nach der Segnung des Hauses und seiner Bewohner*innen: v.l. Bischof Dr. Peter Kohlgraf, Ortspfarrer Bernd Eichler, Lars Diemer, Fachbereichsleiter Alter und Pflege, Tanja Zahn, Leiterin von St. Martha und Caritasdirektor Georg Diederich© Patricia Mangelsdorff
Mörstadt, 21. August 2020.Teilhabe und ein möglichst selbstbestimmtes Leben für Senior*innen - beides will der Wormser Caritasverband mit allen seinen Angeboten im Bereich Alter und Pflege. Eine der größten Herausforderungen für den Verband wie für unsere ganze Gesellschaft ist dabei Demenz. Jetzt gibt es mit dem Haus St. Martha in Mörstadt erstmalig eine Caritas-Einrichtung für Senior*innen im Landkreis Alzey-Worms. Zwei Wohngemeinschaften für insgesamt 24 dementiell erkrankte Menschen beherbergt sie bereits, eine Tagespflege mit 15 Plätzen wird folgen. Am 21. August 2020 feierte der Verband offiziell Eröffnung und anschließend Einweihung und Segnung durch Bischof Dr. Peter Kohlgraf.
Im Zentrum: die Lebensqualität dementiell erkrankter Menschen
"Manche Mieter fragen mich gleich morgens, ob wir wieder mit den Tieren spazieren gehen", sagt Mitarbeiterin Corinna Wilding. Eine solche Frage ist für einen an Demenz erkrankten Menschen keinesfalls selbstverständlich. Corinna Wilding ist Alpakabeauftrage von St. Martha und damit verantwortlich für die tiergestützte Therapie, die sie fast täglich mit Hilfe der inzwischen wohl berühmtesten Bewohner St. Marthas anbietet: Dank großzügiger Spender*innen leben hier fünf Alpakahengste.
Vierbeiner helfen der Seele
In der Fachwelt ist diese Therapieform hochangesehen, denn die Beziehung zu Tieren kann bei an Körper oder Seele erkrankten Menschen eine heilende oder zumindest lindernde Wirkung haben. Innerhalb weniger Monate ist der Umgang mit den Tieren zum festen Teil des Alltags von St. Martha geworden. Dass sich Senior*innen immer wieder an die Tiere und Frau Wilding erinnern zeigt, wie wichtig und bereichernd diese Therapieform für ihre Lebensqualität, für ihre Wachheit und Teilhabe ist.
Caritasdirektor Georg Diederich bei der Begrüßung© Caritasverband Worms e. V., Horst Stange
Wärme und Respekt
Genau darum geht es dem Caritasverband. Georg Diederich: "Körper, Geist und Seele - sie alle brauchen Pflege und Zuwendung. Wir versuchen, Anregungen und Impulse zu geben und Initiative zu wecken. Den Menschen wach zu halten für sein Leben und bei ihm zu sein auf der Wegstrecke - das sehen wir als unsere Aufgabe." Auch im Gespräch mit der Leiterin von St. Martha Tanja Zahn und ihren Mitarbeiterinnen hört und spürt man immer wieder: Sie alle teilen dieses Anliegen und nehmen mit Wärme und Respekt Anteil daran, wie sich ihre Mieter*innen fühlen. Sowohl Lars Diemer, beim Caritasverband Leiter des Fachbereichs Alter und Pflege, als auch Georg Diederich dankten Tanja Zahn und ihrem Team aufs herzlichste für ihren großen Einsatz beim Aufbau von St. Martha unter den schwierigen Bedingungen der Corona Pandemie.
Professionelle Einrichtungen zu den Menschen bringen
Lebensqualität und Teilhabe ziehen sich wie ein roter Faden durch die Grußworte und Gespräche des Nachmittags. Eng damit verbunden: Die Schaffung eines ländlichen, dezentralen und gleichzeitig hochprofessionellen Angebotes für dementiell erkrankte Menschen, die so in der Nähe ihrer Familien, Freunde und Nachbarn bleiben können. Mörstadt und seine Bürger*innen hätten bereits in wenigen Monaten deutlich gezeigt, dass sie die Mieterinnen und Mieter im Haus St. Martha voll und ganz in ihrer Mitte aufnehmen. Ein Beispiel: Weil einer der Mieter Mitglied im örtlichen Hühnerzuchtverein war, schenkte der Verein St. Martha Hühner besonderer Rassen und wird nun neben der Alpakaweide den dazugehörigen Stall bauen.
