"Für die Kinder ist es eine sehr schwierige Situation", erklärt Dorothee Rotter, Bereichsleitung teilstationärer Angebote der Jugendhilfe Werne.
Manche Eltern flüchteten sich in Ausreden, andere wiederum nennen zwar die medizinischen Begriffe, erklären sie aber nicht. Viele Kinder ziehen sich dann zurück, laden keine Freunde mehr nach Hause ein und bleiben verständnislos zurück. "Ein Mädchen sagte während der Gruppenarbeit zu mir: "Mama hat Bora-Bora." Sie meinte das Borderline-Syndrom", erinnert sich Petra Stephan, die das Gruppenangebot "Regenbogentage" mit durchgeführt hat und das jetzt mit 2.500 Euro aus dem Stiftungsfonds "Frühtraumatisierung - Hilfe und Prävention" der Caritas GemeinschaftsStiftung gefördert wurde.
Denn genau bei diesen Wissenslücken und dem richtigen Verhalten in schwierigen Situationen setzt die Gruppe "Regenbogentage" an. "Wir wollen die Kinder stark machen und ihnen helfen mit den Krankheiten ihrer Eltern umzugehen", erklärt Petra Stephan. Dafür basteln die Kinder beispielsweise eine persönliche Schatzkiste, die sie nicht nur mit motivierenden Bildern gestalten und füllen, sondern auch mit Telefonnummern für den Notfall. "Das kann der Kinderschutzbund sein, aber auch eine Tante der Kinder", berichtet Stephan.
Bei den "Regenbogentagen" merken die Kinder zudem, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind. "Die Gruppe bietet einen sicheren Ort, um über Dinge zu reden, die sonst tabuisiert werden", hat Stephan beobachtet. Einige Kinder kommen auch noch nach Ende der Stunde mit ihren Fragen zu den Pädagogen. "Wir merken, dass die Kinder Vertrauen fassen", sagt Stephan. Ein zweiter wichtiger Teil der "Regenbogentage" ist die Arbeit mit den Eltern. "Wir geben den Eltern Rückmeldung zu ihrem Kind und zeigen ihnen Möglichkeiten zur kindgerechten Aufklärung über psychische Erkrankungen", erklärt Petra Stephan.
Es ist diese Mischung aus kreativem Umgang mit dem schwierigen Thema und dem Zugang zu den Eltern, der auch Dr. Helga Terwey-Weber überzeugte. "Mit kreativen Ideen kann man die Kinder emotional erreichen", erklärte die Stifterin des Fonds "Frühtraumatisierung - Hilfe und Prävention", die selbst als Kinder- und Jugendpsychiaterin arbeitet. Nicht zu wissen, wie die eigene Mutter reagiert, könne für Kinder traumatisch sein. Deshalb seien Projekte wie die "Regenbogentage" so wichtig.