"Viele der Menschen, die gerade zu uns kommen, haben auf dem Weg nach Europa traumatische Erfahrungen gemacht", erklärt Dr. Marianne Rauwald. Darauf müssen sich in der sozialen Arbeit viele Fachkräfte einstellen. Auch jene, die zuvor wenig mit Geflüchteten oder traumatisierten Menschen zu tun hatten.
Die Leiterin des Frankfurter Institutes für Traumabearbeitung und Weiterbildung, plädiert beim Thema Flucht und Trauma für einen engen Austausch zwischen allen betroffenen Bereichen. Dies sei angesichts der großen Herausforderungen der richtige Weg. Nicht nur die klassischen Migrationsdienste seien jetzt gefragt, sondern auch Kitas, Schwangerschafts- oder Suchtberatungen. "Durch diese Zusammenarbeit können wertvolle Angebote entstehen, die den Menschen helfen, sich psychisch und körperlich zu stabilisieren", bekräftigt Rauwald die Bedeutung für die Traumabearbeitung.
Da war es nur logisch, dass Rauwald vor einer bunt gemischten Gruppe sprach, die in den vielfältigen Arbeitsbereichen der Caritas zuhause ist. "Auch außerhalb der klassischen Migrationsarbeit braucht es Grundlagenwissen über Trauma und ein fundiertes Methodenwissen", erklärte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Der Diözesancaritasverband fördere deshalb auch in Zukunft die weitere Vernetzung der unterschiedlichsten Fachbereiche in den Regionen des Bistums.
Bei allem praktischen Nutzen der wechselseitigen Zusammenarbeit dürfte die seelische Gesundheit der Fachkräfte vor Ort nicht vergessen werden. "Wer häufig mit den traumatischen Erfahrungen anderer Menschen konfrontiert ist, bleibt davon nicht unberührt", erklärte Marianne Rauwald. Deshalb sei es wichtig, dass sich die Mitarbeitenden entweder selbst Ventile schafften oder über die Arbeitsstelle Beratungsangebote für die Beratenden zur Verfügung stehen.
059-2016 (jks) 4. Juli 2016