Maike Krumm, Referentin Migration und Flüchtlingsarbeit bei der Caritas im Bistum Münster.Foto: Caritas im Bistum Münster
"Die Einigung über das Gemeinsame Europäische Asylsystem ist ein menschenrechtlicher Tabubruch und darüber hinaus absolut ungeeignet, die Krise der europäischen Migrationspolitik zu beenden", betont Maike Krumm, Referentin für Migration und Flüchtlingsarbeit bei der Caritas im Bistum Münster. "Das individuelle Recht auf Asyl wird missachtet", kritisiert Krumm scharf. Vielmehr gebe die Einigung rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Forderungen nach.
Die Innenministerinnen und Innenminister der EU-Mitgliedsstaaten hatten sich am vergangenen Donnerstag auf eine gemeinsame Position zu der Reform des Europäischen Asylsystems verständigt. Im Mittelpunkt steht die Einführung von Grenzverfahren an den EU-Außengrenzen mit Haftlagern. Dort soll dann - nach Möglichkeit innerhalb von zwölf Wochen - geprüft werden, ob Chancen auf Asyl bestehen. Wenn dies nicht der Fall ist, sollen die Menschen umgehend zurückgeschickt werden. Das führt laut Krumm zu massiven menschenrechtlichen Konsequenzen: Geflüchtete - darunter viele Kinder - dürften bis zu vier Monaten der Freiheit beraubt werden. Dabei würden sie weder eine angemessene Asylverfahrensberatung noch juristischen Beistand erhalten, beklagt die Caritas-Referentin.
"Viele der Menschen erleben bereits während ihrer Flucht hochgradige Traumata. Eine Inhaftierung verschlimmert die Situation zusätzlich enorm - insbesondere ohne unabhängige Unterstützung durch Nichtregierungsorganisationen", sagt Krumm. Dies sei beispielsweise in griechischen Haftzentren und geschlossenen Lagern schon jetzt so. Darüber hinaus würden Fälle von menschenrechtswidrigen Abweisungen Asylsuchender, sogenannte Pushbacks, weiter zunehmen, befürchtet die Caritas-Referentin.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 110 Tagespflegen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
027-2023 (ck) 12. Juni 2023