Günzburg, 07.05.2014 (pca). Die Inklusion,
d.h. die Teilhabe von allen Menschen am gesellschaftlichen Leben, unabhängig
davon welche Einschränkung sie haben, kann nur dann funktionieren, wenn man
voneinander weiß und sich immer wieder auch begegnet, weil man ansonsten sich
nicht kennenlernen kann. Nach diesem Motto luden die Albertus-Magnus
Werkstätten Günzburg (AWG) schon zum dritten Mal zum „Spiel ohne Grenzen“ ein.
„Wir wollen Berührungsängste abbauen helfen“, erklärte Christine
Keis
, die den Sozialdienst der AWG leitet.
Acht Gruppen nahmen an dem Spiel ohne
Grenzen teil. Die Montessori-Schule, die Maria-Theresia-Mittelschule und die
Dominikus-Zimmermann-Realschule entsandten ihre Teams genauso wie die AWG und
das Dominikus-Ringeisen-Werk in
Ursberg
. Dass sie
alle mitmachen würden, war für sie keine Frage. „Warum auch nicht?“, brachte es
Andrea
Riepel
, Mathematik- und Physik-Lehrerin an der
Dominikus-Zimmermann-Realschule in Günzburg, auf den Punkt.
Der Auftakt war für jede Gruppe ein
besonderes Erlebnis. Andreas Eisele, der Sportfachkraft der AWG war es
gelungen, Alexander
Fangmann
, Kapitän der deutschen
Blinden-Fußballnationalmannschaft, als Schirmherr zu gewinnen. „Wie kann man
denn blind Fußball spielen? Man sieht doch nicht den Ball?“, fragte ein Kind.
Es bekam die Gelegenheit, es auszuprobieren.
Jeder Teilnehmer musste nämlich eine völlig
abgedunkelte undurchsichtige Brille aufsetzen und dann auf das Tor schießen.
Fangmann
brachte Bälle für den Blindenfußball mit. Sie sind
kleiner, aber schwerer als die normalen und in ihnen steckt eine Klingel. Denn
nur wenn der Ball Bodenhaftung hat und rollt, hört man ihn. „Wenn ihr aber das
Tor treffen wollt, braucht ihr auch noch die Hilfe anderer!“, erklärte der Fußball-Kapitän.
Je eine Person musste links bzw. rechts am Pfosten und hinter dem Tor stehen
und „links“, „Mitte“ bzw. „rechts“ rufen. „Wir Blinden sind auf unserer Gehör
ganz besonders angewiesen, ruft also deutlich und genau“, forderte
Fangmann
die Teilnehmer auf.
Vielen gelang der Schuss ins Tor, weil sie
sich auf das Hören verließen, andere waren zurückhaltender und schossen nur mit
wenig Schwung. Als ihre Lehrerin
Riepel
es versuchte,
machten sich ihre Schüler von der Dominikus-Zimmermann-Realschule einen Scherz
aus der Situation. Statt „rechts“ riefen sie „links“ bzw. andersherum und
„Mitte“ erklang von rechts außen. So schoss
Riepel
rechts am Tor vorbei. Der Kommentar von Jürgen Fischer, Gruppenleiter der AWG,
traf dann den Punkt genau auf den Kopf: „Da seht ihr, wie verlassen man ist,
wenn man sich nicht aufeinander verlassen kann.“
Dann ging es weiter in die Innenstadt auf
den
Wätteplatz
. Dort galt es, den Aktionstag von
„Aktion Mensch“ zum Leben zu bringen. Die Teilnehmer deckten den Tisch für einen
„Inklusions-Café“. Sie mussten Passanten an ihren „Frühstückstisch“ einladen.
Das gelang allerdings nur ganz wenigen. Die
Günzburgerin
Heidi
Wittlinger
setzte sich mit den Kindern an den
Tisch. „Wir feiern heute die Inklusion“, sagte ein Junge etwas vorlaut. Doch
dann musste er auch erklären, was das heißt.
Wittlinger
war jedenfalls sehr angetan von der Aktion. „Sie ist toll, aber auch ihr, weil
ihr so freundlich seid“, sagte sie zu den Jungs.
Eine Neuheit in diesem Jahr war, dass die
drei Schulen einen eigenen Stand bei sich anboten. Beim Stand der
Montessori-Schulen durften alle Teilnehmer Wimpel aus Stoff bemalen, „was er
sich gerade denkt oder fühlt“, erklärte Elisabeth
Pothmann
.
Mit ihrer Kunstaktion, deren Ergebnis sie auch beim
Guntia
-Fest
vorstellen wird, will die Montessori-Schule auf das hinweisen, „was uns reicht
macht: Wir sind bunt.“
Bei der Maria-Theresia-Mittelschule konnten
die Teilnehmer ihr Feingefühl und Geschick dabei erweisen, ob es ihnen gelang,
den
Jenga
-Turm aus rechteckigen Holzscheiten durch
Herausziehen einzelner Holzscheite immer höher wachsen zu lassen. Die Jungs der
Dominikus-Zimmermann-Realschule wurden dabei von denen der Montessori-Schule
deutlich geschlagen. Aber darauf kam es nicht an. Stefanie Lecheler,
Jugendsozialarbeiterin an der Schule, ermutigte besonders die Schwächeren und
gab damit gleichzeitig das Schlusswort zum Spiel ohne Grenzen für mehr
Inklusion in Günzburg: „Probiere es einfach aus! Du hast nichts zu verlieren!“