Die Nachfolge Jesu erlaube, so der Papst in seiner Botschaft zum ersten Welttag der Armen, keine andere Antwort als sich den Armen zuzuwenden. "Die Liebe erlaubt kein Alibi: Wer lieben will, wie Jesus geliebt hat, muss ganz und gar seinem Beispiel folgen. Das gilt besonders, wenn es um die Armen geht.", heißt es dort.
Der Caritasverband für die Diözese Augsburg begrüßte die Botschaft. "Sie spricht uns aus unserem Herzen", sagt Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg. Wenn Papst Franziskus darauf abhebe, dass Almosen allein nicht der Vorgabe Jesu entsprächen, "ist das genau unser Ansatz in der Caritas-Arbeit." Auch wir betrachten die Armen "nicht nur als Empfänger eines wohltätigen, einmal in der Woche zu verrichtenden Freiwilligendienstes oder von improvisierten Gesten des guten Willens". Alle diese Hilfen durch die Tafeln, Sozialkaufhäuser oder Lebensmittelpakete seien in der Tat wertvoll. "Aber", so der Diözesan-Caritasdirektor, "der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er braucht Zuspruch, Zuwendung, er verdient Respekt, Wertschätzung. Er verdient es, dass man mit ihm spricht und ihn ernst nimmt, unabhängig davon, warum er arm ist." Nur wer zuhöre, könne vom anderen lernen und so die Grundsteine für die richtige Hilfe legen.
Dass die Armut vielschichtig ist, darauf verweist Papst Franziskus selbst in seinem Schreiben: "Uns ist die große Schwierigkeit bekannt, in der heutigen Welt die Armut auf klare Weise zu identifizieren. Und doch fordert sie uns tagtäglich heraus, indem sie uns mit tausenden Gesichtern anschaut, die gezeichnet sind von Schmerz, Ausgrenzung, Missbrauch, Gewalt, Folter, Gefängnis, von Krieg, vom Entzug von Freiheit und Würde, fehlenden Bildungschancen und Analphabetismus, Gesundheitsnotlagen und Arbeitslosigkeit, Menschenhandel, Sklaverei, Exil, Elend und erzwungener Migration. Die Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern, die aus niederträchtigen Interessen ausgebeutet werden, niedergetrampelt von der perversen Logik der Macht und des Geldes. Diese grausame und nie vollständige Liste ist man gezwungen, angesichts einer Armut zusammenzustellen, die die Frucht sozialer Ungerechtigkeit sowie moralischen Elends, der Habgier weniger und der allgemein verbreiteten Gleichgültigkeit ist."
Der Caritasverband hatte sich in den vergangenen Wochen an die Pfarreien gewandt und auf den Welttag der Armen aufmerksam gemacht. "Gerne hätten wir etwas zusammen mit den Pfarreien auf die Beine gestellt, doch die Vorbereitungszeit war zu kurz", sagt der Diözesan-Caritasdirektor. Hinzu kommt, dass am Sonntag, 19. November 2017, auch der Volkstrauertag begangen wird und die Kollekte in den Gottesdiensten für das Bonifatius-Werk zugunsten der Diaspora erhoben wird. Damit dennoch das Anliegen des Papstes nicht untergeht, bittet der Caritasverband die Pfarrgemeinden das Anliegen des Welttages der Armen nicht unberücksichtigt zu lassen. Dieses Anliegen berücksichtigt der Liturgiereferent der Diözese Augsburg, Pfarrer Ulrich Müller, in seiner Handreichung für die Gestaltung des Gottesdienstes am 19. November 2017, die inzwischen der Caritasverband an die Pfarrgemeinden weitergeleitet hat.
Das Anliegen des Papstes werde für die Caritas wichtig bleiben. "Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass die Armut abnehmen wird. Im Gegenteil." so Dr. Magg. "Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass es zu einer ‚wirklichen Begegnung mit den Armen‘ kommen kann und eine ‚Haltung des Teilens‘ immer mehr zum Lebensstil unser Gesellschaft wird. Für uns als Christen gehört der Umgang mit armen Menschen schlichtweg zu unserer Glaubwürdigkeit."