Caritas-Beschäftigte erhalten bereits den Lohn, den Gesundheitsminister Spahn fordert
Augsburg/Tutzing, 13.11.2018 (pca). Regelmäßig wird nach einem einheitlichen Tarifgehalt in der Altenpflege gerufen. Das sei eine entscheidende Voraussetzung dafür, den bereits jetzt spürbaren Mangel an Pflegekräften beheben zu können. Da die Caritas keinen „Tarif-Vertrag“ dem Namen nach hat, „meinen nicht wenige unserer Klientinnen und Klienten, dass unsere Pflegekräfte schlecht bezahlt werden“, sagen einhellig Gudrun Jansen und Armin Heil. „Das stimmt aber nicht!“, betonen sie. Beide leiten eine Caritas-Sozialstation. Jansen die Sozialstation Augsburg Hochzoll Friedberg und Umgebung Ökumenische Ambulante Pflege gGmbH und Heil die Ambulante Krankenpflege Tutzing e.V.
Die Caritas hat zwar keinen „Tarif-Vertrag“ dem Namen nach. Bei ihr heißt es „Arbeitsvertragliche Richtlinien“ (AVR). Sie werden zwischen Dienstnehmern und Dienstgebern, so die Bezeichnung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ausgehandelt. Dazu gehört u.a. die Entlohnung. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes hat erst im Juli dieses Jahres deutlich gemacht, „dass die in der Pflegebeschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Caritas schon heute auf dem Niveau entlohnt werden, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordert.“ „Man verdient keineswegs schlecht in der Pflege. Und es ist ein toller Beruf“, sagen Jansen und Heil.
Der Lohn kann sich sehen lassen. Eine Pflegehelferin mit einer nur einjährigen Ausbildung zum Beispiel verdient nach kurzer Zeit 2.353,39 € (vgl. Tabelle). Eine Friseurin nach dreijähriger Ausbildung knapp 1.500 Euro. Für eine Verwaltungsangestellte wird 1.800 Euro angegeben, für einen Zimmermann etwas über 2.000 Euro (vgl. www.gehaltsvergleich.com). Eine Altenpflegerin bzw. ein Altenpfleger mit dreijähriger Ausbildung steigt mit ein wenig über 2.800 Euro ein. Werden keine weiteren Aufgaben übernommen wie z.B. die einer gerontopsychiatrischen Fachkraft oder eine Wohngruppenleitung in einem stationären Caritas-Seniorenzentrum steigt das Gehalt dennoch bereits nach zwei Jahren auf 2.972,44 €, ohne dass dabei die „tariflichen“ Gehaltserhöhungen dabei berücksichtigt sind. Nach weiteren drei Jahren steigt das Gehalt nach der aktuellen Tabelle ab dem 1. Januar 2019 auf 3.235,75 Euro. Damit wäre er in Stufe 4 angekommen. Die Stufen 5 und 6 nach vier Jahren in Stufe 3 bzw. fünf Jahren in Stufe 5 steigt dann auf 3.502,98 Euro.
Pflegedienstleitungen, Pflegekräfte mit mehreren Jahren Erfahrungen und entsprechenden Fortbildung steigen bei der der Caritas mit 3.805,37 Euro ein. Bleiben sie in ihrer Gehaltsgruppe, die auch abhängig ist von der Zahl der ihr unterstellten Pflegekräfte und damit von der Größe der Sozialstation, kann ihr Gehalt nach aktuellem Stand bis auf über 4.500 Euro steigen. Ein Fachangestellter für Medien und Informationsdienste, so das Internetportal www.gehaltsvergleich.com verdiente in Augsburg hingegen zwischen 2.255 und 2.639 Euro im Monat. Hinzu kämen, wie in den AVR geregelt, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Pflegekräfte in der ambulanten Pflege bzw. bei den Sozialstationen erhalten als „Pflegezulage“ stufenunabhängig ja nach Wochenarbeitszeit bis zu 46,02 Euro, die man erhält, wenn man eine Wochenarbeitszeit von 39 Stunde bzw. einen Vollzeitarbeitsvertrag hat.
Betrachte man die Zahlen, so die beiden Geschäftsführer, „so stimmt die Mär einfach nicht, dass man in der Pflege schlecht verdient, auf jeden Fall bei uns nicht“.
Die Sozialstationen refinanzieren die Löhne ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Wesentlichen durch die Versicherungsbeiträge, die sie für ihre Dienstleistungen für von ihnen gepflegte Menschen bei den Krankenkassen und Pflegeversicherungen verrechnen. „Und damit stecken wir als Caritas-Sozialstation in einer Zwickmühle“, sagt Jansen. Die Gebühren, die die Sozialstationen für die Pflegeleistungen erheben dürfen, werden in Verhandlungen der Pflege- und Krankenkassen mit den Wohlfahrtsverbänden jährlich verhandelt und festgeschrieben. „Wir entlohnen gut, was Politik und Gesellschaft fordern“, so Heil. „Doch die Kassen halten uns die Gebührenstruktur privater Sozialstationen als Wettbewerbsvergleich vor Augen und sagen uns dann, dass die doch günstiger arbeiten könnten‘. Wir wollen aber deshalb nicht von unserem Lohnniveau runter, denn die Pflege muss uns allen das wert sein“, sagt Heil.
Entgelttabelle nach dem AVR: