Einstimmig ist ihre Antwort auf die Frage, ob das denn so einfach sei. „Vielleicht nicht immer einfach, aber einfach toll“, so ihre Antwort.
Annemarie Sommer, die als Schlosserin in einer großen Bubesheimer Produktionsfirma arbeitet, und ihr Lebenspartner Hans Müller, freiberuflicher Hausmeister, sieht man seit 2005 regelmäßig im Haus St. Radegundis in Offingen. Sie organisieren den Stammtisch, haben einen Kegelclub ins Leben gerufen und zu Sylvester und am Rosenmontag „schmeißen“ sie Partyfeiern. „Nein, das ist uns nicht zu viel“, sagt Sommer über ihr gemeinsames Engagement. „Im Gegenteil, wir haben selber viel Spaß dabei.“
Aber das ist nicht alles, warum er sich seiner Lebenspartnerin so lange schon einbringt. Das Leben in einem „Heim“, wie er das betreute Wohnen in Offingen nennt, böte einfach nicht genug Abwechslung. „Da wollen wir einfach etwas anderes anbieten.“ Die Rückmeldungen bestätigen ihn. „Wann treffen wir uns wieder? Wann machen wir wieder einen Ausflug mit unserem Kegelclub?“ Was Sommer und Müller aber am meisten bewegt – und auch sie in ihrem Engagement immer wieder bestärkt – ist die Dankbarkeit der Menschen mit Behinderung. „Da kommt viel mehr Dank zurück als von den ‚Normalen‘.“
Christine Keis ist begeistert von dem, was Sommer und Müller ihr erzählen. Sie ist bei den Albertus-Magnus-Wohnstätten der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH in Günzburg, Gundelfingen und Offingen für ehrenamtliches Engagement zuständig. „Wer sich ehrenamtlich engagiert, der will ein Stück Erfüllung für sich erreichen, auch das einbringen können, was ihm selber Spaß macht, sein Hobby zum Beispiel.“ Auch könne man etwas dazu lernen und sich im ideellen Sinn bereichern.
Diese Erfahrungen machten auch Elfriede Mack und Susanne Steinle. Mack ist Rentnerin. Sie hat seit einiger Zeit die ehrenamtliche Betreuung für einen Bewohner vom Haus Emmaus in Gundelfingen inne. Früher hatte sie als Bankkauffrau gearbeitet. Steinle ist freiberufliche Konzert- und Opernsängerin. Beide erzählen davon, wie wichtig es für sie war, zunächst einmal überhaupt mit Menschen mit Behinderungen zusammenzukommen. „Aber wenn man mal von sich aus die Unterhaltung gesucht hat, mit ihnen redet, da spürt man ganz schnell, was da an Freude wieder zurückkommt“, sagt Mack. Sie ist überzeugt: „Der erste Schritt ist nicht so schlimm, aber man muss ihn gehen.“ Mack begleitete inzwischen eine Reisegruppe nach Dresden. Sie schwärmt heute noch davon. „Sie waren einfach so lieb, so begeistert und dankbar.“
Der Konzert- und Opernsängerin Steinle ging es nicht anders. Wer die Frage stelle, was man denn mit Menschen mit Behinderungen machen könne, „ahnt nicht, wieviel da zu einem zurück kommt.“ Sie organisiert nun einen inklusiven Chor. „Singen macht Spaß und die Musik bringt Freude“, so die Profi-Musikerin. Am 5. März 2015 soll der Chor in Günzburg starten. Steinle ist sich heute schon sicher: „Wir werden viel Spaß haben.“
Wer mitmachen will, soll sich bei Christine Keis melden. Sie ist auch Ansprechpartnerin für alle Interessierte. Sie weiß, dass nicht jeder eine Reisegruppe begleiten oder im Chor mitsingen will. „Aber unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben Wünsche wie wir auch“, sagt sie. Manche wünschten sich nur eine Begleitung, um „shoppen“ oder in den Gottesdienst gehen zu können. Andere suchen eine Begleitung, um das Grab ihrer Eltern besuchen zu können. Ein anderer legt wahnsinnig gerne Puzzles und sucht deshalb Partner für einen Puzzle-Abend. „Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren“, sagt Keis. „Und vom Begriff Ehrenamt soll man sich nicht schrecken lassen“, fügt Mack hinzu. „Ich fühle mich frei, denn ich kann jederzeit ja auch sagen, dass ich einmal keine Zeit habe.“
Info und Kontakt:
Christine Keis
CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH
Fachdienst Wohnen und Offene Hilfen
Zankerstraße 1a
89312 Günzburg
Tel. 08221 20781-31
Mobil: 0151 52512067
E-Mail: C.Keis@cab-b.de