Caritas-Pflege-Dienste zeigen sich gut gerüstet für die aktuelle Lage - Beim Augsburger Caritasverband gibt es allerdings deutliche Einschnitte - U. a. die Tafel wird geschlossen
Augsburg/Kühbach/Meitingen/Memmingen/Augsburg-Hochzoll/Friedberg, 16.03.2020 (pca). "Bei uns ist die Stimmung gut, die Mitarbeiter und Bewohner haben keine Angst.", erzählt Anna Do, Auszubildende im Pfarrer-Knaus-Heim in Kühbach. Trotzdem hat die gesamte Einrichtung, also auch die Tagespflege, bis 19. April vorerst für alle Besucher geschlossen. Das geht aus einer Allgemeinen Verfügung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege hervor, die darin die Besuchsrechte für Krankenhäuser, Pflege- und Behinderteneinrichtungen einschränkt. In Kühbach tragen die Mitarbeiter jetzt alle einen Mundschutz und legen besonderen Wert auf Hygienemaßnahmen. "Gott sei Dank haben wir noch keine Engpässe beim Desinfektionsmittel."
Sandra Bartsch, die Aromaexpertin im Pfarrer-Knaus-Heim legt unterdessen Sonderschichten in ihrem Labor ein: Sie mischt nun Aroma-Raumsprays, die die Luft desinfizieren und damit es gut riecht, sowie Hautpflegeöle. Diese Raumsprays bekommen alle Mitarbeiter geschenkt. Sie dürfen und sollen sie mit nach Hause nehmen und dort verwenden. Noch gibt es in Kühbach keine Bewohner, die Anzeichen einer Grippe oder eines Corona-Virus zeigen. "Und das soll auch so bleiben", sagt Do.
Stefan Pootemans, Geschäftsführer des Johannesheim Meitingen, lobt die Professionalität seiner Mitarbeiter: "Meine Pflegerinnen und Pfleger gehen absolut professionell mit der Lage um. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar." Zwar gibt es auch hier noch keine Ansteckung mit dem Corona-Virus, aber Pootemans möchte die Ressourcen seiner Mitarbeiter schonen. "Wer weiß, was noch kommt?". Daher erledigen seine Mitarbeiter nur die nötigsten Aufgaben, sie arbeiten in Kurzschichten, beispielweise von 06:30 - 09:00 Uhr, und danach gehen sie nach Hause. "Und da sollen sie sich wirklich schonen und nicht in der Freizeit nach Italien fahren.", sagt Pootemans.
Natürlich hält sich auch das Johannesheim an das offizielle Besuchsverbot. "Trotzdem hänge ich den ganzen Tag am Telefon, weil Angehörige nachfragen, ob das Besuchsverbot auch für sie gelte", erzählt Pootemans. Genau hier sieht er auf lange Sicht das Problem. "Die Leute denken: Das bin ja nur ich. Ich bin doch nicht ansteckend. Wenn das alle sagen, hat man im Nu das Virus im Haus." Pootemans lobt die Vorgehensweise der Landes- und Staatsregierung, aber die Menschen müssten sich auch ausnahmslos daran halten. So setzt auch Pootemans die Anweisungen im Johannesheim strikt um: "Eine Mitarbeiterin hatte Anzeichen einer Grippe. Die habe ich sofort zum Arzt geschickt. Sie soll sich zwei Wochen lang auskurieren. Ich bin doch auf meine Mitarbeiter angewiesen und daher ist mir ihr Wohlergehen sehr wichtig", sagt Pootemans.
Bei der Caritas-Sozialstation Memmingen "läuft alles normal weiter", so Marion Wolf, die Pflegedienstleitung. Ihre Aussage bezieht sich auf die Pflege. Ansonsten ist doch manches anders. Ein Team des Bayerischen Fernsehen wollte vorbei schauen und über die Arbeit der Sozialstation in Zeiten der Corona-Krise berichten. Die nunmehr verschärfte Lage führte jetzt dazu, dass das Team wieder ausgeladen werden musste. "Es darf keine externe Person mehr uns besuchen. Wir wollen dadurch verhindern, dass der Virus doch irgendwie zu uns rein kommt", so Wolf. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege seien "guten Mutes und sehr gefasst". "Jeder weiß um die Situation", sagt die Pflegedienstleitung. "Aber prinzipiell ist uns das nicht fremd. Wir arbeiten im Gesundheitswesen, wir wissen um die Vorschriften seit jeher und deshalb sind wir auch gut gerüstet." Nur bei den Kunden spürt man eine Veränderung. Die Reaktionen der Pflegepersonen würden von großer Gelassenheit über Vorsicht ("ich will, dass nur meine Pflegerin kommt und niemand anders") bis hin zu Absagen reichen. Ähnlich sei die Situation in der Tagespflege Begegnungsstätte St. Antonius.
Ähnlich beschreibt Gudrun Jansen, die Geschäftsführerin und Leitung der Sozialstation Augsburg Hochzoll Friedberg und Umgebung. "Im Augenblick gibt es nichts, wovon man sagte, es ist beunruhigend". "Die Pflege läuft gut." Grund dafür ist in ihren Augen, dass die Sozialstation sehr früh, also schon vor Wochen damit angefangen, sich damit auseinanderzusetzen, was alles getan werden müsse, um die Verbreitung des Virus zu verhindern, die Pflegepersonen wie auch die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Auch in Hochzoll und Friedberg und Umgebung reagieren die Pflegepersonen wie in Memmingen. "Wenn sie uns nicht unbedingt brauchen, sagen sie uns ab."
Völlig anders gestaltet sich die Situation für den Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg e. V. Dort schloss man die Kleiderkammer wie auch die Tafel. "Gerade in unserer Tafel arbeiten viele Ehrenamtliche, die in ihrem relativ hohen Alter zur Gefährdungsgruppe gehören", erläutert Dr. Walter Semsch, Geschäftsführer dieses Caritasverbandes. In dieser Woche stellen die Ehrenamtlichen Tüten mit Lebensmitteln vor die Tür der Tafel. Nächste Woche wird dieser Dienst bis auf weiteres geschlossen. Die Nachlieferungen der Supermärkte würden derzeit ohnehin zurückgehen, so Dr. Semsch. Tagtäglich kamen auch immer viele Menschen von außen, um beim Caritasverband in der Depotstraße zu Mittag zu essen. Das ist inzwischen auch vorbei. "Die Küche mussten wir ebenfalls schließen." Die Beratungsdienste arbeiten allerdings weiter. Die pädagogische Begleitung in den Tagesstätten für suchtkranke und psychisch kranke Menschen wird ebenfalls aufrechterhalten. "Die Caritas wird auf jeden Fall diesen Notdienst bis auf weiteres gewährleisten." Dr. Semsch fügt hinzu: "Es gibt keinen Grund zur Panik."