingeln ständig die Telefone der Flüchtlings- und Migrationsberatung des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg. "Wie kann ich meinen Bruder rausholen? Kann mir die Caritas nicht helfen, die Familie meiner Schwester noch zu befreien?" "Weiß die Caritas nicht einen Weg?" Die flehende Bitte um Hilfe, das ist nur die eine, wenn auch eindeutig mehrheitliche Seite der vielen Anrufe bei der Caritas. Die andere zeigt die Wut gegen die Taliban. "Wer kann mir helfen, nach Afghanistan zu kommen. Ich will gegen die Taliban kämpfen!"
Die Caritas-Beraterinnen und -Berater haben in den vergangenen Wochen den afghanischen Klientinnen und Klienten geholfen, die Formulare "Luftbrücke - Kabul" auszufüllen. "Wir erklären ihnen, wohin sie die Formulare schicken müssen", sagt Caritas-Mitarbeiter Konstantin Kretschmann. "Allerdings hören wir immer wieder, dass sie es auch selbst beim Außenministerium versucht hätten, ihre Verwandten auf die Liste setzen zu lassen. Eine Antworten erhielt aber niemand." Nun setzen beide, die Caritas und die Klientinnen und Klienten aus Afghanistan, darauf, dass es der Bundesregierung in ihren Gesprächen mit den Taliban gelingen wird, auch nach dem Abzug des westlichen Militärs aus Kabul zivile Flüge für eine Ausreise anbieten zu können. "Das heißt, wir werden weiterhin dahingehend beraten, Angehörige dem Außenministerium für eine spätere Ausreise zu melden", so Kretschmann.
Die vielen persönlichen Anrufe und Gespräche belasten die Kolleginnen und Kollegen der Caritas. "Es tut nicht gut, nicht mehr helfen zu können. Die Berichte und Bilder aus Afghanistan und insbesondere Kabul führen uns täglich das Chaos und die Verzweiflung der Menschen dort vor Augen", so Werner Neumann vom Referat Migration und Auslandshilfe des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes.
Dass die Menschen in Afghanistan um ihr Leben fürchten, das ist nicht erst seit der Machtübernahme durch die Taliban der Fall, wie Caritas International betont. Die Taliban hatten schon zuvor die Möglichkeit, ihnen unliebsame Personen im Land zu verfolgen. Die Furcht um das Leben ist aber auch darin begründet, dass fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes, 18,4 Millionen Menschen, nicht genügend zu essen hat. Über drei Millionen Kinder sind mangelernährt. Ernten fielen aus wegen Dürreperioden. Trinkwasser ist knapp. Die wirtschaftliche Situation ist schlecht. Verschärft hat sich die Situation durch die Corona-Pandemie.
Die Flüchtlingsberater*innen der Caritas in Augsburg können nur beraten, wie Angehörige von Afghanen, die noch in Afghanistan leben, auf die Ausreise-Liste des Bundesministeriums gesetzt werden können. "Wir sind aber gleichzeitig froh, dass wir als Caritas gleichzeitig auf Kolleginnen und Kollegen vor Ort verweisen können, die alles versuchen, um den Menschen vor Ort wie auch in den unmittelbaren Anrainerstaaten, z.B. im Iran oder in Pakistan, zu helfen. Wir wissen, dass dies für die vielen Anruferinnen und Anrufer keine Hilfe ist", sagt Werner Neumann vom Diözesan-Caritasverband. "Aber das ist nun einmal unsere Möglichkeit als Caritas, vor Ort zu helfen. Wir sind Caritas International dafür sehr sehr dankbar."