Was es heißt, eine Offene Ganztagsschule (OGS) in Kleve zu betreiben, darüber informierte sich jüngst Marco Hendricks von den Offenen Klevern (OK). Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft in Kleve nahm damit die Einladung von Elke Kotthoff an.
Zum Hintergrund: Die Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie des Caritasverbandes Kleve hatte auf der überparteilichen Podiumsdiskussion "Klever Dialog" alle politischen Vertreter und Vertreterinnen zu einer OGS-Hospitation eingeladen. "Laufen Sie ein kleines Stück in unseren Schuhen, um zu erkennen, wo der Schuh drückt", so sagte es Elke Kotthoff Mitte März auf dem Podium im Klever Kolpinghaus. Jetzt nahm sich der erste Politiker Zeit dafür.
Marco Hendricks, der auch Mitglied im Klever Schulausschuss ist, nahm Kontakt zur Klever Caritas auf und suchte sich für seine Hospitation die Offene Ganztagsschule an der Gemeinschaftsgrundschule An den Linden in Kleve aus. "Als schulpolitischer Vertreter der OK habe ich schon einige Schulen im Stadtgebiet gesehen, in der GGS An den Linden war ich bisher noch nie. Zudem ist sie die einzige Schule im Stadtgebiet mit einem Rhythmisierten Ganztag", so begründete er seine Wahl. Dort angekommen, wurde er von Schulleiter Jens Willmeroth sowie den beiden Caritas-Mitarbeiterinnen Katja Reintjes (Fachdienstleitung Schule) und Jaqueline Castelijns (Leitung Ganztag) in Empfang genommen. Sie zeigten ihm nicht nur die Schule und ihre Räumlichkeiten, Marco Hendricks nahm ebenso am Unterricht teil.
Schulleiter Jens Willmeroth (l.) zeigt Marco Hendricks (M.) von den Offenen Klever die Räumlichkeiten der Gemeinschaftsgrundschule An den Linden – hier sind sie in der Mensa. Beim Besuch ebenfalls zugegen: Katja Reintjes von der CaritasJulia Lörcks
Denn das Besondere an der Gemeinschaftsgrundschule An den Linden ist der Rhythmisierte Ganztag, den die Caritas Kleve dort bereits seit dem Schuljahr 2018/2019 anbietet. Das heißt: Die Schüler und Schülerinnen verbringen den ganzen Tag im Klassenverband. Währenddessen wechseln sich Unterrichts- und Entspannungszeiten ab. Unterrichtet, betreut und begleitet werden sie dabei von der Klassenleitung, einer pädagogischen Fachkraft sowie einer pädagogischen Ergänzungskraft. "Wir lernen, essen, spielen, fördern und fordern gemeinschaftlich. Nachmittags kann genauso Unterricht stattfinden wie Freizeitangebote im Vormittagsbereich", so erklärt es Jaqueline Castelijns. Mittlerweile sind 14 von 15 Klassen im Rhythmisierten Ganztag. "Mit fast 370 Kindern sind wir damit die größte Ganztagsschule in NRW", sagt Jens Willmeroth.
Der Schulleiter der Klever Grundschule ist vom Konzept überzeugt: "Wir haben eine klare Rollenverteilung. Die Lehrer und Lehrerinnen sind für die Bildung, die Erziehung und die individuelle Förderung da. Die Erzieher und Erzieherinnen kümmern sich um die Betreuung, um die pädagogischen Angebote und ebenfalls um die Erziehung der Schüler und Schülerinnen." Auch Jaqueline Castelijns sagt: "Wir holen die Kinder genau dort ab, wo sie stehen und können bei Bedarf auch Unterrichts- und Freizeitangebote individuell anpassen." Davon machte sich auch Marco Hendricks ein Bild. Er nahm für ein paar Stunden in der Klasse 2a Platz. "Es ist beeindruckend, wie hier gemeinsam gearbeitet und Ganztag im Sinne der Schüler und Schülerinnen gelebt wird", sagt Marco Hendricks.
Eine Arbeit, die allerdings auch sehr personalintensiv ist, wie Katja Reintjes weiß. So beschäftigt die Caritas Kleve an der Gemeinschaftsgrundschule An den Linden insgesamt 37 Mitarbeitende. "Guter Ganztag kostet Geld", so sagt es auch Fachbereichsleitung Elke Kotthoff kurz und knapp. Sie führt weiter aus: "Der Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung für alle Grundschulkinder ist sicherlich auf den ersten Blick eine gute Nachricht für viele Eltern. Die Antwort kann aber nicht ein hastiges Entstehen von Offenen Ganztagen sein, die inhaltlich einer reinen Betreuung nachkommen, aber fachlich nicht das Ziel der Chancengleichheit verfolgen. Es braucht einen guten Ganztag."