Der Rentner lebt gemeinsam mit seiner Frau Aenne am Rande der Gemeinde Neukirchen-Vluyn. Inzwischen fällt den beiden auch die Gartenarbeit schwer und sie könnten Hilfe gut gebrauchen. „Vor 30 Jahren habe ich hier noch alles selbst renoviert“, erinnert sich Jürgen Winter nicht ohne Stolz.
An dieser Stelle kommen Janina Rothe und Phil Marquardt ins Spiel. Die eine arbeitet für den Caritasverband Moers-Xanten, der andere ist Schüler und will sich etwas dazuverdienen. Die ungleich wirkende Paarung ist über die „Taschengeldbörse“ zustande gekommen. Das gemeinsame Projekt des Caritasverbandes und der Stadt Neukirchen-Vluyn vermittelt kleinere Arbeiten an Jugendliche. „Ich bekomme die Jobangebote und stelle sie in eine dafür vorgesehene Gruppe in den sozialen Netzwerken“, erklärt Janina Rothe das einfache Prinzip. Vor allem Senioren seien auf der Suche nach kleineren Hilfen im Haushalt. Die Jugendlichen suchen sich dann die Angebote heraus, die ihnen passen.
Die Jugendlichen finden über unterschiedliche Wege zur Taschengeldbörse. „Ich habe einen Flyer gesehen und mich sofort gemeldet“, erzählt Phil Marquardt. Er landete bei Janina Rothe, die ihm ein Formular in die Hand drückte. „Dinge wie der Versicherungsschutz müssen natürlich geklärt sein“, sagt Rothe. Vor allem in der Anfangsphase der Börse seien zum Thema Versicherung viele Fragen gekommen, die Jobangebote kamen eher spärlich. „Alle Beteiligten wollen natürlich gut abgesichert sein“, so Rothe. Inzwischen funktioniere die Mund-zu-Mund-Propaganda sehr gut und die Angebote würden zahlreicher.
Beim Angebot der Winters hat Phil Marquardt zugegriffen. Es geht um ganz alltägliche Gartenarbeit: „Rasen mähen, Unkraut jäten, Laub fegen“, sagt Jürgen Winter. Dinge, die ihm aus körperlichen Gründen nicht mehr leicht fallen. Für den 14-jährigen kein Problem: „Das macht mir Spaß. Ich bin da wetterbeständig.“ Mehr als ein Hobby wird die Gartenarbeit für ihn aber nie werden. Auf die Frage ob er vielleicht beruflich in den Gartenbau einsteigen möchte, antwortet der Gymnasiast mit einem knappen „unwahrscheinlich“.
Berufsorientierung ist auch nicht das Ziel der Börse. „Die Jugendlichen verdienen sich etwas dazu und die Senioren haben ein wenig Hilfe im Haushalt“, so Rothe. Darüber hinaus erhalten alle „Taschengeldler“ eine Bescheinigung für ihre Mitarbeit an der Börse. „Das macht sich gut im Lebenslauf“, weiß Janina Rothe. Das Geld und die Bescheinigung nimmt auch Phil Marquardt gerne mit, doch er gewinnt auch an Erfahrungen: „Man lernt andere Leute kennen, die man normal nicht getroffen hätte.“
Bisher waren für Phil nur Jobs im Garten dabei, doch die Palette ist breit. „Derzeit kriege ich vermehrt Anfragen und Jobangebote zum Thema Smartphone“, berichtet Janina Rothe. Viele ältere Menschen würden sich das Gerät gerne erklären lassen. „Die sind aber auch eine Wissenschaft für sich!“, wirft Jürgen Winter ein. Phil Marquardt weiß einen kleinen Rat: „Man darf sie nicht wie ein Telefon behandeln. Eigentlich sind das kleine Computer.“ Janina Rothe hat prompt ein passendes Angebot für Phil parat: In Neukirchen-Vluyn sucht jemand Hilfe für ein neu erworbenes Smartphone. „Man kann eben immer voneinander lernen“, sagt Jürgen Winter.
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