Zu der Mitarbeiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in der Bergbaustadt kommen beispielsweise ältere Frauen, deren Ehemann gerade verstorben ist.
"Der Mann hat zuvor alle finanziellen Dinge geregelt und dann kommen die Schulden nach seinem Tod heraus", berichtet Haslage. Kein Einzelfall: Die Zahl der Menschen, die im Alter Sozialhilfe bekommen müssen, ist auch im wirtschaftlich starken Kreis Steinfurt gestiegen.
Der SkF hat deshalb in der Schuldnerberatung ein Präventionsprojekt aufgelegt, dass sich mit Unterstützung ehrenamtlicher Berater speziell an eine ältere und oft weibliche Zielgruppe richtet. "Bisher gibt es nichts Vergleichbares", erklärt die Ibbenbürener SKF-Geschäftsführerin Barbara Kurlemann. Finanziert wird das zwei Jahre laufende Projekt mit Hilfe von Ibbenbürener Sponsoren sowie aus Innovationsmitteln des Caritasverbandes der Diözese Münster. "Der gezielte Zugang zu dieser Altersgruppe hat uns besonders überzeugt", erklärt die zuständige Referentin Ute Cappenberg.
Die finanziellen Probleme führen vor allem bei älteren Menschen in die Isolation. "Sie nehmen nicht mehr an Veranstaltungen teil oder treffen sich nicht mehr mit Freunden im Café", sagt Melanie Haslage. Schließlich brauchen sie jeden Cent, um Rechnungen zu bezahlen. Manchmal kann das sogar lebensgefährlich werden: "Statt sich wichtige Medikamente zu kaufen, sparen manche lieber für die Miete", hat Melanie Haslage beobachtet. Besonders betroffen: Frauen. Diese haben oft nicht lange in einem Beruf gearbeitet und erhalten deshalb nur kleine Renten. Wenn dann der Partner stirbt, schrumpft das Einkommen rapide.
Solche Fälle stehen stellvertretend für ein immer größer werdendes Problem in Deutschland: Altersarmut. "Die Belastungen, wie die Kosten für Haus und Auto, bleiben trotz des geringeren Einkommens bestehen", erklärt Haslage. Viele Betroffene sagten sich dann zunächst: "Ich schaffe das schon irgendwie". Wenn aber die eigenen Sparmaßnahmen nichts mehr nützen und die Menschen keinen Ausweg mehr wissen, kommen sie in die Beratung des SkF. "Da geht es erst einmal um die Sicherung der Existenz. Wir klären zum Beispiel über Ansprüche bei Ämtern auf." Zudem müssen häufig die Finanzunterlagen sortiert oder mit Gläubigern verhandelt werden.
Dabei setzt der SkF Ibbenbüren auf ehrenamtliche Hilfe. "Unsere Ehrenamtlichen bringen meist große Lebenserfahrung mit und können mit Papierkram umgehen", charakterisiert Melanie Haslage ihre Helfer. Sie werden durch die Beraterinnen des SkF regelmäßig geschult und begleitet. "So beugen wir einer Überforderung vor", erklärt Geschäftsführerin Barbara Kurlemann. Sie helfen bei der Haushaltsplanung oder begleiten die Verschuldeten zu Behörden. Aber noch anderes ist wichtig: "Die ehrenamtlichen Schuldnerberater müssen zuhören können." Dass die älteren Menschen Ihre Probleme schildern können, sei ein erster, wichtiger Schritt aus der Isolation.
128/2015 (jks) 30. Dezember 2015
Pressemitteilung
Miete oder Medikamente
Erschienen am:
30.12.2015
Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Münster e.V.
Kardinal-von-Galen-Ring 45
48149 Münster
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