EUTB der Caritas erhielt bei "Austausch-Bar" viel Lob und setzt auf guten Übergang
Augsburg, 1.12. 2022 (pca). EUTB - für die meisten Menschen besagt diese Abkürzung nichts. Doch für die Menschen, die eine Einschränkung, Behinderung oder chronische Erkrankung haben, steht die Abkürzung für Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung, unabhängig von Kostenträgern und von behinderungsspezifischen Vorgaben. Für sie ist die EUTB Lotse ist in der Vielfalt der Angebote und auf der Suche nach Problemlösungen für ihre Bedarfe. Denn es ist für sie, die unterschiedlichste Hilfen benötigen, nie einfach, die richtige Unterstützung zu finden und zu erhalten. Karin Kraus, Mutter zweier Töchter, die erst im jungen Erwachsenenalter erkrankten und seitdem behindert sind, kann das für sich bestätigen. "Ich musste mich erst einfinden, bei fachspezifischen Beratungsstellen erhielt ich nicht die richtige Hilfe, auch nicht für uns als Familie." Die EUTB in Augsburg habe ihr dann die Vielfalt der für ihre Töchter notwendigen und auch zustehenden Hilfen aufgetan.
Fünf Jahre lang ist nun der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg e.V. Träger der EUTB für Augsburg gewesen. Ab dem 1. Januar übernimmt die Selbsthilfegemeinschaft Pro Retina für die EUTB verantwortlich. Am Mittwochabend hatte das jetzige Team der EUTB Fachdienste, Behördenvertreter, Selbsthilfegruppen und andere Beratungsstellen anderer Träger zu einer "Austausch-Bar" eingeladen, um im Austausch einen guten Übergang für die Ratsuchenden und Klient*innen zu gewährleisten.
Dass das jetzige EUTB-Beratungssteam mit Christoph Kaut, Michaela Huber, Yvonne Wiedenmann und einigen Ehrenamtlichen und Peerberater*innen ihre Aufgabe übergeben müssen, bedauerten nicht wenige Gäste bei der Austausch-Bar. Das Team um Kaut habe die EUTB sehr schnell und nachhaltig zu einem "wichtigen Netzwerkpartner" für die Klient*innen des Integrationsfachdienstes IFD-Schwaben gemacht, betonte Eva Hohner vom IFD. Auch Caritas-Kollege Dieter Demel von der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Caritas Augsburg sagte, dass die EUTB für die OBA "eine wirkliche Ergänzung" geworden sei. Edith Almer, geschäftsführender Vorstand der MutMacherMenschen gemeinnützige eG, lobte "das unabhängige und breite Spektrum" der EUTB. "Man kann nur hoffen, dass es so weitergeht", wünscht sich Almer, die sich bei den MutMachern für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einsetzt.
DIE EUTB ist am 1. Januar 2018 in Deutschland eingeführt worden. Die Caritas in Augsburg hatte sich für die Trägerschaft der EUTB beworben und den Zuschlag erhalten. Das Beratungsangebot war damals ein Neuling in der Beratungslandschaft. Nicht wenige verfolgten die Gründung mit Skepsis, gab es doch schon eine Vielfalt von Beratungsangeboten.
Das Caritas-Beratungsteam der EUTB fing dann an, die verschiedensten Fachdienste, Einrichtungen, Beratungsstellen, Behörden und Selbsthilfegruppen aufzusuchen. Man machte sich bekannt, "gleichzeitig lernten wir aber auch die Spezifika der verschiedenen Stellen und deren Angebote kennen", wie Kaut an dem Abend der "Austausch-Bar" sagte. Ein Netzwerk des Wissens und der entsprechenden Stellen untereinander entstand. "Und das brauchten wir, denn es ist die ausgeprägte Komplexität des Hilfebedarfs, mit der wir zumeist zu tun haben und für die die EUTB auch geschaffen wurde", so Kaut. Seine Kollegin Michaela Huber bezeichnete deswegen die EUTB als "Lotse". Und gleichzeitig hätten die haupt- und ehrenamtlichen Berater*innen mit jeder Beratung selbst dazu gelernt.
Daniel Wiedenmann, Mitglied des Behindertenbeirats und Schwerbehindertenvertretung der Stadt Augsburg, war, wie er sagte, "sehr zufrieden", auf die EUTB als "zweite Meinung" zurückgreifen zu können. Das Netzwerk, das die EUTB in Augsburg aufgebaut hat, beruht auf einem Miteinander auf gleicher Ebene. Peter Brendel, Sprecher der Regionalgruppe Augsburg des Bundesverbandes Poliomyelitis e.V., erzählte davon, wie sich sein Verband mit der EUTB "gegenseitig entwickelt" hat. "Ich gab ihm Tipps, er gab mir Tipps", erinnerte er sich. Sein Verband setzt sich für die Menschen ein, die von der Virusinfektion Polyomyelitis betroffen sind, die zu einer teilweisen oder vollständigen Lähmung führen kann.
Miteinander auf Augenhöhe sich auszutauschen und zu helfen, dieses Prinzip galt auch für die Beratung selbst. Yvonne Wiedenmann, "mit Rollstuhl flexibel", wie sie sich selbst beschreibt, erinnerte sich an Beratungssituationen, in den sich Betroffene ihr gegenüber schneller öffneten, weil sie selbst behindert ist. "Peerberater*innen", Selbstbetroffene, waren deshalb fester Bestandteil der Beratung der EUTB. "Wir haben so etwas wie Empowerment geschaffen", blickt sie stolz zurück.
Nun wünscht sie sich, "dass es so weitergeht, wie es jetzt aufhört, dass das neue EUTB-Team von Pro Retina auch den Mut hat, das Wissen, das schon da ist, zu nutzen und weiter auszubauen". Pro Retina war zur "Austausch-Bar" eingeladen. Doch trotz Zusage ihrer Teilnahme war leider kein Vertreter zur "Austausch-Bar" gekommen. Für Otto Bachmeier, Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Augsburg e.V., bedauerte dies wie Kaut. Aber entscheidend sei letztlich, "dass wir im Sinn der EUTB ergänzend voneinander lernen und daraus neue Wege ableiten, keine Strukturbrille aufsetzen, sondern unabhängig davon im Miteinander die Lösungsqualität für die Klient*innen ständig verbessern ".