Welche Bedürfnisse und Wünsche haben ältere Menschen in Mayen? Und wie können entsprechende Angebote gemeinsam mit lokalen Akteuren geschaffen werden? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hat das Altenzentrum St. Johannes von Mai bis Oktober 2018 eine Sozialraumanalyse in der Eifelstadt durchgeführt. Am 08.12.2018 hat die Einrichtung im Beisein von Oberbürgermeister Wolfgang Treis die Ergebnisse der Analyse präsentiert.
Nach der Begrüßung durch Geschäftsbereichsleiter Oliver Winter führte Einrichtungsleiter Volker Schröter durch das zweistündige Präsentationsprogramm. Hildegard Eynöthen, Referentin Altenhilfe und Hospiz beim Diözesan-Caritasverband Trier, hielt einen Impulsvortrag über das sozialraumorientierte Arbeiten. Anschließend präsentierte Projektleiterin Heike Becker die Ergebnisse der Sozialraumanalyse.
Die Analyse, die durch den Diözesan-Caritasverband Trier und die Stiftung Deutsches Hilfswerk gefördert wurde, hat u.a. folgende Bedarfe von älteren Menschen in Mayen zutage gebracht:
- barrierefreie Veranstaltungs- und Begegnungsräume in der Stadtmitte
- Besuchs-, Begleit- und Beratungsangebote
- zentrale Information über Dienste und Angebote
- altersgerechte Gestaltung der Wege und Straßen
- Wunsch nach Kooperation
Im Blickpunkt der Sozialraumanalyse standen die rund 2.500 im Stadtgebiet lebenden Senioren ab 65 Jahren, die aktiv im eigenen Zuhause wohnen. Die Analyse erfolgte mittels dreier Instrumente: Bestandsanalyse, Experteninterviews und Bürgerbeteiligung. Die Bestandsaufnahme umfasste unter anderem die Erhebung der Sozialstrukturdaten der 19.500-Einwohner-Stadt sowie der vorhandenen Angebotsstruktur in der Seniorenarbeit und der Altenhilfe. "Im Rahmen der Experteninterviews haben wir mit Personen und Institutionen gesprochen, die engen Kontakt zu Senioren in Mayen haben, um Bedarfe und Verbesserungspotenziale zu ermitteln", so Becker.
Um die eigentliche Zielgruppe zu befragen, veranstaltete das Altenzentrum St. Johannes eine Fragebogenaktion. Der eigens dafür entwickelte Fragebogen wurde über Kooperations- und Netzwerkpartner sowie engagierte Bürger verteilt und an verschiedenen Orten in der Stadt ausgelegt. "In dem anonymen Fragebogen haben wir beispielsweise die Wohn- und Familiensituation, die Nutzung von Freizeit- und Begegnungsangeboten, bevorzugte Fortbewegungsmittel sowie die gewünschte Unterstützung im Alltag abgefragt", so Becker. Zudem wurden Anregungen für ein seniorengerechtes, lebenswertes Mayen gesammelt.
Nun geht es darum, aus den vorliegenden Ergebnissen entsprechende Maßnahmen abzuleiten und bedarfsgerechte Angebote und Leistungen für die älteren Menschen in Mayen zu schaffen. "Empfehlenswert ist beispielsweise ein organisiertes Begegnungs- und Freizeitangebot für Senioren im Quartier, aber auch eine zentrale Anlaufstelle in Form eines integrierten Quartiersbüros, zentral in der Innenstadt", so Becker. Im nächsten Schritt gilt es, zusammen mit den verschiedenen lokalen Akteuren, interessierten Bürgern sowie Kooperations- und Netzwerkpartnern ein konkretes Konzept zu entwickeln.
Bereits Anfang des Jahres hatte das Altenzentrum St. Johannes das Projekt "Mayen - Aktiv im Alter" ins Leben gerufen, um sich in den Sozialraum weiter zu öffnen. Damit geht die Einrichtung neue Wege, um die eigenen Angebote außerhalb des stationären Bereichs weiterzuentwickeln. "Die Konzentration auf nur eine Angebotsform, nämlich die stationäre Pflege, ist nicht mehr zeitgemäß und nutzerorientiert, da sie den veränderten, stark differenzierten Lebensgewohnheiten und individuellen Bedürfnissen der Menschen nicht mehr gerecht wird", so Becker.
Das Mayener Altenzentrum möchte einerseits noch mehr Möglichkeiten für seniorengerechte innerstädtische Begegnungen schaffen. "Schon jetzt ist unser Haus ein Ort der Begegnung, an dem Gäste jederzeit herzlich willkommen sind. Davon profitieren auch unsere Bewohner", so Einrichtungsleiter Volker Schröter. Zum anderen verfolgt man einen Quartiersansatz. Demnach soll sich die Einrichtung zu einem bedeutenden Bestandteil eines Netzwerks entwickeln, in dem attraktive Angebote und individuelle Leistungen für Menschen im Alter sowie allen anderen Bevölkerungsgruppen bedarfsgerecht koordiniert und vernetzt werden. Damit kann den Senioren eine weitgehend selbstständige Lebensführung im vertrauten Umfeld ermöglicht werden.
Zusammenfassend stellt Projektleiterin Heike Becker fest: "Das Altern in Mayen kann gelingen, wenn für die Stadt ein Konzept gefunden wird, in dem die Bürger sich abgeholt und nicht abgehängt fühlen. Die essenziellen Versorgungsstrukturen in der Stadt sind vorhanden. Es bedarf eines starken Augenmerks auf den Erhalt dieser Systeme sowie zum besseren, selbstbestimmteren Leben den Ausbau und das aktive Leben einer Begegnungs-, Beratungs- und Betreuungsmöglichkeit vor Ort."