Krieg, Not oder auch die Umstände der Flucht haben sich tief in ihre Erinnerung eingegraben. Auch wenn sie hier in Deutschland keine Angst mehr um Leib und Leben haben müssen, finden sie schwer zurück in ein unbeschwertes Leben. Wie man mit traumatisierten Menschen umgehen kann, erläuterte nun Madeleine Strasdat Helferinnen und Helfern in der Flüchtlingsarbeit bei der Caritas in Donauwörth.
Die Mitarbeiterin des HIFF-Projektes des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg in Donauwörth
stellte dabei auch die "Stabilisierungsgruppe für Flüchtlinge mit Trauma" des HIFF-Projektes vor, die sie als Sozialpädagogin leitet. So eine Gruppe, die sich insgesamt 15 Mal je einmal wöchentlich trifft und in der Flüchtlinge einüben, mit welchen Strategien sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen können, startet demnächst wieder neu. HIFF ist das Caritas-Hilfsnetzwerk für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge.
Madeleine Strasdat wies die Helfer darauf hin, dass es völlig normal sei, wenn Menschen auf schlimme Ereignisse mit Symptomen wie Aggression, Schlaflosigkeit, Herzrasen oder Zittern reagieren. Oder dass sie große Angst empfinden. Von einem Trauma könne man sprechen, wenn diese Symptome einen Menschen plötzlich überfallen und extrem belastend werden. "Da kann es sein, dass jemand plötzlich ganz weit weg ist", beschrieb Strasdat einen traumatisierten Menschen, der aus der Realität in einen Tagtraum verfällt, "und plötzlich fünf Haltestellen mit dem Zug weiter fährt, ohne dass er es wahrnimmt".
Das Erlebte ist oft für die Flüchtlinge "unaushaltbar" und "unaussprechbar". Das spüren auch die Helferinnen und Helfer, die die Flüchtlinge begleiten. Da haben Menschen angesichts dessen, was Menschen einander antun könnten, erfahren, dass all ihre Wertvorstellungen plötzlich nicht mehr gelten. Sie haben jegliche Kontrolle über ihr eigenes Leben verloren - was ihnen große Angst macht. Wie kann man damit umgehen?
Madeleine Strasdat zählte die "stabilisierenden Faktoren" auf, die dazu beitragen können, dass traumatisierte Flüchtlinge wieder Boden unter den Füßen bekommen: ein funktionierendes soziales Umfeld, vor allem die Familie; Übungen, die helfen, ins Hier und Jetzt zurückzufinden, das Schaffen von Rückzugsräumen und eine Perspektive von Sicherheit. Die Helfer wissen jedoch aus ihrer praktischen Erfahrung mit den Flüchtlingen, wie schwer all das umzusetzen ist. Etwa wenn es für die Flüchtlinge immer wieder heißt "warten, warten, warten" - auf Entscheidungen oder auf die Anerkennung. "Das ist unmöglich!", erwiderte eine Helferin auf das Stichwort "Rückzugsräume". Sie weiß, wie eng belegt die Unterkünfte sind. "Da kann man nicht einfach so für sich sein."
Einig waren sich alle darin, dass es angesichts der schwierigen Situation der Flüchtlinge auch hier in Deutschland nicht leicht ist, zu unterscheiden, wann man von Traumata sprechen kann und wann nicht. "Bei den Irakern, die ich betreue, weiß ich, dass einfach alles durcheinander ist", so eine Helferin.
Und dennoch wollen die Helfer schauen, ob sie nicht Flüchtlingen, mit denen sie zu tun haben, die Caritas-Stabilisierungsgruppe ans Herz legen. Weitere Informationen über die Stabilisierungsgruppe bei der Caritas-Migrationsberatung, Donauwörth: 0906/99989730.