Noch im September war die Aufregung groß, nun freuen sich die Träger der freien Wohlfahrtspflege im Kreis Kleve umso mehr über die Kehrtwende im Bundestag. Die Mittel für die Migrationsberatung für erwachsene Zuwander:innen (MBE) werden erhöht. "Das ist ein positives Signal für die Vielfalt in unserer Gesellschaft", freut sich auch Rita Fergen, Fachbereichsleitung Soziale Hilfen beim Caritasverband Kleve.
Rekordsumme von 81,5 Millionen Euro
Rückblick:Anlässlich des bundesweiten Aktionstages JMD/MBE am 14. September machten AWO, die beiden Caritasverbände im Kreis Kleve und der Internationale Bund (IB) als Anbieter der Jugendmigrationsdienste (JMD) im Kreis Kleve auf die geplante Mittelkürzung des Bundes aufmerksam. Immerhin waren im Haushaltsentwurf für das Jahr 2023 fast 25 Prozent weniger als für das Jahr 2022 vorgesehen. "Und das in einer Zeit, wo Zuwanderung zunimmt", sagte Hatice Öksüz, Fachdienstleiterin Integration & Migration beim Caritasverband Geldern-Kevelaer. Ihr Kollege von der AWO im Kreis Kleve wurde noch drastischer, er sagte: "Wenn die Finanzierung wackelt, müssen wir als Träger und Arbeitgeber im schlimmsten Falle kündigen." Alle waren sich einig, sie sagten: "Unsere Beratungsangebote sind in Gefahr."
Ende September hat der Haushaltsausschuss des Bundestages glücklicherweise anders entschieden. Nach Angaben der SPD-Fraktion im Bundestag wurde die Rekordsumme von insgesamt 81,5 Millionen Euro bewilligt. Das sind sogar 24 Millionen Euro mehr als im Regierungsentwurf ursprünglich vorgesehen. "Wir freuen uns sehr über die Ausweitung der Mittel für das Jahr 2023", sagt Rita Fergen und ergänzt: "Darüber hinaus braucht es mittelfristig eine Regelfinanzierung. Neuzuwanderung ist kein vorübergehendes gesellschaftliches Phänomen."
2022 bereits mehr 1500 Beratungsfälle
Zum Hintergrund: Im Kreis Kleve bieten die AWO sowie die beiden Caritasverbände Migrationsberatung für erwachsenen Zuwanderer an. 2021 wurden insgesamt 1505 Ratsuchende in 5957 Sitzungen von den Trägern beraten. 2022 (Stand: 8. September) gab es bereits 1536 Beratungsfälle in 5433 Sitzungen. "Der Bedarf ist größer als zuvor", sagt auch Hatice Öksüz vom Caritasverband Geldern-Kevelaer. Dieser Meinung ist auch Arne Jansen, Fachdienstleitung Integration & Migration bei der Caritas Kleve: "Die Migrationsberatung ist seit vielen Jahren eine feste Säule zur Verbesserung der Integration zugewanderter Menschen. Sie nimmt neben der sprachlichen auch die berufliche und soziale Integration der Menschen in den Blick. Mit dieser umfassenden Unterstützung wird der Weg in den Arbeitsmarkt für die Neuzugewanderten geebnet und ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland unterstützt. Auf diese wichtige Arbeit der Verbände ist vor allem, im Hinblick auf die aktuellen Zahlen, nicht zu verzichten."