Auszubildende im PraxiseinsatzBernd Schumacher
"Es ist traurig. Nach zehn Jahren Diskussion erlebt die Pflege statt der lange erwarteten Realisierung einer zukunftsfähigen generalistischen Ausbildungsreform ein enttäuschendes politisches Schauspiel. Jetzt werden nahezu im Tagesrhythmus Kompromissvorschläge eingebracht. Diese sind wie alle Kompromisse halbherzig, dazu meist nicht zu Ende gedacht, vor allem nicht die wichtige Frage der Finanzierung. Oder sie bringen keinerlei Fortschritt, sondern einen echten Rückschritt", kommentiert Uwe Machleit, Bildungsexperte im Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP), die Situation.
Das trifft besonders auf den von der Bundestagsfraktion der Grünen erneut vorgetragenen Vorschlag zu, eine sogenannte integrierte Ausbildung einzuführen. "Die kirchlichen Altenhilfeverbände lehnen jede Aufweichung der Reform ab", sagt Dr. Hanno Heil, Vorsitzender des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD).
"Die integrierte Ausbildung führt zu getrennten Berufsabschlüssen, wodurch die Altenpflege bei der EU-Anerkennung weiter leer ausginge. Außerdem wäre der organisatorische und finanzielle Aufwand für unsere rund 200 Altenpflegeschulen enorm hoch. Das ist für kleinere Standorte kaum zu stemmen. Eine überwiegend getrennte Ausbildung ist außerdem in der heutigen zusammenwachsenden medizinischen-pflegerischen Versorgungslandschaft einfach nicht zeitgemäß, vielmehr wäre sie ein Rückschritt", erklärt Dr. Hanno Heil weiter.
Die kirchlichen Verbände warnen eindringlich vor einem Aufweichen oder Scheitern des Pflegeberufegesetzes. Die generalistische Ausbildung mit einem gemeinsamen Berufsabschluss bietet für sie eine einmalige Chance - insbesondere für die Altenpflege. Ohne den großen Wurf durch eine konsequente Reform würde eine nachhaltig zukunftsfähige Ausbildung in weite Ferne rücken. Auch die Emanzipation des Berufs durch das erstmalige Festschreiben von Vorbehaltstätigkeiten blieben auf der Strecke, ebenso wie
neue Karriereanreize. Im Wettbewerb um die sinkende Zahl der Schulabgänger, die von allen Branchen umworben werden, würde die Altenpflege mit leeren Händen dastehen. Die Verbände weisen darauf hin, dass die Folgen jetziger Fehlentscheidungen der Pflegepolitik in einigen Jahren sonst umso gravierender auf die Füße fallen werden.