Und die Anwohner der Umgebung können ohne störenden Autolärm von Hamb in die benachbarten Orte radeln und laufen." Dass der Weg nach Dominikus Hacks, dem Stifter von St. Bernardin, benannt wurde, ist sozusagen der ultimative Bonus.
Das Stichwort "Wege" prägt die Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderungen seit der Gründung als Mädchenschule am Ende des 19. Jahrhunderts. Davon konnten sich die Teilnehmenden der Jubiläumstour des Diözesancaritasverbandes Münster überzeugen, die die in Trägerschaft der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein befindliche Einrichtung besuchten. Heute geht es für die rund 150 Menschen mit Behinderungen, die in Sonsbeck-Hamb leben, nicht nur um Kieswege. Es geht auch um Gartenwege und natürlich Wege für die Zukunft in der Arbeit der Behindertenhilfe.
Die Gartenwege sind in St. Bernardin das Revier von Helga Kaczmarek. Sie arbeitet für den NABU und hat mit den Bewohnern von St. Bernardin ein kleines Gartenparadies verwirklicht. Finanziert vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) ist hier unter anderem ein Bauern- und ein barrierefreier Tastgarten entstanden. Der moderne Trend des Urban Gardening hat in St. Bernardin ebenfalls Einzug gehalten.
"Das ist wie Schrebergärtnern, nur ohne Verein", bringt es Helga Kaczmarek auf den Punkt. Menschen aus den umliegenden Orten haben im Garten von St. Bernardin eine Parzelle für sich bekommen und können dort nach Herzenslust "herumwurschteln", wie es Helga Kaczmarek mit einem Schmunzeln ausdrückt. So hat die Einrichtung viele Menschen angelockt, die sich nun regelmäßig auf den Weg nach St. Bernardin machen. "Die Bewohner haben über den Garten noch deutlich mehr Kontakt zu Menschen von außerhalb", hat Helga Kaczmarek festgestellt.
Das Anlocken der Menschen von nah und fern soll auch in Zukunft funktionieren und St. Bernardin mitsamt seinen Bewohnern und Mitarbeitenden stärken. Die Menschen, Mitarbeitende wie Bewohner, fühlen sich in der Einrichtung wohl und wollen, dass dies auch so bleibt. Manche der inzwischen im Rentenalter befindlichen Bewohner bezeichnen ihre Einrichtung gar als Paradies.
Damit dieser für alle Beteiligten gute Status erhalten bleibt, ist in Zukunft hoher Einsatz nötig. Norbert Killewald, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Wohlfahrtspflege, appellierte beim Besuch der Delegation an die Kommunalpolitik und den Diözesancaritasverband, sich mit aller Kraft für die Einrichtung einzusetzen. "Sie müssen immer wieder deutlich machen, warum St. Bernardin für die Region wichtig ist."
Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann nahm den Faden auf und wurde deutlich: "Die Landespolitik in NRW kann Komplexeinrichtungen wie St. Bernardin nicht die Existenzberechtigung absprechen." Dies sei nicht im Sinne der Menschen, die sich in St. Bernardin und ähnlichen Einrichtungen im Land wohl fühlten und dort bleiben wollten.
99-2016 (jks) 3. September 2016