Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes 09.11.99 |
Mahner des sozialen Friedens und Brückenbauer über Trennendes hinweg |
Kultusministerin Schavan überreicht Bundesverdienstkreuz an Hellmut Puschmann |
FREIBURG. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Hellmut Puschmann, hat vom Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen bekommen. Am Dienstag überreichte ihm die Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg, Dr. Annette Schavan, in der Freiburger Caritas-Zentrale diese Auszeichnung. Es sei von besonderer Bedeutung, so betonte die Ministerin, dass Puschmann diese Ehrung gerade am 9. November, dem zehnjährigen Gedenktag des Falls der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland, erhalte; verkörpere er doch in seiner Person die Öffnung und den Brückenschlag zwischen den über 40 Jahre hinweg getrennten Teilen des deutschen Volkes.
Mit Puschmanns Wahl zum Präsidenten im Mai 1991 sei erstmals eine Persönlichkeit aus Ostdeutschland an die Spitze einer großen gesamtdeutschen Organisation berufen worden. Innerhalb und außerhalb der Kirche sei dies ein ermutigendes Signal gewesen, betonte Schavan. Mit seinem Dienst nicht nur an der organisatorischen, sondern vor allem an der inneren Zusammenführung der Caritas in Deutschland habe er schon früh ein wegweisendes Zeichen gesetzt, dass der Einigungsprozeß trotz vieler Schwierigkeiten gelingen könne und den Menschen in ihren fundamentalen Bedürfnissen nach einem Leben in Freiheit und mit demokratischen Grundrechten zugute komme. Dass die Kirche und ihre Caritas diese Zusammengehörigkeit auch in den Jahren der Trennung stets gepflegt habe, schmälere diesen Verdienst nicht. Vielmehr habe es Puschmann für sein späteres Amt geradezu prädestiniert, dass er als langjähriger Direktor der Zentralstelle des Deutschen Caritasverbandes in OstBerlin einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet habe.
Aufgrund seines sensiblen Gespürs für die Bedrohung von Menschenwürde und für die äußere und innere Not der Menschen habe sich Puschmann als Caritaspräsident an die Spitze der Bemühungen seines Verbandes um soziale Gerechtigkeit gestellt, sagte Schavan. Durch ihre Untersuchungen zu Armut und Reichtum in Deutschland habe sich die deutsche Caritas in den neunziger Jahren in besonderer Weise profiliert. Als ihr oberster Repräsentant habe Puschmann immer wieder auf den drohenden Riß in der Gesellschaft und auf die Gefährdung des sozialen Friedens hingewiesen. Mit Worten, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließen, habe er an die soziale Verantwortung und Solidarität aller appelliert. "Damit haben Sie sich nicht überall nur Freunde gemacht", betonte die Ministerin. Aber es zeichne ihn aus, dass er diesem Anliegen und darin sich selbst treu geblieben sei. Allerdings habe er auch immer die Polarisierung zu überwinden gesucht. Nicht die marktschreierischen Schlagzeilen seien sein Markenzeichen, sondern die Aufmerksamkeit für die leisen Zwischentöne, die Bereitschaft zum Gespräch über die Meinungsgrenzen hinweg und die Offenheit für die Argumente der Andersdenkenden. Auch hierin zeige sich die Fähigkeit des Geehrten, Vermittler und Brückenbauer zu sein.