Diözesan-Caritasdirektor Dr. Magg überreicht Peer-Berater*innen Urkunde
Augsburg, 03.12.2019 (pca). Sie sind die Ersten im ganzen süddeutschen Raum. Astrid Urban, Kathleen Kirschke, Monja Voss, Andreas Tangel und Matthias Foryschowski haben an einer fünftägigen Schulung teilgenommen und sich intensiv mit ihrer neuen Rolle als Peer-Berater im Rahmen der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) für Menschen mit Behinderungen auseinandergesetzt. Das Bundesteilhabegesetz von 2017 schreibt nämlich für die EUTB vor, dass sie im Sinn der Inklusion und Teilhabe nicht nur durch klassische Berater mit pädagogischer Ausbildung ausgeübt werden soll, sondern gleichzeitig auch durch von einer Behinderung betroffene Peer-Berater.
Dass sie zu den "Ersten" gehören, liegt darin begründet, dass sie an einer Schulung teilnehmen konnten, die das Fachgebiet Behindertenhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg zusammen mit EUTB-Beraterinnen eigens für Menschen mit Lernschwierigkeiten konzipiert hatte. Bislang gibt es nämlich außer einem ähnlichen Konzept im Raum Oldenburg keine entsprechende Peerberater-Schulung, sondern nur Schulungen für Menschen mit Körperbehinderungen. Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg konnte nun nach dem Abschluss der Schulung ihnen allen eine Urkunde für den erfolgreichen Abschluss ihrer Schulung zum Peerberater überreichen.
Andreas Tangel, der zusammen mit seiner "Duo-Partnerin" Marein Richter das Berater-Team der EUTB für die Region Günzburg und Neu-Ulm bildet, freut sich schon auf seine neue Aufgabe. "Ich will Menschen helfen und ihnen etwas von meinen vielen Erfahrungen in der Behindertenschule, der Behindertenwerkstätte und auch davon, wie ich es geschafft habe, von zuhause auszuziehen, mitgeben." Auch Astrid Urban, die mit Duo-Partnerin Michaela Huber das EUTB-Team für den Landkreis Aichach-Friedberg bildet, sagt, dass es ihr am Herzen liege, anderen Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind wie sie selbst, helfen zu wollen. Mathias Foryschowski will zusammen mit seiner EUTB-Team-Beraterin Magdalena Otte Menschen mit Behinderungen beraten, "damit sie selbstständiger werden". Foryschowski und Otte sind die Ansprechpartner der EUTB der Caritas für die Stadt und den Landkreis Augsburg. Kathleen Kirschke sprüht vor Lebensfreude und freut sich schon zusammen mit ihrer Duo-Partnerin Carina Heininger auf die Gespräche im Rahmen der Beratung der Offenen Behindertenarbeit (OBA) in Donauwörth. Für Monja Voss ist es schlichtweg "ein schönes Gefühl", Menschen in einer ähnlichen Situation zur Seite stehen zu können. Voss gehört zusammen mit Sarah Zillenbiller zum Team der EUTB in Memmingen.
Die fünf Tage der Schulung waren dicht angefüllt mit Informationen. Was heißt es, ein Peer zu sein? Welche Rolle nimmt man als Betroffener für jene ein, die selbst von einer Behinderung betroffen sind? Worauf kommt es in der Beratung an? Wie schafft mein eine empathische Beratungssituation, so dass man sich auf Augenhöhe begegnet und der Ratsuchende Vertrauen schöpft? Was heißt Selbstbestimmung im Leben eines Menschen mit Behinderung, das so oft von anderen fremdbestimmt wird? Welche Rechte hat man denn? Welche Behinderungsarten gibt es den? Was muss man als Betroffener alles berücksichtigen, damit man alle Informationen erlangt, die wichtig für eigene Entscheidungen sind? Wie geht man in der Beratungssituation mit Nähe und Distanz um? Wie führt man denn ein Beratungsgespräch?
Verena Rauch, Fachgebietsleitung Behindertenhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg e. V., hatte zusammen mit ihren Kolleginnen Simone Sommer und Kathrin Schulan sowie den Beraterinnen der EUTB- und OBA-Teams erarbeitet und nun durchgeführt. "Für uns war es dabei wichtig, die Schulung im Duo durchzuführen", erklärt Rauch. "So können beide, die Beraterin und die bzw. der Peer-Berater geführte Beratungsgespräche auf einer gemeinsamen Wissensbasis reflektieren und daraus auch wieder lernen." Diese fünf Tage bilden nur die Basis-Schulung. Fünf Einzeltage zur Aufbauschulung sind bereits geplant. Sie werden in einem Abstand von acht Wochen durchgeführt. Ziel dieser Planung für die Aufbauschulung ist erneut, das Gelernte in der Praxis auszuprobieren und dann die Zeit zu haben, gemeinsam darüber sprechen zu können, wie es umgesetzt wurde und was man daraus lernte. Rauch ist jedenfalls von den Peer-Beratern schon jetzt tief beeindruckt. "Sie bringen so viel Erfahrungen, Wissen und Engagement dafür mit, anderen dabei zu helfen, ihre Probleme auch selbstbestimmt lösen zu wollen."