Sicherlich seien flächendeckende Tests sinnvoll, "aber es fehlen die dafür notwendigen Mitarbeitenden", sagt Diözesancaritasdirekor Heinz-Josef Kessmann. Die Leitungen der 205 Caritas-Altenheime in der Diözese sehen sich wie Rainer Schmidt-Dierkes im Altenheim der Heilig-Geist-Stiftung in Dülmen von der Landesregierung bei der Lösung dieses Konflikts allein gelassen und berichten von Überlastung.
Der tägliche Spagat zwischen Pflege und Testen berge jenseits von Corona Risiken für die Bewohner der Altenheime, die bislang wenig im Blick seien. Trotz knapper Zeit werde bei der Pflege üblicherweise die Chance für "mobilisierende Übungen" genutzt. Das beuge zum Beispiel Lungenentzündungen und Stürzen vor, erklärt Natalie Albert im Diözesancaritasverband Münster. Dieser Aspekt dürfe bei der geforderten immer höheren Testfrequenz nicht aus dem Blick geraten.
Dass die Einrichtungen anders als im Frühjahr auf jeden Fall für Besucher offen bleiben sollen, sei keine Frage, so Kessmann. Aber dies bei sich ständig verändernden und immer aufwändigeren Regelungen mit einem höchstmöglichen Schutz der Bewohner und Mitarbeitenden zu gewährleisten, sei schwierig. Aktuell sollen Mitarbeitende in der ambulanten und stationären Pflege mindestens alle drei Tage mit einem Schnelltest überprüft werden, bei hohen Inzidenzwerten in der Region sogar alle zwei Tage. Zudem sollen Bewohner, die die Einrichtung verlassen, bei Rückkehr und drei Tage danach ein weiteres Mal getestet werden.
"Wir haben definitiv nicht das Personal für mehr Tests", sagt Schmidt-Dierkes. Wolle man die Verordnungen nach Buchstaben erfüllen, müsse dafür eine Person ganztägig dafür abgestellt werden. Dafür Freiwillige zu finden, funktioniere nicht, "die sind schon im Einsatz in Testzentren und bald in Impfzentren", erklärt Natalie Albert im Diözesancaritasverband. Sie könnten sich jetzt zwar neuerdings selbst auf www.freiwilligenregister-nrw.de melden, aber Hoffnung auf Unterstützung über diese Plattform des Landes hat Albert nach den bisherigen Erfahrungen nicht.
Wenn die Landesregierung diese Vorgaben mache, müsse sie auch sagen, woher das dafür notwendige Personal kommen solle, fordert Kessmann. Seit einem Dreivierteljahr arbeiten die Pflegerinnen und Pfleger unter maximaler Belastung, "da hat niemand überflüssiges Personal", sagt Rainer Schmidt-Dierkes. Als Folge beobachtet er einen wachsenden Krankenstand, der für zusätzliche Belastungen sorge.
123-2020 (hgw) 18. Dezember 2020