Pandemie, Individualisierung und Überforderungen durch das schnelle moderne Leben besondere Herausforderungen - Neue Telefonnummer
Aichach, 15.06.2022 (pca). Die Suchtfachambulanz des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg e. V. in Aichach mit ihren Außenstellen in Friedberg und Mering hat eine neue Leitung. Monika Heitzinger-Furchner hatte die Beratungsstelle viele Jahre geführt und genießt inzwischen ihre Rente. Ihre Nachfolgerin, Marta Budna-Lamla, war ihre Fachkollegin in Schwabmünchen. Budna-Lamla ist Sozialpädagogin und Suchttherapeutin und blickt auf zehn Jahre Mitarbeit in der Caritas-Suchtfachambulanz in Schwabmünchen zurück. Eine Besonderheit bringt sie mit nach Aichach. Budna-Lamla spricht Polnisch als zweite Muttersprache. "Klar also, dass ich auch in Polnisch berate."
Auch wenn der Leitungswechsel nicht damit zu tun hat, ergab sich gleichzeitig auch eine andere Neuerung. Die Telefonnummer der Suchtfachambulanz hat sich geändert.
Budna-Lamla bringt als junge Mutter von zwei Töchtern im Schulalter eine Sorge aus ihrer Beratungszeit
in Schwabmünchen mit. "Mich beschäftigt zurzeit besonders die Sorge um die Frauen, die zwar schon vor der Pandemie Alkohol zu stark konsumiert hatten, aber deren psychische Belastung durch die Sondersituationen des Home Schooling oder Home Office z.B. noch einmal mehr zugenommen hat." Die Abhängigkeit z.B. vom Alkohol als vermeintliches Mittel der Problemlösung habe sich bei ihnen verschlimmert, so ihre Beobachtung. "Im Gegensatz zu Männern läuft der Konsum bei Frauen ja heimlich ab. Und sie wollen ja immer funktionieren, auch weil sie ständig Angst haben, sie könnten ihre Kinder verlieren, wenn ihre Abhängigkeit bekannt würde." Budna-Lamla sieht in dieser Entwicklung eine Nachwirkung der Corona-Pandemie, die jetzt anfange, sich mehr und mehr zu zeigen.
Eine weitere Sorge für die Suchttherapeutin der Caritas ist, dass der missbräuchliche Konsum aufgrund der Digitalisierung der Beschaffungsmärkte z.B. bei den sogenannten Badesalzen oder dem Computerspiel sich zunehmend individualisiere. "Das war früher anders", sagt sie.
Verstärkt werde diese Entwicklung durch Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und des Arbeitslebens. Die Heterogenität des sozialen Umfelds, das Tempo des Alltags, die tägliche geforderte Flexibilität lasse viele Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen. "Es sind nicht wenige, die mit diesem Druck und diesem Tempo nicht zurechtkommen." Suchtberatung bedeute deshalb für sie nicht nur die spezifische Fachberatung zu leisten, sondern auch in den Blick zu nehmen, dass die betroffenen Menschen wieder zu sich finden können, herunterfahren "und vielleicht auch Mut zu einem Minimalismus entfalten, um sich abgrenzen zu lernen." Für Budna-Lamla eine spannende Herausforderung. "Wir werden vielleicht manches Angebot anpassen müssen."
Die neue Telefonnummer der Suchtfachambulanz der Caritas lautet: 08251 88 64 280. Auch die Faxnummer hat sich geändert: 08251 8721134