Der Brand in einem Altenheim kann verheerende Folgen haben. Insbesondere die Evakuierung einer solchen Einrichtung stellt die Rettungskräfte vor eine große Herausforderung, da zum Beispiel viele der Heimbewohner auf Gehilfen angewiesen oder gar gänzlich bettlägerig sind. Damit die Bewohner im Falle einer solchen Situation aber dennoch möglichst schnell in Sicherheit gebracht werden können, stehen im Caritas-Altenzentrum St. Josef in Arzbach spezielle Rettungsdecken zur Verfügung.
Rita Schlageter, Leiterin des Altenzentrums St. Josef in Arzbach, zeigt dem stellvertretenden Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Arzbach, Jörn Wirges (rechts), wie die zu rettende Person mithilfe der Klettbänder an der Rettungsdecke auf seiner Matratze fixiert wird.Foto: Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn
Kürzlich hatte Einrichtungsleiterin Rita Schlageter die örtliche Freiwillige Feuerwehr eingeladen, um die Arzbacher Brandschützer im Umgang mit den Rettungsdecken zu schulen. "Mit der Rettungsdecke ist es möglich, einen bettlägerigen Senioren zum Beispiel in einem Brandfall durch nur eine Person innerhalb weniger Sekunden sicher und unkompliziert aus dem Gefahrenbereich zu evakuieren", erklärte Schlageter den Feuerwehrmännern, die sich zunächst in einem kurzen Film ein Bild vom Einsatz der Decken machen konnten. Für den anschließenden Praxistest hatte Rita Schlageter dann extra ein Bett aufgestellt. In dieses musste sich im Rahmen der Schulung jeder der Arzbacher Wehrleute einmal hineinlegen, um sich dann von den Kollegen "rettet" zu lassen.
Selbst Stufen und Treppen können mit der Rettungsdecke problemlos passiert werden, wie die Feuerwehrleute beim Praxistest im Treppenhaus des Altenzentrums St. Josef feststellen konnten. Foto: Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn
Die Funktion der Rettungsdecken ist relativ einfach: Unter der eigentlichen Matratze liegt eine dünne, aber sehr stabile Decke, an der lange Klettbänder sowie Griffe angenäht sind. Mit den Klettbändern kann die Person im Bett mit wenigen Handgriffen zunächst gesichert werden. Anschließend wird die zu rettende Person samt Matratze leicht angehoben, gedreht und dann sanft, aber schnell aus dem Bett gezogen. "Da die Person, die gerettet wird, auf ihrer Matratze liegt, wird der Ruck beim Herausziehen aus dem Bett abgepolstert", erläuterte Rita Schlageter den Feuerwehrleuten die Vorgehensweise. Dass die zu rettende Person dank dieser Technik auch gegen geringe Erschütterungen geschützt ist, konnten die Feuerwehrleute im Praxistest am eigen Leib erfahren: Gleich mehrmals wurden die Probanden auf ihrer Matratze nicht nur vom Bett, sondern gleich auch durch den Flur und sogar durchs Treppenhaus des Altenzentrums nach unten gezogen.
Einen Nachteil haben allerdings auch die lebensrettenden Decken: "Sie sind in der Anschaffung recht teuer", sagte die Einrichtungsleiterin und wies darauf hin, dass aus diesem Grund auch leider erst rund drei Viertel der Betten im Hause mit den Rettungsdecken ausgestattet seien. "Die Zimmer, die bereits über solche Decken verfügen, sind von außen entsprechend gekennzeichnet, damit die Rettungskräfte dies im Ernstfall sofort erkennen können", so Schlageter. Auch wenn die Decken nicht zur Pflichtausstattung eines Altenheims gehören, wolle man auch die noch fehlenden Zimmer in naher Zukunft entsprechend ausstatten, betonte die Einrichtungsleiterin.
Auch die Arzbacher Feuerwehrleute waren von den Decken begeistert. "Bei einem Brandfall muss alles sehr schnell gehen. Da hat das System mit diesen Rettungsdecken gegenüber den Rettungsdecken der Feuerwehr natürlich viele Vorteile. Beispielsweise ist der Personalaufwand gering, da eine Person genügt, um einen Menschen zu retten", sagte Jörn Wirges, stellvertretender Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Arzbach. Er befürwortete die Schulung mit der Einrichtungsleiterin sehr: "Solche praktischen Übungen sind immer besser. So können wir erste Erfahrungen sammeln, die uns bei einem möglichen Notfall eine sehr große Hilfe sind", betonte Wirges und fügte in Richtung der Gastgeberin hinzu: "Wenngleich wir natürlich alle hoffen, dass wir uns hier immer nur zu solchen Übungen wiedersehen."