Im aktuellen Zustand liegt ihm zufolge allerdings auch eine Chance. "Es gibt in wenigen Branchen bessere Chancen auf eine langfristige Einstellung als in der Pflege", ist sich Proff sicher. Auch angesichts des demographischen Wandels seien in Zukunft noch mehr Beschäftigungsmöglichkeiten in der Pflege möglich und vor allem nötig. Allein: Bei den potentiellen Angestellten und deren Vorgesetzten müsse diese Botschaft ankommen. "Die Personalakquise wird die Krankenhäuser in Zukunft noch stärker beschäftigen müssen. Pflege muss zum Dauerthema werden", sagte Prof. Dr. Michael Isfort vom Deutschen Institut für Pflegeforschung auf einer Caritas-Tagung vor Personalverantwortlichen aus katholischen Krankenhäusern.
Derzeit kursierende politische Forderungen seien jedoch wenig hilfreich und bisweilen kontraproduktiv. Die Einführung einer vorgeschriebenen Personalbesetzung per Gesetz beseitige nicht den Mangel an Fachkräften und löst deren Finanzierung schon mal gar nicht. "Nur Kennzahlen einzuführen, bringt's nicht", befindet Proff. Zudem bezweifelt er, das mehr Personal allein höhere Qualität bedeutet. "Auf den wissenschaftlichen Nachweis warten wir noch", so Proff.
Hinzu kommt der weiterhin enge finanzielle Rahmen unter dem viele Krankenhäuser arbeiten müssen. Der aktuelle Krankenhaus-Reformentwurf der Bundesregierung entziehe den Krankenhäusern im Wahljahr 2017 eine Milliarde Euro. Eine Kompensation von 330 Millionen Euro für die Pflege sei nicht nur der berühmte "Tropfen auf den heißen Stein" sondern reiner Populismus. Zudem erinnert Proff daran, dass auch die Landesregierung durch "völlig unzureichende Investitionen in die Krankenhäuser den Druck auf die Pflege massiv erhöht."
Diese Widrigkeiten auf übergeordneter Ebene dürften aber nicht davon ablenken, dass der Pflegeberuf weiterhin eine sehr wertvolle Aufgabe bleibe. "Unsere Pflegekräfte geben sehr viel und sie bekommen von den Patienten noch mehr zurück", weiß Marcus Proff. Diese Botschaft müsse ebenfalls zum "Dauerthema" werden.
065-2015 (jks) 9. Juni 2015