Bischof segnet neues Caritas - Haus - Ein besonderes Angebot der Caritas für Menschen in Not im Namen der Kirche
Schwabmünchen, 19.072024 (pca). "Ich habe nicht mehr gewusst, wie es in meinem Leben weitergehen soll. Da war nur eine tiefe Leere, in die sich immer mehr eine dunkle Angst vorschob. Jetzt aber sehe ich wieder eine Zukunft für mich. Das verdanke ich der Beratung hier bei der Caritas." Bis vor zwei Monaten musste diese Frau den Weg zum Krankenhaus Schwabmünchen gehen, denn dahinter war 15 Jahre lang das Caritas-Zentrum zur Förderung der seelischen Gesundheit des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg e. V. im einstigen und inzwischen stark renovierungsbedürftigen Schwesternwohnheim zuhause.
Seit Anfang Juli führt der Weg zur Caritas mitten ins Zentrum von Schwabmünchen. Dort hat der Diözesan-Caritasverband gegenüber der katholischen Pfarrkirche am Platz des ehemaligen Chorregentenhauses für 4,5 Millionen Euro ein neues Haus für seine drei Dienste, den Sozialpsychiatrischen Dienst, die Tagesstätte für seelische Gesundheit und die Suchtfachambulanz gebaut. Es befindet sich zudem in unmittelbarer Nachbarschaft zum Second-Hand-Laden Klamotte, der Tafel und der Wärmestube der Caritas und dem Dritte-Welt-Laden der Pfarrgemeinde.
Am Freitag spendete nun Augsburgs Bischof Dr. Bertram Meier den "Menschen, die dort ein und
ausgehen", den Segen Gottes. Er betonte in seinen Worten die Besonderheit des Hauses, da hier in der Mitte Schwabmünchens die Caritas ein Angebot im Namen der Kirche mache, das nicht das körperliche Wohl in den Mittelpunkt stellt, sondern sich der seelischen Gesundheit der Menschen widme. Er wünschte den Mitarbeitenden der Caritas, dass sie "mit Kompetenz, Professionalität, einer guten Spürnase, Sensibilität und Empathie" darauf hinwirken, "dass aus den Klienten geheilte Menschen hervorgehen." Als besonderes Geschenk brachte er im Nachklang zum diözesanen Ulrichs-Jubiläum ein Ulrichskreuz aus Rosenholz mit. Menschen mit Behinderungen in Ursberg haben es hergestellt. Der Heilige Ulrich und Augsburger Bistumspatron sei selbst ein Bischof gewesen, der sich in seiner Zeit im 10./11. Jahrhundert sehr sozial und caritativ gehandelt habe.
"Es ist ein einladendes offenes Haus", wie es Diözesan-Caritasdirektor Müller in seiner Begrüßungsrede bezeichnete. Über 700 Menschen aus Schwabmünchen, dem südlichen Landkreis Augsburg und darüber hinaus kommen und suchen den Rat und die Hilfe des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Mehr als 300 Erwachsene ab 18 Jahren suchen im Jahr den Rat, die Begleitung und die Möglichkeit einer Therapie bei der Suchtfachambulanz. 50 Personen sind bei der Tagesstätte für seelische Gesundheit angemeldet. Am Tag kommen jeweils bis zu 16 Personen. Den Auftrag der Mitarbeitenden fasst der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor mit dem Motto des Diözesan-Caritasverbandes Augsburg zusammen. "Mensch sein für Mensch". Es sei das Lebensmotto Jesu, das hier zum Tragen kommen soll.
