"Wer von uns hätte das je gedacht, dass wir Friedberger zur Weihnachtskrippe für Augsburger werden", sagte er in seiner Eröffnung des Weihnachtsfestgottesdienstes in der Pfarrkirche. Die Friedberger hatten ihr Pfarrzentrum als vorübergehendes Zuhause für 25 Menschen mit Behinderungen aus der Caritas-Wohnstätte Ulrichsheim in Augsburg angeboten. "Menschen aufzunehmen, das gehört zu Weihnachten", so Pater Hau. Für die Ulrichsheimerin Gisela Schick wurde die "Herbergsuche" nach Friedberg zu einem besonderen Tag. Sie feierte ihren 69. Geburtstag. Der mehr als 40 Personen starke Kirchenchor sang ihr deshalb ein Geburtstagsständchen.
Doch nicht nur die Pfarrei bot Unterkunft an, auch die beiden Caritas-Seniorenzentren St. Agnes und St. Theresia unterstützten ihre Augsburger Schwestereinrichtungen. St. Agnes hat 60 Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Seniorenzentrums St. Anna in der Augsburger Blücherstraße aufgenommen, St. Theresia 25.
Der Tag hatte für die Ulrichsheimer zwar ruhig, aber nicht ganz ohne jegliche Beunruhigung bereits um 6.00 Uhr begonnen. Um 7.30 Uhr verließen sie ihr Wohnheim. Im Pfarrzentrum der katholischen Pfarrei St. Jakob gegen 8.00 Uhr angekommen, erhielten sie zunächst Kaffee und Tee. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH - Ressort Behindertenhilfe hatten selbst Stollen und weitere Verpflegung mitgebracht.
Etwa die Hälfte der 25 Ulrichsheimer feierten dann den Festgottesdienst in der Pfarrkirche mit. Für sie hatte man die erste Reihe reserviert. Als Pater Hau sie persönlich begrüßte, fingen die Friedberger Gottesdienstbesucher spontan zum Klatschen an. Sie spürten wohl, dass Weihnachten dieses Jahr für sie alle eine besondere Bedeutung haben würde. "Weihnachten", so ihr Pfarrer, "heißt Christus aufzunehmen auch in jedem Menschen, Weihnachten heißt selber Krippe zu sein." So werde das Weihnachtsfest zu einem "feinen Gradmesser dafür, wie die Gefühle sind und wie tief sie gehen. An Weihnachten können wir auch spüren, wie die Temperatur unseres Umgangs miteinander ist."
Der Pallottiner-Pater verwies mit Stolz auf seine Gemeinde. "Als Pfarrer tut man sich leicht, ja zu sagen und die Ulrichsheimer einzuladen. Aber die Arbeit machen dann ja andere." Friedberger Bürger stifteten einen Weihnachtsbaum für das Pfarrzentrum, und die Ministranten schmückten ihn. Der Kirchenchor St. Jakob hatte gemeinsam mit dem Collegium Musicum im Festgottesdienst die Messe Gloria von Antonio Vivaldi aufgeführt. Dann ließ er sich nicht nehmen, auch für die Ulrichsheimer nach dem Gottesdienst Weihnachtslieder für die Gäste aus Ulrichsheim zu singen. Als "Zu Bethlehem geboren", "O du Fröhliche", "Es ist ein Ros entsprungen" und "Stille Nacht" erklangen, spürte man, dass diese Begegnung alle tief bewegte. Die Gäste sangen mit oder freuten sich im Stillen. Franz Minnerrath, Geschäftsführer der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH - Ressort Behindertenhilfe, bedankte sich danach bei der Pfarrei für ihre "herzliche Aufnahme". "Wir können dank Ihnen Weihnachten in einem familiären Rahmen feiern." Danach gab es Pizza für alle Bewohnerinnen und Bewohner und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas-Wohnstätte.
Auch Klaus Mayinger, Einrichtungsleiter des Caritas-Seniorenzentrums St. Agnes, war von dem Zusammenhalt nicht nur seiner Mannschaft, sondern auch mit dem ganzen Team von St. Anna begeistert. Ausdrücklich lobte er die jeweiligen Pflegedienst- und Hauswirtschaftsleitungen wie auch die Sozialstation, die am ganzen Tag alle zwei Stunden zwei bis drei Pflege- und Hauswirtschaftskräfte zur Unterstützung schickten. "Das hat alles super funktioniert, und die Stimmung ist super", erzählte er begeistert. Vergessen scheinen die vielen Termine und Absprachen im Vorfeld zu sein. Johanna Lindermayr, Hauswirtschaftsleitung von St. Agnes, erwähnt nur die Nachbestellungen für Wäsche und Bettwäsche, "falls doch eine Übernachtung nötig wird". 60 Matratzen wurden eigens geordert.
Seit 7.30 Uhr morgens, als die ersten Gäste von St. Anna in Mering ankamen, sorgte sich die Hauswirtschaft um sie wie auch selbstverständlicher Weis im selben Maß für die eigenen Bewohnerinnen und Bewohner. Mit Kaffee und Frühstück wurden die Gäste in Empfang genommen. Mayinger spielte an der E-Orgel Weihnachtsmusik. Nach dem Mittagessen konnten alle gemeinsam um 14.00 Uhr mit dem früheren Landes-Caritasdirektor Prälat Karlheinz-Zerrle Gottesdienst feiern. Und danach wieder gab es Kaffee und Kuchen, bevor der alte Spielfilm "Ave Maria" mit Zarah Leander vorgeführt wurde. "Bislang ist das für die Bewohnerinnen und Bewohner von St. Anna wie ein schöner Ausflug", sagte Mayinger.