Agentur für Arbeit und IFD informieren Eltern autistischer Kinder über die Wege in den Arbeitsmarkt
Augsburg, 29.03.2019 (pca). Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder, auch wenn es um deren berufliche Zukunft geht. Sie haben Erwartungen an das Kind und werden so zu wichtigen Beratern ihrer Kinder. Doch was ist, wenn deren Kinder Einschränkungen haben, körperlicher oder geistiger Art, oder sie bei aller Intelligenz Eigenheiten zeigen, die die Mitarbeit in einem Betrieb deutlich erschweren können? Das Kompetenzzentrum Autismus Schwaben Nord hatte zu einem Informationsabend am Donnerstagabend eingeladen. Thema war, wie die Agentur für Arbeit oder der Integrationsfachdienst (IFD) Jugendliche mit Autismus beim Übergang von Schule zum Beruf unterstützen kann. "Die Eltern sollen sich gut informieren, das Netzwerk aus Kompetenzzentrum, Agentur für Arbeit und IFD, das ihnen beistehen kann, gut kennenlernen und es auch zu nutzen wissen. Denn das, was einem Kind am meisten und am besten hilft, das ist eine realistische Einschätzung der Möglichkeiten für das eigene Kind." Das unterstreichen Sonja Jacobs und Irene Schick vom Kompetenzzentrum unisono.
Der Wunsch, dass das eigene Kind mit Autismus einen Platz auf dem ersten Arbeitsmarkt findet, kann nicht nur auf direktem Weg einer Berufsausbildung erreicht werden. Das machte Melanie Weigl in ihrem Vortrag deutlich. Sie leitet das Team der Reha-Beratung der Agentur für Arbeit Augsburg. Die Agentur stehe im engen Kontakt insbesondere mit den Förderschulen.
Zu Beginn der Entlassklasse fange man auch im Austausch mit den Lehrern an, die SchülerInnen gezielt zu beraten. Man betrachte dabei die schulischen Kenntnisse und Leistungen, die Motivation und Fähigkeiten, die körperliche Leistungsfähigkeit wie auch die Stärken und Schwächen. Bei Bedarf werde der Sozialmedizinische Dienst der Agentur zur Berufspsychologischen Untersuchung (BSU) mit einbezogen, um zu schauen, ob die Voraussetzungen für den Berufswunsch gegeben sind. "Diese Diagnosemaßnahmen wollen nur helfen, den richtigen Weg zu wählen. Niemand wird dadurch von uns auf einen Beruf oder einen Ausbildungsweg festgelegt", entgegnete Weigl möglichen Bedenken. Auf jeden Fall sollten die Eltern diese Chance der Beratung durch die Agentur nutzen. Tun sie es nicht und unterzeichnen einen Ausbildungsvertrag, "dann können wir eigentlich nicht mehr helfen." Ein Reha-Beschluss, eine Entscheidung, welche Unterstützungsmaßnahmen geleistet werden könnten, müsse nämlich vor Beginn einer Ausbildung gefallen sein.
Weigl wollte Mut machen, sich auf die verschiedenen Wege in die Arbeitswelt einzulassen. "In der Arbeitswelt gibt es nun einmal viele Wege, auch Umkehrungen und Wendungen. Das ist normal." So informierte sie über die Formen der Unterstützten Beschäftigung (UB), die Werkstätten für Menschen mit Behindungen, über berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BVB), die theoriereduzierte Ausbildungen (früher die sogenannte Werkerausbildung), die zum Fachpraktiker Malen - Küche - Hauswirtschaft - Holz - Metall - Personale Dienstleistungen - … führen können.
Die Agentur für Arbeit, so Weigl, wisse um die Besonderheit autistischer Menschen, weshalb diese sich in größeren Menschengruppen wegen der Reizflut schwer tun. "Unsere Beratungen sind keine Massenveranstaltungen. Vom Bildungsträger sind wir normaler Weise auch vorab darüber informiert, was der Jugendliche braucht."
Zusätzlich zu den Einstiegshilfen der Agentur für Arbeit können Betroffene auch auf den Integrationsfachdienst zurückgreifen. Während die Agentur für Arbeit die grundlegenden Punkte für den Einstieg in die Arbeitswelt zu klären hat, stehen dem IFD viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, "personenorientiert individuell zu beraten und zu coachen", wie Robert Neuhauser, der Leiter des Integrationsfachdienstes Schwaben bei der Katholischen Jugendfürsorge (kjf) unterstrich. Dem IFD gehe es nicht um eine einseitige Interessensvertretung der Jugendlichen oder gar der Arbeitgeberseite. "Wir arbeiten neutral, denn unsere Kernfrage ist, wie kriegen wir das so gut zusammen, dass es für beide Seiten gut funktioniert." Eine schnelle Vermittlung sei nicht das Ziel, sondern eine nachhaltige und dauerhafte Integration im Arbeitsmarkt. Das gelinge nicht immer auf Anhieb, beruhigte Neuhauser die Eltern. "Wir gestehen ein, dass wir manchmal ausprobieren, ob es in einem Beruf klappt oder nicht." Dieser Weg erscheint ihm aber besser zu sein, bevor jemand am falschen Platz nur noch Frustration erlebe.
Pressemitteilung
Wichtig: Die realistische Einschätzung der Eltern
Erschienen am:
29.03.2019
Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Augsburg e.V.
Auf dem Kreuz 41
86152 Augsburg
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