Klienten dankbar für Beratungsangebot vor Ort - Neue Besetzung wirbt für Verständnis und Toleranz: "Das sind Menschen wie Du und ich"
Meitingen, 14.08.2020 (pca). Die Suchtfachambulanz der Caritas in Meitingen war monatelang eine "Halbwaise". Die Verwaltungsstelle besetzte Barbara Gistel wie seit eh und je. Der freundliche vorurteilsfreie Erstkontakt war sicher gestellt. Eine Suchtberaterin und ein Psychologe von der Hauptstelle der Suchtfachambulanz Augsburg-Land übernahmen die telefonische Beratung. Sie waren auch in regelmäßigen Abständen vor Ort in Meitingen, berieten Klientinnen und Klienten und vermittelten bei Bedarf weitere Hilfen. Mit der Sozialpädagogin und Suchtberaterin Daniela Leinfelder ist diese Phase nun zu Ende. Sie ist nun für die Beratungsarbeit in Meitingen verantwortlich.
Leinfelder, dreifache Mutter, freut sich auf die neue Aufgabe nach ihrer Elternzeit. Ihre ersten
Beratungsgespräche zeigen ihr, wie wichtig es ist, dass die Stelle wieder besetzt ist. "Das Thema Sucht und Abhängigkeit ist ohnehin für niemanden ein angenehmes Thema. Wenn man dann noch einen unangenehm weiten Weg zu anderen Beratungsstellen hat oder Telefonate mit Personen, die man nicht kennt, führen soll, wird es für die Betroffenen nicht einfacher", sagt Leinfelder. "Die Klientinnen und Klienten sind dankbar dafür, dass die Beratung an drei Tagen in der Woche hier vor Ort wieder angeboten wird." Jedenfalls sind alle wieder gekommen. Das bestätigt auch die gute Seele der Suchtfachambulanz Barbara Gistel. Auch der Werksärztliche Dienst der großen Firmen im Norden des Augsburger Landkreises habe inzwischen signalisiert, dass sie sich über die Wiederbesetzung freuen.
Leinfelder ist das Thema Sucht nicht unbekannt. In ihrer früheren Verwendung vor ihrer Elternzeit hatte sie für die Familienhilfe gearbeitet. "Auch dort war Suchtabhängigkeit ein Thema, auch wenn nur als Nebenbaustelle." Die Kolleginnen und Kollegen des Zentrums für Seelische Gesundheit der Caritas in Schwabmünchen mit seiner Suchtfachambulanz, zu der die Beratungsstelle in Meitingen gehört, haben Leinfelder inzwischen in ihre neue Funktion gut eingearbeitet. Zusätzlich zu ihren beruflichen Aufgaben lässt sie sich zur systemischen Beraterin ausbilden. "Eine Suchtabhängigkeit ist nie etwas, das nur die suchtabhängige Person allein betrifft und belastet. Die Familie, Angehörige, Freunde und Kollegen in der Arbeit sind immer, wenn auch auf unterschiedliche Weise mit betroffen. Das gilt ganz besonders für die Partner."
Wer mit Leinfelder spricht, erfährt Wertschätzung. So spricht sie auch über ihre Klientinnen und Klienten in Worten, die Verständnis wecken wollen für deren Situation. "In deren Leben kam viel zusammen." Auch warnt sie vor dem Klischee, dass Alkoholiker jene seien, die ihr Leben unter der Brücke in Obdachlosigkeit verbringen. "Das sind vielmehr Menschen wie du und ich. Keine der Klientinnen und keiner der Klienten erfüllt das Klischee", unterstreicht sie. Sie kämen aus allen Schichten der Gesellschaft. Arbeiterinnen und Arbeiter, Landwirte, junge und ältere Menschen, Akademiker, auch sehr gut situierte Menschen, die voll und ganz in Wirtschaft und Gesellschaft integriert sind. "Das sind ganz normale Leute, die eins gemeinsam haben: Sie haben ein Problem mit ihrem Konsum."
Suchtberaterin Leinfelder wirbt dafür, bei Veranstaltungen, Vereinsfeiern oder Volksfesten oder auch nur bei privaten Grillpartys Menschen, die keinen Alkohol trinken oder trinken wollen, "einfach mit ihrem Wunsch zu akzeptieren". Man sei doch kein Spiel- oder Spaßverderber, nur weil man kein Bier trinken will. "Für Suchtkranke, die ihr Problem bewältigen wollen, ist dieser Druck, doch wie andere mit Bier oder anderem Alkohol mitzufeiern, alles andere als gut. Für sie gibt es nämlich nicht das gesunde Maß. Eine Suchterkrankung begleitet einen das ganze Leben. Es ist ein wichtiger Schritt, dies akzeptieren zu lernen. Lustig und gut drauf sein kann man sehr wohl auch ohne Alkohol."
Die Gründe, warum betroffene Frauen und Männer zu Leinfelder gehen, sind unterschiedlich. Ein Anlass kann der Verlust des Führerscheins wegen Alkohols am Steuer sein. Oder die Hausärzte schicken jemanden zu ihr, damit sie eine Reha-Maßnahme abklärt und vermittelt. Auch Angehörige melden sich bei ihr und wollen wissen, wie sie sich am besten verhalten können. "Wie verhalte ich mich, wenn meine Tochter ein Konsumverhalten zeigt, dass alles andere als gut ist? Wie gehe ich damit um, dass meine Schwester, mein Bruder zu viel trinkt oder viel zu viel Medikamente zu sich nimmt und nicht mehr davon ablassen kann? Wie muss ich das bewerten, dass mein Sohn nicht mehr vom Computer wegkommt? Oder was kann ich für mich tun?"
Leinfelder könnte trotz ihrer erst kurzen Zeit bei der Suchtfachambulanz in Meitingen viele Geschichten erzählen. Alle bestätigen eines: "Niemand ist alleine süchtig." Umso mehr wirbt sie dafür, dass man sich dem Problem der Sucht stellt - als Gesellschaft, Kommune, Verein und ganz einfach als Mitmensch. "Dann können wir nämlich das Suchtproblem gemeinsam mit den direkt Betroffenen gut anpacken und zu einer guten Lösung führen."
Die Suchtfachambulanz Meitingen berät Menschen mit Konsum-, aber auch Verhaltenssüchten bzw. -abhängigkeiten von
- Alkohol
- Medikamenten
- illegalen Drogen wie Kokain, Heroin, Ecstasy, den sogenannten "Badesalzen" oder z. B. Chrystal Meth
aber auch bei - Essstörungen wie Magersucht oder Adipositas
- Zigarettensucht.
Info und Kontakt:
Suchtfachambulanz Augsburg - Land
Außenstelle Meitingen
Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V.
Hauptstraße 56 d
86405 Meitingen
Beratungszeiten:
Dienstag 08:30-18:00 Uhr
Mittwoch 15:00-21:00 Uhr
Freitag 13:30-18:00 Uhr
Tel.: 08271 420 19 91
Fax: 08271 421 73 79
E-Mail: suchtfachambulanz.meitingen@caritas-augsburg.de