Diözesan-Caritasdirektor Müller hob deutlich die Arbeit der Caritas für die Klienten hervor. Die Caritas-Dienste tragen dazu bei, dass die Klient*innen in ihrer Erkrankung und in ihren Belastungssituationen nicht alleingelassen werden. Durch die hochqualifizierte fachliche Beratung und Begleitung gelingt es, sie vor Rückfällen oder erneuten Einweisungen in die Bezirksklinik zu bewahren. Für Diözesan-Caritasdirektor Müller ist diese Arbeit nicht nur aus Sicht der Caritas und der Mitmenschlichkeit eine wertvolle Arbeit. "Die Gesellschaft spart durch die Suchtberatung pro Klient pro Jahr 22.691 Euro", nannte er als Beispiel. Auf die 300 Klientinnen und Klienten der Schwabmünchner Suchtfachambulanz hochgerechnet, sind das über 6,8 Millionen Euro im Jahr allein in Schwabmünchen.
Schwabmünchens Stadtpfarrer Christoph Leutgäb war letztlich mitverantwortlich, dass die Caritas am Standort des ehemaligen Chorregentenhauses neu bauen konnte. "Kirche und Caritas sind nicht zwei verschiedene Bereiche. Wir gehören zusammen", sagte er. So auch Leib- und Seelsorge. Deshalb hatte er es unterstützt, dass die Caritas gegenüber der Pfarrkirche ihr Haus bauen wollte. "Was am Rande war, sollte zu uns in die Mitte kommen", sagte er unter Verweis auf die weiteren Caritas-Angebote in unmittelbarer Nachbarschaft wie z. B. die Wärmestube und die Tafel.
Für Klaus Förster, Erster Bürgermeister Bobingens, der als Bezirksrat für den südlichen Landkreis Augsburg Bezirkstagspräsidenten Martin Sailer vertrat, sind diese drei Dienste im neuen Schwabmünchner Caritas-Haus ein "unschätzbares und wertvolles Angebot für Betroffene und eine große Bereicherung für uns alle". Die Mitarbeitenden würden hier Außerordentliches mit Herz und weitreichender Kompetenz leisten, damit Betroffene in der Dunkelheit ihrer Belastungen und Krankheiten wieder etwas Licht sehen können".
Dass neue Caritas-Haus nunmehr weg vom Stadtrande bei der Wertach-Klinik an der Weidenhartstraße mitten ins Zentrum zog, ist für Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller Grund zur Dankbarkeit. Das Haus füge sich mit dem Standort und der Gestaltung wunderbar ins Stadtbild. Für psychisch kranke Menschen und auch Menschen mit Suchterkrankungen gelinge "das Mitten in der Stadt zu sein und damit am Leben der Stadt teilzuhaben nicht mehr". Genau diese Betroffenen hole die Caritas mit ihrer Arbeit aus der Isolation mitten in die Stadt hinein. Müller schätzt Schwabmünchen dafür glücklich, dass die Caritas gerade in seiner Stadt so wertvolle Arbeit leiste.
Simone Hiller, Leitung des Sozialpsychiatrischen Dienstes Augsburg-Land in Schwabmünchen, und Marta Budna Lamla, Leitung der dortigen Suchtfachambulanz, sind jeden falls überzeugt, dass die zentrale Lage des Ortes dazu beitragen wird, "die psychischen Erkrankungen wie auch die Suchterkrankungen, die es jeder Gesellschaftsschicht und in fast jedem Alter gibt, zu enttabuisieren". Ein erster Schritt dazu wird der Tag der offenen Tür am Sonntag, 21. Juli 2024, von 13 bis 17 Uhr sein. Die Caritas-Mitarbeitenden haben dafür viele interessant gestaltete Info-Materialien vorbereitet, um mit den interessierten Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Info:
Das neue Caritas-Haus zählt auf vier Stockwerken 30 Beratungszimmer, Gruppen- und Therapieräume sowie Gemeinschaftsküchen. Das Haus ist barrierefrei durch einen Eingang auf der Stirnseite barrierefrei zugänglich. Im Haus befindet sich auch ein Lift. Auf dem Dach erzeugt eine Photovoltaik - Anlage 16 kW. Von den 4,5 Millionen Euro stammen je eine Million Euro von der Diözese Augsburg und der Caritas Stiftung Augsburg. Aktion Mensch steuerte 370.000 Euro bei, die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW 406.000 Euro. Den Rest in Höhe von über 1,72 Millionen Euro trägt der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V.