Brigitta Hofmann, Geschäftsführerin der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH - Ressort Altenhilfe, erzählte am Morgen des großen Augsburger Evakuierungstages von ihrer Begegnung. Hofmann: "Was will man mehr in solch einer Situation?" Hofmann hat selbst an den Evakuierungsmaßnahmen des Caritas-Seniorenzentrums St. Verena am Kappeltag in den frühen Morgenstunden des 25. Dezember 2016 teilgenommen.
Auch Gudrun Fink, Einrichtungsleiterin des Ulrichsheims am Caritasweg, war über den ruhigen Ablauf der Evakuierung der Menschen mit Behinderungen sehr zufrieden. "Wir hatten alles genau erklärt, und so hatten wir Gott sei Dank keinerlei Schwierigkeiten." Die Caritas-Altenhilfe und die Caritas-Behindertenhilfe hatten zuvor sich große Sorgen darüber gemacht, wie die alten und behinderten Menschen die Evakuierungsmaßnahme im Zusammenhang mit dem Bombenfund in Augsburg aufnehmen würden.
Schon um sechs Uhr waren alle Bewohnerinnen und Bewohner, die im Rollstuhl sitzen oder noch selbst gehen können, bereits fertig vorbereitet. Sie hatten ihr Frühstück eingenommen und warteten auf die Abreise. Stefanie Tomschi, ihre Stellvertreterin Andrea Braun wie auch Gudrun Schilling-Wirkner vom Sozialdienst des Hauses hatten ihre Listen dabei. An der Eingangstür wurde jede Person auf der Liste abgehakt. Mehrmals gingen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von St. Verena vor zur Caritas-Sozialstation St. Ulrich und Afra, um die Bewohnerinnen und Bewohner dorthin zu begleiten, wo sie es im großen Besprechungsraum warm hatten, bis kurz vor sieben Uhr der große Niederflubus der Stadtwerke Augsburg zur Abholung kam. Nur bei einer Bewohnerin hatte sich über Nacht der Gesundheitszustand so verschlechtert, dass am Morgen noch ein Sanitätsfahrzeug diese Person abholen musste.
Unter den Bewohnerinnen herrschte eine überraschend gute Stimmung. Ein 89-jähriger freute sich über seine junge Begleitung, die Altenpflegehelferin Herta Spielhaupter. "Wann habe ich das schon?", scherzte er. Die fast 94-jährige Margita Schmid sagte: "Man muss da durch, es geht nicht anders. Außerdem ist bisher immer alles glatt gegangen." Ihre Tochter Anita Gunia, die ihre Mutter am Arm auf dem Weg zum Ulrichsplatz stützte, freute sich, dass ihre Mutter es so locker nehme, denn sie hätte als Flüchtling aus Mähren auch den letzten Krieg sehr wohl miterlebt. Und dann sagte Christl Riederer, eine hochbetagte Dame, die ihr Alter verschwieg, etwas, was wohl die gute Stimmung am besten umschreibt. "Wir sind ja nicht allein." Elisabeth Matejcek, die seit Anfang 2016 als ehrenamtliche Helferin im Caritas-Seniorenzentrum mitarbeitet, machte sogar gemeinsam Scherze mit ihr.
Hofman zeigte sich stolz auf alle ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der CAB - Altenhilfe. "Dieses Engagement, dieser Einsatz ist einfach toll." Nicht nur die Pflegekräfte kamen alle zum Dienst, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Hauswirtschaft wie auch in der Verwaltung. Für Schilling-Wirkner ist der 25.12.2016 ein "einmaliges Weihnachten". Die Verwaltungsmitarbeiterin Petra Gabelsberger, die mit den Verkehrssicherung auf dem Ulrichsplatz übernahm, ergänzte: "Das erleben wir nur einmal in unserem Leben."
Nur im Ulrichsheim am Caritasweg war bei einer Bewohnerin etwas Angst zu spüren. Rita Sirch (61) hat keine Angehörigen mehr. So ist sie mit 24 anderen Menschen mit Behinderungen vom Ulrichsheim in rollstuhlgerechten Kleinbussen am frühen Morgen um 7.30 Uhr nach Friedberg gefahren. "So was habe ich noch nie erlebt. Ja, ich habe schon ein bisserl Angst", sagte sie besorgt. Die anderen schienen eher auf den Ausfluggespannt zu sein . "Wir hatten ihnen alles genau erklärt." So die Einrichtungsleiterin Finkel. "Deshalb hatten wir auch keine Schwierigkeiten." Am Morgen waren noch einzelne Bewohner von ihren Angehörigen abgeholt worden. Hannelore und Hans Stelzle, deren Sohn im Ulrichsheim wohnt, halfen tatkräftig mit, trugen die Lebensmittel und alle Akten mit zum Bus, bevor auch sie einen Bewohner in ihrem Privatauto mit nach Friedberg fuhren.