Sich Nahrungsmittel nicht mehr leisten zu können, das war für sie der Punkt, an dem sie nie ankommen wollte. Das hieß für sie, versagt zu haben. Seit vier Jahren ist M. schon arbeitslos. Sie hat gespart, wo es nur ging. Doch das Arbeitslosengeld II reicht jetzt nicht mehr.
Insgesamt 600 Menschen in Donauwörth und Umgebung können sich dank der Tafel des Caritasverbandes für den Landkreis Donau-Ries in der Zirgesheimer Straße ausreichend und gesund in ihrem Alltag ernähren. Die Lebensmittel der Tafel sind nur eine Ergänzung. Sie ersetzen nicht den ganzen Bedarf. 249 Einzelpersonen und Bedarfsgemeinschaften mit Familien sind darauf angewiesen. Frau M. gehört dazu. „Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land und der guten Arbeitsmarktsituation gibt es nun einmal auch Menschen, die nicht davon profitieren“, sagt Branko Schäpers, Geschäftsführer des Caritasverbandes. „Unsere Aufgabe als Caritas ist es, diesen Menschen zur Seite zu stehen.“
Die Caritas-Tafel ist eine Erfolgsgeschichte der Hilfe und des sozialen Engagements in der Gesellschaft. Vor 14 Jahren startete Maria Bauer, Vorsitzende des Caritasverbandes für den Landkreis Donau-Ries e. V. die Initiative für die Tafel, und verschiedene Partner, Mitarbeiter und Ehrenamtliche reihten sich in das Engagement für das gemeinsame Ziel ein. Bauer lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wie wichtig die Hilfe der Tafel ist. Sie selbst arbeitet jede Woche ehrenamtlich bei der Lebensmittelausgabe mit.
„Allein könnten wir als Caritas die Tafel nicht stemmen“, sagt sie. Sie verweist nicht nur auf die 80 Ehrenamtlichen, die die Lebensmittel einsammeln und sortieren, damit alles sauber aufgereiht für den Donnerstag, den Tag der Ausgabe, bereit liegt. Das Gebäude in der Zirgesheimer Straße gehört der Stadt Donauwörth. Sie übernimmt mit Hilfe der städtischen Stiftung Bürger in Not die Miete. Die Caritas kommt für die laufenden Kosten für Strom, Wasser, Müllgebühren, Heizung, Gebäude- und Personalversicherung auf.
Wer in die Regale und in die großen Kühlschränke blickt, weiß, dass noch weitere Partner hier an der Seite der Armen stehen. Da sind „die großzügigen Bäcker“ in Donauwörth, so Maria Bauer. Selten sieht man so eine große und frisch gelieferte Brot- und Backwarenauslage wie hier in der Caritas-Tafel. Die Lebensmittelketten Rewe, Norma, Edeka und Aldi unterstützen die Tafel regelmäßig. Die Regale sind deshalb jeden Donnerstagmorgen voll mit Spätzle, Nudeln, Mehl, Müsli, Milch, Joghurt, Butter, Käse, Süßigkeiten, Packer-Suppen und vieles mehr bis hin zu Kosmetikwaren und Putzmittel.
Wenn die Caritas-Vorsitzende Bauer über das Angebot der Tafel spricht, gerät sie richtig ins Schwärmen. „Unsere Kunden erhalten dadurch so tolle Waren, frisch, vielfältig und gesund.“
Zusätzliche Unterstützung erfährt die Caritas-Tafel Solidarität durch die „Aktion Eichhörnchen“. Kinder und Jugendliche stehen vor den Supermärkten und bitten darum, beim Einkauf auch etwas für die Tafel mit einzukaufen. Was, das zeigt eine Vorschlagsliste, die sie dabei haben. Auch der Lions-Club wirbt unter dem Motto „1Teil mehr heute“ für Solidarität mit der Tafel beim Einkaufen.
Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg hat erst kürzlich auf die Bedeutung von Weihnachten hingewiesen. Indem Gott in Jesus Mensch wird, zeige er den Menschen, wie wichtig sie ihm sind und dass er sich um den Menschen kümmert. So sei es Aufgabe der Menschen, Gottes Beispiel zu folgen und sich dafür einzusetzen, dass es Menschen besser gehe, „damit die Welt heiler wird“. Ein gutes Beispiel, wie man diesen Auftrag auch erfüllen könne, sei die Tafel der Caritas in Donauwörth.
Für Frau M. war es in der Tat ein Stück Weihnachten, als sie den großen Beutel voller unterschiedlicher Lebensmittel in der Hand hatte. Sie hatte wie alle anderen auch nur 2,50 Euro dafür bezahlt. „So viel Obst, so viele gute Sachen für mich.“ Sie war den Tränen nahe. Und dabei konnte sie noch auswählen. Das ist für Bauer und Schäpers ein entscheidender Vorteil der neuen Tafel in der Zirgesheimer Straße. Jeder, der einen Tafel-Ausweis hat, erhält einen großen Einkaufskorb. Am Eingang ist eine Theke. Dort kann er auswählen. „Manche mögen halt nun nicht jede Käse- oder Joghurtsorte“, sagt Bauer. Das, was sie nicht wollen, kehrt dann zurück in den Tafelladen. „Nichts wird weggeschmissen, und jeder unserer Kunden darf das mit nach Hause nehmen, was er wirklich will und braucht. Nichts wird ihm aufgezwungen.“ „Wir können also wirklich sorgsam damit umgehen.“
Das Konzept stimmt. Das merkt man auch den Ehrenamtlichen an. Kein Murren, keine Klage. Sie alle arbeiten begeistert mit. Die Arbeit macht Spaß, „weil wir auch wirklich ausgestattet sind, auch mit einer Tiefkühlkammer, in der wir die Waren sehr gut erhalten können.“
Bei aller Begeisterung zeigt sich die Caritas-Vorsitzende Bauer in einem Punkt noch unzufrieden. „Es gibt so viele alte Witwen, die jedes Recht hätten, zu uns zur Tafel zu kommen. Aber sie schämen sich.“ Sie will Bauer ermutigen, über ihren Schatten zu springen „Es ist keine Schande, zur Tafel zu gehen. Niemand braucht sich zu schämen. Zu uns kommen Menschen. Und die haben in unseren Augen als Caritas alle denselben Wert.“