Rita Simons an der Seelentankstelle im Eingangsbereich der Caritas-Kindertagesstätte Sterntaler in GochJulia Lörcks/Caritasverband Kleve e.V.
Immer montags gibt es einen Nachschub positiver Energie an der Seelentankstelle. Mal ist es ein Foto mit einem Spruch. Mal eine kleine Geschichte. "Es kann aber auch ein Gedicht, ein Gebet oder ein Songtext sein - je nachdem, was mir gerade so in die Hände fällt. Was zur Jahreszeit, zur Stimmung oder zur allgemeinen Gemütslage passt", sagt Rita Simons. In dieser Woche ist es ein Landschaftsfoto. Ein großer Baum ist darauf zu sehen. Und die Sonne. Sie blinzelt hinter einer großen, dunklen Wolke hervor. "Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden." Mit diesem Spruch von Marc Twain begrüßt Rita Simons die Kinder, Eltern und Erzieher:innen im Eingang des Familienzentrums Sterntaler in Goch.
Rita Simons, 57 Jahre alt, ist seit vielen Jahren Erzieherin und Heilpädagogin in der Caritas-Kindertagesstätte. Vor wenigen Wochen hat sie ihre Qualifizierung zur seelsorglichen Begleitung in Kitas abgeschlossen. "Mehr als zwischen Tür und Angel" heißt dieser Zertifikatskursus, der einmal im Jahr vom Bistum Münster für pädagogische Mitarbeiter:innen in katholischen Kindertagesstätten angeboten wird. "Dabei geht es sowohl um die religionspädagogische Arbeit mit den Kindern als auch darum, Menschen zu begleiten und beizustehen. Ich gebe ihnen Raum und Zeit - und vor allen Dingen ein offenes Ohr", sagt Rita Simons. Ihre Form der seelsorgerischen Zuwendung ist unter anderem die Seelentankstelle. "Sie soll ein Ort sein, an dem man kurz innehalten und seinen Akku aufladen kann. Meine Herzensangelegenheit."
Die Sterntaler-Kinder haben ihre eigene Seelentankstelle mit einer kleinen Bank, einem Tisch samt Kerze und Schutzengel sowie einem Korb mit vielen Büchern zum Lesen.Julia Lörcks/Caritasverband Kleve e.V.
Im Familienzentrum Sterntaler in Goch gibt es sogar zwei Seelentankstellen. Eine steht im Eingangsbereich der Caritas-Kindertagesstätte und ist für alle frei zugänglich. Die andere ist in einem separaten Raum. Hier haben die Kinder mit ihrer Tankstelle, einer kleinen Bank und einem Tisch, einen Ort nur für sich. Je nach den Bedürfnissen werden dort nun Jesusgeschichten erzählt oder andere Geschichten vorgelesen. "Eben das, was zur aktuellen Situation passt", sagt Rita Simons und ergänzt: "Für die Kinder wird der Ort der Seelentankstelle greifbar und sie haben die Möglichkeit, diesen in besonderen Situationen aufzusuchen."
Rita Simons hält das Buch "Das verlorene Schaf" in der Hand. Dieses Buch haben die Kinder besonders gern.Julia Lörcks/Caritasverband Kleve e.V.
Mira Hufen, die die Caritas-Kindertagesstätte leitet, weiß das neue Angebot zu schätzen: "Durch bewusste Zitate und Geschichten der Seelentankstelle schafft es unsere Rita den Blick wieder auf das Wesentliche und Positive zu lenken." So entdecke sie immer wieder schmunzelnde Eltern und Kolleg:innen, die die Impulse für sich nutzen. Eltern wie Anna Lempa, die sich jeden Montag auf die neue Inspiration der Seelentankstelle freut: "Heutzutage, wo das Leben so schnell rast, sind solche kleinen Dinge umso wichtiger", sagt sie.
Und für diejenigen, die mehr brauchen als nur einen kleinen Impuls zwischen Tür und Angel, steht Rita Simons natürlich auch persönlich zur Verfügung. "Ich hatte in letzter Zeit schon mehrere seelsorgliche Gespräche", freut sich Rita Simons über den regen Zulauf. Dabei sei sie sowohl für Eltern als auch für Mitarbeitende eine Anlaufstelle, um Sorgen loszuwerden oder Ballast abzuwerfen. "Ich bin gut darin, in Menschen zu lesen und ihnen zuzuhören", sagt Rita Simons.
Info - Das ist die Kindertagesstätte Sterntaler in Goch
Das Familienzentrum Sterntaler ist eine dreigruppige Einrichtung für bis zu 50 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren an der Mühlenstraße 50 im Herzen der Stadt. Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit ist die ganzheitliche Förderung der Kompetenzen eines jeden Kindes. Als erstes Familienzentrum in Goch setzt die Einrichtung einen Schwerpunkt auf die Beratung und Bildung von Familien sowie auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Als "Plus-Kita" stehen außerdem Inklusion und Sprachen im Vordergrund.