Katrin Anklam-Trapp, Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der SPD Landtagsfraktion, Jörg Deibert, Architekt, Georg Diederich, Caritasdirektor, Andrea Maurer, Sozialamt der Kreisverwaltung Alzey-Worms, Stephan Hammer, Ortsbürgermeister von Mörstadt, Lars Diemer, Fachbereisleiter Alter und Pflege, Corinna Wilding, Alpakabeauftrage von St. Martha, Ralph Bothe, Verbandsgemeinde-Bürgermeister © Patricia Mangelsdorff
"Bitte machen Sie weiter so!"
Katrin Anklam-Trapp, Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der SPD Landtagsfraktion hob neben ihrem großen Dank an das Pflegepersonal für seine außerordentlichen Leistungen in diesen schwierigen Zeiten diesen Aspekt der ländlichen Versorgung deutlich hervor und bat den Caritasverband: "Bitte machen Sie weiter so!"
Bei ihr wie auch anderen Vertreter*innen aus der Politik bedankte sich Georg Diederich mit viel Nachdruck für die gute Zusammenarbeit: bei Andrea Maurer vom Sozialamt der Kreisverwaltung Alzey-Worms in Vertretung für Landrat Heiko Sippel, beim Verbandsgemeinde-Bürgermeister Ralph Bothe und auch bei Stephan Hammer, dem Ortsbürgermeister von Mörstadt. Sein Dank galt auch dem Architekten Jörg Deibert und seinem Team wie auch Benjamin Maurer mit seinem Bautrupp der CariServ für den sorgfältigen Umbau des ehemaligen Hotels der Familie Keil, Anna Leonie Weyland und ihrer Stiftung und, stellvertretend für den Diözesan-Caritasverband seiner Direktorin Regina Freisberg.
Die Feierlichkeiten des Nachmittags fanden in zwei Etappen und ausschließlich im Freien statt, um die Bewohner*innen zu schützen und auch zwischen den Gästen ausreichend Abstand zu wahren. Zum Abschluss des Nachmittags segnete Dr. Bischof Peter Kohlgraf auch das Innere des Hauses mit den Menschen und schließlich auch die fünf Alpakas, die den Olivenzweig zwar anknabberten, offenbar aber wenig schmackhaft fanden.
Musikalisch begleitet wurde der Nachmittag vom Geschwisterpaar Kai und Xixi Gabel mit virtuosem Violinspiel sowie Diakon Peter Schreiber und Caritasmitarbeiter Peter Ebersberger.
Weitere Informationen
In den Wohngemeinschaften des Caritasverbandes Worms e.V. leben Seniorinnen und Senioren zusammen. Unterstützt von Fachkräften gestalten sie ihren Alltag gemäß ihren persönlichen Bedürfnissen - gemeinsam oder für sich, aktiv oder in Ruhe. So können sie so selbstbestimmt wie möglich leben und gleichzeitig so umfassend betreut oder gepflegt werden, wie es ihrer aktuellen gesundheitlichen Situation entspricht.
Von den insgesamt sieben (auf vier Häuser verteilten) Wohngemeinschaften des Caritasverbandes Worms e.V. sind vier, zwei in St. Nikolaus in Worms und zwei in St. Martha in Mörstadt, speziell auf die Bedürfnisse dementiell erkrankter Menschen abgestimmt. In St. Martha wird zusätzlich zu den WGs noch eine Tagespflege angeboten werden. Zur Zeit dienen die Räume noch bei Bedarf der Quarantäne - etwa, wenn jemand aus dem Krankenhaus nach Hause kommt. Das Projekt St. Martha konnte dank einer Förderung durch das Deutsche Hilfswerk umgesetzt werden.