Dr. Christian Schmitt, Vorstand der Caritas im Bistum Münster, bei der Abschlussveranstaltung des Projekts „Werte pflegen“. Foto: Sven Mörth / Caritas im Bistum Münster
Wie begegnet ein 19-jähriger Pfleger Menschen im Altenheim - und worauf legt seine 50-jährige Kollegin wert, wenn sie mit Bewohnerinnen oder Bewohnern spricht? "In der Arbeit mit Menschen, stellt sich immer die Frage nach persönlichen Wertvorstellungen", sagt Michael Feuersenger, Referent im CaritasProjekt "Werte pflegen". In der Pflegepraxis läge eine Herausforderung beispielsweise oft darin, Generationsunterschiede innerhalb eines Pflegeteams gut zu vereinen. Um derartige Aufgaben zu lösen, brauche es Zeit und Raum. Insgesamt 14 Einrichtungen der Altenhilfe im Bistum Münster hat das Projekt "Werte pflegen" zweieinhalb Jahre erfolgreich in der Klärung ethischer und wertebezogener Fragen begleitet. Die so entstandenen einrichtungsdienlichen und persönlichkeitsförderlichen Ansätze wurden durch Prof. Dr. Michael Fischer von der Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie in Hall in Tirol wissenschaftlich begleitet.
Eine der mitwirkenden Einrichtungen ist das St. Josef-Stift in Emsdetten. Innerhalb des Projekts entwickelte das Haus einen Fragebogen für Mitarbeitende aller Berufsgruppen mit dem Ziel, mehr über den Stellenwert der Ethik im Einrichtungsalltag herauszufinden. "Wir wollen erfahren: Was ist ihnen wichtig?", heißt es. Die Ergebnisse sind im Anschluss im Rahmen eines Ethik-Cafés und eines Ethik-Tags diskutiert und weiterentwickelt worden. "Aus dieser Entdeckerperspektive heraus entstehen nun konkrete Angebote, die unsere Hausgemeinschaft weiter stärken. Dazu gehört, zukünftig regelmäßig Ethik-Cafés anzubieten, die auch Bewohnende und Angehörige einbeziehen", erklärt Einrichtungsleiterin Petra Baumann. "Wir wollen den Schwung nutzen, den das Projekt in unseren Einrichtungsalltag gebracht hat", ergänzt Pflegedienstleiterin Laura Schmitz.
"Es ist gelungen, Routinen aufzubrechen und oftmals persönlich sinnstiftende Antworten zu finden, was auch zu mehr Zufriedenheit in der eigenen Arbeit beitragen kann", sagte Dr. Christian Schmitt, Vorstand der Caritas im Bistum Münster, während der Abschlussveranstaltung des Projekts Ende April 2023. Das Projekt habe innerhalb der Dienstgemeinschaften zum Dialog angeregt und Interesse an verschiedenen Sichtweisen geweckt. Altenhilfeeinrichtungen unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von anderen Gesundheitseinrichtungen: "Hier geht es nicht um Genesung - es geht um einen Lebensort. Eines der wichtigsten Instrumente für ein gutes Miteinander ist es daher, miteinander ins Gespräch zu kommen und zu bleiben", betonte Schmitt.
"Die Ergebnisse und guten Arbeitsansätze, die im Projekt entstanden sind, möchten wir auch weiteren Altenhilfeeinrichtungen und anderen Bereichen der Gesundheitshilfe zur Verfügung stellen", sagt Dr. Boris Krause, der das gemeinsame Projekt des Caritasverbands für die Diözese Münster und des Ethikforums im Bistum Münster leitet. Dafür arbeitet das Projektteam derzeit an einer Arbeitshilfe. Wünschenswert sei es, so Krause, ethischen Fragen generell einen größeren Stellenwert in der Pflegepraxis einzuräumen, beginnend schon während der generalistischen Pflegeausbildung.
Von Recke bis Recklinghausen, von Emmerich bis Lengerich - die Caritas im Bistum Münster ist für Menschen in Notsituationen da. Ob Jung oder Alt, Alleinstehend oder Großfamilie, mit Behinderung oder Migrationshintergrund, körperlicher oder psychischer Erkrankung. Unter dem Motto "Not sehen und handeln" sind 80.000 hauptamtliche Mitarbeitende und 30.000 Ehrenamtliche rund um die Uhr im Einsatz. Für die Hilfe vor Ort sorgen 25 örtliche Caritasverbände, 18 Fachverbände des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) und 3 des SKM - Katholischer Verein für Soziale Dienste. Hinzu kommen unter anderem 68 Kliniken, rund 150 Einrichtungen der Behindertenhilfe, 205 Altenheime, 105 ambulante Dienste, 110 Tagespflegen und 22 stationäre Einrichtungen der Erziehungshilfe.
022-2023 (bü) 17. Mai 2023