Betroffen sind nicht nur die Menschen, die unter diesen Krankheitserscheinungen leiden, sondern auch deren Angehörige. Im südwestlichen Teil des Landkreises Augsburg können nun diese Menschen sich in Zusmarshausen Rat und Hilfe holen. Es war der Wunsch des Bezirks Schwaben, dort eine entsprechende Beratung anzubieten. Der Sozialpsychiatrische Dienst Augsburg-Land des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg e. V. hat daraufhin in Zusmarshausen eine Außenstelle eingerichtet.
Seit mehreren Wochen wirbt Ines Rösiger für das neue Angebot in Zusmarshausen. Sie verteilt Flyer in den Rathäusern, Krankenhäusern und Arztpraxen. Sie hat auch schon Klientinnen und Klienten, die zu ihr in die „alte Villa“ neben dem Caritas-Seniorenzentrum St. Albert in Zusmarshausen kommen. „Ich mache auch Hausbesuche, wenn dies erwünscht oder erforderlich ist“, sagt die Sozialpädagogin.
Rösiger wehrt sich gegen die nach wie vor bestehenden Vorbehalte gegenüber psychisch kranken Menschen. „Aussagen wie ‚Du hast nur keine Lust – geh‘ halt spazieren‘ sind wenig hilfreich“, sagt sie. „Psychisch kranke Menschen bedürfen eher Verständnis und praktische Unterstützung.“ Da von einer psychischen Erkrankung auch das soziale Umfeld betroffen ist, berät Rösiger auch Angehörige.
Die Mitarbeiterin der Caritas betont ausdrücklich, dass sie nicht eine medizinische Behandlung ersetzt. „Ich berate und begleite nur“, unterstreicht Rösiger. Doch dahinter verbirgt sich sehr viel. Sie hört zu, kann erklären, was mit einer Person los, sie motiviert KlientInnen bei Bedarf auch dazu, zu einem Facharzt zu gehen, sie berät und begleitet auch dann, wenn es gilt längere Wartezeiten bis einer Therapie zu überbrücken, und sie hat viel mehr Zeit als ein Arzt für regelmäßige Gespräche. „Ärzte vermitteln deshalb auch gerne Klienten zu uns.“ Die Beratung ist übrigens kostenfrei und unterliegt der Schweigepflicht.
Ausdrücklich weist die Sozialpädagogin darauf hin, dass eine psychische Erkrankung keine Schande ist. „Es ist einfach eine Krankheit, die halt nicht den Körper, sondern die Psyche betrifft“, betont Rösiger. Entscheidend ist deshalb wie bei allen anderen Erkrankungen auch, schnell und frühzeitig klären zu lassen, was mit einem los ist. „Wenn die Erkrankung schnell erkannt und behandelt wird, kann man sehr gut das eigene Leben stabilisieren und häufig seinem Leben nachgehen wie bisher.“