"Kein Flüchtling ist fremd, denn jeder hat ein Haus Gottes" - "Augschburger" Gök muss vor Priesterweihe heiraten
Augsburg, 14.02.2022 (pca). Er ist ein Neuling in der Flüchtlings- und Migrationsberatung des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes. Und er ist etwas Besonderes im ganzen Diözesan-Caritasverband. Es geht um Raphael Gök (20). Er ist Subdiakon der syrisch-orthodoxen Kirche und gehört der Augsburger Gemeinde dieser Kirche an. Beim Caritasverband wird er mit dem katholischen Diakon Ralf Eger die Aufgabe der seelsorglichen Begleitung von Flüchtlingen übernehmen. Zunächst hatte Caritas-Pfarrer Heinrich Weiß ihn ermutigt, sich beim Diözesan-Caritasverband zu bewerben. Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg setzte sich für ihn dann ein. Als die Zustimmung und Unterstützung des Bistums Augsburg vorlag, war der Weg für eine Anstellung als Flüchtlingsseelsorger für Gök frei.
Der junge Subdiakon blickt auf einen eigenen Migrationshintergrund zurück, wenn er auch vor seiner Geburt in der Vergangenheit seiner Eltern begründet liegt. Seine Vorfahren stammen aus dem Tur Abdin, der Heimat der syrisch-orthodoxen Christen im fernen Südosten der Türkei. Er selbst versteht sich als "Augschburger". Die Wurzeln seiner Berufung sieht er in seiner Kindheit. Von klein auf hatte er schon in den Gottesdiensten ministriert. "So bin ich in die Liturgie hineingewachsen. Der Glaube war mir immer wichtig, die Botschaft liegt mir am Herzen."
Der Weg in der syrisch-orthodoxen Kirche scheint ihm vorgezeichnet gewesen zu sein. Seine Ausbildung zeigte ihm allerdings eine andere Richtung auf. Vom September 2016 bis Juli 2018 machte er beim Café Werthmanns des Caritasverbandes für die Stadt Augsburg e. V. in der Depotstraße 5 in Augsburg seine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe. Während der Sommerferien besuchte er die Sommerschule des Syrisch-Orthodoxen Klosters St. Jakob von Sarug in Warburg in Nordrhein-Westfalen. Ab August 2018 bis 21. Dezember 2021 besuchte er dann das Priesterseminar des Klosters und studierte dort Theologie.
Wenn in seiner Familie jeden Tag neben Deutsch auch Aramäisch, der Muttersprache Jesu, gesprochen wurde und wird, so musste er diese Sprache im Kloster eigens studieren. "Die Sprache der Liturgie ist das sogenannte Buch-Aramäisch. Das unterscheidet sich von der heutigen Umgangssprachform", erklärt Gök. Zudem lernte er im Seminar auch die arabische Sprache, "eine gute Voraussetzung für die Flüchtlingsarbeit".
Philoxenus Mattias Nayis, Erzbischof und Patriarchalvikar der syrisch-orthodoxen Erzdiözese in Deutschland, bescheinigte ihm nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums 2021, die syrisch-aramäische Sprache lehren, syrisch-orthodoxe Religionsunterricht zu erteilen und Priester seiner Kirche werden zu dürfen.
Sprach- und Religionsunterricht erteilt er schon für die syrisch-orthodoxe Gemeinde in Augsburg. Die Erlaubnis, Priester in einer Gemeinde zu werden, hat Gök mit der Bestätigung seines Erzbischofs erhalten. Er erfüllt aber noch nicht eine wesentliche Voraussetzung. "Dazu muss ich erst heiraten", erklärt er. "Heirate ich nicht und will aber weiterhin Priester werden, dann müsste ich mich für das Leben als Mönch in einer Klostergemeinschaft entscheiden. Doch das ist nicht meine Berufung." Der junge Mann hatte Glück. Als er im Priesterseminar in Warburg war, lernte er im Ort seine zukünftige Frau kennen. Sie gehört wie er der syrisch-orthodoxen Kirche an. Im Sommer wird Hochzeit sein und damit sein Weg frei für den von ihm angestrebten Dienst als Seelsorger und Priester für die Gemeinde in Augsburg.
Jetzt arbeitet er sich noch in seine neuen verschiedenen Aufgaben als Flüchtlingsseelsorger im Referat Flüchtlings- und Migrationsberatung des Diözesan-Caritasverbandes ein. Er hat ja erst im Januar 2022 dort angefangen. Diakon Ralf Eger, Göks katholischer Kollege in der Flüchtlingsseelsorge, wird ihm dabei helfen. Seinen Kernauftrag in seinem neuen Amt hat Subdiakon Gök schon klar vor Augen. "Ich will ein offenes Ohr für die haben, die denken, sie sind fremd. Sie sind es aber nicht. Denn der Mensch, egal wohin er geht, hat ein Haus, ein Haus Gottes."