Bis zu 50 Prozent muss die Caritas aus Eigenmitteln für die Personalkosten in der Asylsozialberatung zuschießen. Gleichzeitig kann an keinem Ort davon gesprochen werden, dass die Zahl der Menschen, die von Armut betroffen sind, abnimmt. Die Beratungsstellen der Caritas sind ausgebucht. Die Caritas leistet gerne diese Hilfe. Doch sie kämpft mit dem Problem der Finanzierung. Die Spenden aus den Caritassammlungen im Jahr 2014 in Höhe von 1.515.610 Euro lagen um rund 86.000 Euro unter dem Ergebnis von 2013. Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg bittet deshalb alle Menschen im Bistum, die Caritas-Sammlung zu unterstützen und „fleißig zu spenden“. Am 1. März-Wochenende erheben die Katholischen Pfarrgemeinden in ihren Gottesdiensten die Kollekte für die Arbeit der Caritas, vom 2. bis 8. März 2015 werden viele Sammlerinnen und Sammler an den Haustüren unter dem Motto „Wir statt ich und DU“ um Spenden bitten.
Die Caritas hat ihre Spendenaktion Anfang März unter das Motto „Wir statt ich und Du“ gestellt. Was wollen Sie damit erreichen?
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Magg: Die Antwort ist ganz einfach: Wo man zusammenhält, ist die Gemeinschaft stärker. Wo die Gemeinschaft stärker ist, kann man einander auch besser unter die Arme greifen. Wo man bereit ist, auf den anderen zuzugehen, lernt man besser voneinander. Und wo man voneinander besser lernt, versteht man einander besser. Wir brauchen also eine klare Vorfahrtsregelung für mehr Solidarität!
Betrachtet man die Spendenergebnisse für die Caritassammlungen in den vergangenen Jahren, muss man feststellen, dass die Spendenbereitschaft für die Caritas abnimmt. Worauf führen Sie das zurück?
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Magg: Wir machen uns da nichts vor. Die kirchlichen Gemeinden vor Ort werden schwächer und älter. Wir haben immer weniger Sammlerinnen und Sammler. Spendenbriefe fangen zwar etwas davon ab, aber sie können einen Menschen, der aus Überzeugung sammelt, nicht ersetzen. Auch kirchliche Krisen, ob groß oder klein, wirken sich aus. Die Caritas ist in diese Entwicklung mit eingebunden. Aber wen trifft man, wenn man nicht spendet? Die Kirche oder die Caritas? Das eigentlich nicht. Wenn wir weniger Spenden erhalten, können wir auch nur weniger Menschen helfen. Das bitte ich zu bedenken.
Kommt denn die Spende tatsächlich an?
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Magg: Selbstverständlich kommt die Spende an. Die Pfarrgemeinden haben viele Möglichkeiten, mit dem ihnen zustehenden Drittel aus der Caritassammlung direkt Menschen zu helfen. Alte Frauen in extremer Armut, Alleinerziehende in einer Notsituation, Flüchtlingskinder, Flüchtlinge oder auch Obdachlose. Auch die Kreis-Caritasverbände nutzen die Spenden für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Es gibt viele Möglichkeiten.
Helfen denn die Spenden dauerhaft?
Diözesan-Caritasdirektor Dr. Magg: Wir geben keine Garantie dafür ab, dass ein Mensch, der zu uns kommt, aufgrund unserer Hilfen dann dauerhaft kein „Sozialfall“ mehr sind. Aber wir geben eine Garantie dafür ab, dass wir Menschen in Not auf Dauer die Gewissheit schenken, dass sie in ihrer Notsituation - wegen Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit, psychischer Erkrankung, Suchtabhängigkeit oder Flucht - für uns nichts anderes sind als geliebte Kinder Gottes, ausgestattet mit ihrer ureigenen einzigartigen Würde. Das ist unser erster Baustein, auf den wir aufbauen und Schritt für Schritt dazu beitragen, dass sie ihr Leben in Würde und mit neuem Lebensmut bestreiten können.