Für den Bezirk Schwaben wie auch für den Augsburger Diözesan-Caritasverband war es deshalb eine logische Forderung und Folgerung, die Suchtfachambulanz in Dillingen in eine selbständige Beratungsstelle umzuwandeln. Stichtag war der 1. Januar 2017. Zuvor hatte dieses Angebot der Caritas nur den Status einer Außenstelle der Suchtfachambulanz in Donauwörth.
Das Angebot der Suchtfachambulanz der Caritas in Dillingen ist breit gefächert. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. 2016 wurden insgesamt 271 Frauen und Männer beraten und begleitet. 44 davon waren Angehörige von suchtkranken Menschen. Sie gelten als co-abhängig. Ca. 60 Prozent hatten sich wegen eines Alkoholproblems an die Suchtfachambulanz gewandt, 15 Prozent wegen ihrer Abhängigkeit von Cannabis, 25 Prozent wegen anderer Suchtstoffe, darunter die sogenannten "Legal Highs" wie zum Beispiel die "Badesalze" oder "Kräutermischungen". 40 Personen wurden wegen des hohen Grades ihrer Abhängigkeit in eine medizinische stationäre oder ambulante Rehabilitationsmaßnahme vermittelt. 17 Personen nutzten das Angebot der Nachsorge nach einer stationären Rehabilitationsmaßnahme. Insgesamt 1.198 Einzelkontakte und 437 Gruppenkontakte füllten den Kalender der Suchtfachambulanz Dillingen im Jahr 2016.
Für Sabine Schmidt belege diese Zahl, wie wichtig inzwischen die Arbeit der Suchtfachambulanz in Dillingen ist. Die Diplom-Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin hat zum 1. Januar 2017 die Leitung der Suchtfachambulanz übernommen. Auch könne die Vernetzungsarbeit vor Ort mit Ärzten, Krankenhaus, niedergelassenen Psychotherapeuten, Selbsthilfegruppen und anderen sozialen Institutionen, sowie auch den Unternehmen und Betrieben vor Ort nun etwas unkomplizierter, weil nicht mehr über die frühere Hauptstelle in Donauwörth erfolgen. In diesem Rahmen bietet die Suchtfachambulanz der Caritas in Dillingen auch Fortbildungen und Multiplikatoren-Schulungen an.
Als voll ausgebauter Dienst zählt die Suchtfachambulanz nun eine Vollzeitstelle für einen Psychologen bzw. eine Psychologin, zwei Vollzeitstellen für SozialpädagogInnen (die derzeit auf drei Mitarbeiter verteilt sind) und eine halbe Stelle für eine Verwaltungskraft.
Schmidt stemmt mit ihrem Team, darunter Renate Hausmann und Tobias Mayer als Sozialpädagogen, ein umfangreiches Angebot für alle Personen ab 18 Jahren. Das Team hat mit Formen der stoffgebundenen Abhängigkeit, also Alkohol- oder Drogenabhängigkeit genauso zu tun wie mit jenen Formen stoffungebundener Verhaltenssuchtformen. Dazu zählen Kaufsucht, Essstörungen, Computer- und Glücksspielsucht.
Ab dem 1. Januar 2017 hat die Suchtfachambulanz auch die Möglichkeit drogenabhängigen Personen unter Substitution psychosozial zu begleiten, da es auch in Dillingen einen Arzt gibt, der sich bereit erklärt hat, die Substitution mit Drogenersatzstoffen durchzuführen.
Die Klienten sind zu zwei Dritteln Männer. Der jüngste Klient ist derzeit 18 Jahre alt, der älteste 72.
Viele Klienten kämen nicht aus eigenem Antrieb, so Sabine Schmidt. Sie kommen, weil das Gericht sie dazu aufgefordert hat oder Vorgesetzte in den Unternehmen sowie Angehörige einen entsprechenden Druck aufgebaut haben. In dem dann folgenden Beratungsprozess mit sechs bis acht Terminen komme es darauf an, so Schmidts Kollegin Hausmann, die Fremdmotivation in eine Eigenmotivation umzuwandeln. "Wenn das gelingt, sind wir immer richtig froh, es macht Spaß den Veränderungsprozess zu beobachten." Doch wenn eine Eigenmotivation nicht entsteht, wissen die Suchtberater: "Dieser Mensch kommt über kurz oder lang wieder zu uns." Der traurigste Fall für sie war, als ein Mann, der bei ihr einmal in der Beratung war, im Vollrausch die Treppe hinunterstürzte und dabei zu Tode kam.
Das soziale Umfeld ist für jeden suchtabhängigen Menschen von großem Einfluss. Renate Hausmann kümmert sich deshalb im Schwerpunkt um die Angehörigenarbeit. Vor allem Frauen nutzten dieses Angebot. Sie lädt zu Einzelterminen ein. Einmal im Monat bietet sie auch ein Gruppentreffen für ganz Nordschwaben an, also auch für die Co-abhängigen Angehörigen aus Nördlingen und Donauwörth.
Wie wichtig die Motivation ist, spiegelt sich auch in dem Angebot von Motivierungsgruppen wider. Daran können Personen teilnehmen, die eine Vermittlung in eine medizinische Reha Sucht planen, um abstinent zu werden, oder auch jene, die ihr eigenes Konsumverhalten reflektieren und verändern wollen. Wegen der Nachfrage will die Suchtfachambulanz dieses Angebot flexibler gestalten. Ab dem 1. Februar 2017 kann man jederzeit nach vorheriger Anmeldung und Beratung einsteigen, denn die Gruppe wird das ganze Jahr über 14 tägig stattfinden. "Das macht es den Klienten einfacher bei uns einzusteigen", so Hausmann.
Für das Team der Suchtfachambulanz der Caritas in Dillingen ist es wichtig, die suchtabhängige Person immer als Teil seines familiären Systems zu sehen. Was hat Einfluss auf ihn, welchen Einfluss übt sie durch ihr Suchtverhalten auf andere Personen in der Familie aus, insbesondere auf die Kinder. Doch das ist nur ein Aspekt des systemischen Ansatzes. "Suchtabhängige haben oft finanzielle Sorgen, weil sie arbeitslos sind, weil eine Scheidung vorliegt oder der Partner verstorben ist", erklärt Sabine Schmidt. Andere würden versuchen ihre Depression oder Gefühle der Überforderung mit Alkohol selbst zu behandeln. Achtsamkeit für sich, aber eben auch für den Angehörigen oder auch Kollegen bzw. die Kollegin sei deshalb sehr wichtig und unerlässlich "Eine Suchtabhängigkeit ist eine Krankheit. Und wie jede andere Krankheit kostet sie Geld und birgt Folgeprobleme. Je später man anfängt, umso teurer wird sie", sagt Sabine Schmidt. Je früher also die Menschen das Angebot der Suchtfachambulanz zur Beratung und Begleitung nutzen, umso besser könnte geholfen werden. "Das ist für die betroffene Person besser, das ist auch betriebs- wie auch volkswirtschaftlich betrachtet die günstigere Lösung", ergänzt sie. Auch deshalb begrüßt sie es mit dem Augsburger Diözesan-Caritasverband, dass der Bezirk Schwaben die Suchtfachambulanz Dillingen zu einer eigenständigen Beratungsstelle erhoben hat.
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