Es ist schon eine besondere Herausforderung, auf die sich Paare, Familien und Einzelpersonen einlassen, wenn sie ein Pflegekind bei sich aufnehmen. Freude am Zusammenleben mit Kindern, Offenheit, Toleranz und Gelassenheit sind gute Voraussetzungen dafür. Im Bistum Münster haben Im Jahr 2014 insgesamt 62 Kinder ein neues Zuhause in Pflegefamilien gefunden. Vermittelt wurden die Kinder aller Alterstufen mit Hilfe der zehn Pflegekinderdienste in Trägerschaft von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Derzeit leben 660 Kinder in Pflegefamilien, wie die aktuellen Zahlen des Caritasverbandes für die Diözese Münster zeigen. "Wie schon in den vergangenen Jahren hat es wieder einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gegeben", erläutert die zuständige Referentin Anne Ruhe.
Es sind in der Regel sehr komplexe Problemlagen in den Herkunftsfamilien, die dazu führen, dass Kinder nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Die Kinder sind keine "unbeschriebenen Blätter": Sie haben ihre ganz eigene Lebensgeschichte mit positiven wie negativen Erfahrungen und zeigen möglicherweise ungewohnte Verhaltensweisen. "Das zu verstehen und damit gut umzugehen, ist die besondere Herausforderung für Pflegeeltern", erklärt Anne Ruhe. Aus diesem Grund werden sie in speziellen Kursen auf ihre neue Aufgabe vorbereitet und erhalten kontinuierlich Beratung und Begleitung durch die Fachkräfte der Vermittlungsstellen.
"Wir suchen Eltern für Kinder, die eine neue Chance brauchen", sagt beispielsweise Ruth Schwarz vom SkF in Ibbenbüren. Bei ihren Pflegeeltern könnten sie positive und verlässliche Bindungen aufbauen. So sei langfristig eine gute Entwicklung möglich. "Wir unterstützen unsere Pflegefamilien über die Beratungsarbeit hinaus mit zusätzlichen Angeboten", erzählt die Praktikerin. Dazu zählen Fortbildungsabende zu spezifischen Themen oder auf die Altersgruppe zugeschnittene Gruppenangebote.
"Diese richten sich an Eltern und Kinder und sind für beide von großer Bedeutung", erklärt Schwarz. Die Pflegeeltern können dabei untereinander Kontakte knüpfen und vertiefen. "Und die Kinder sehen und spüren, dass es noch andere Kinder in Pflegefamilien gibt und kommen in Kontakt miteinander", weiß Ruth Schwarz aus der Praxis. Diese Möglichkeiten des Austausches und des Kennenlernens förderten oftmals einen guten und langjährigen Zusammenhalt der Pflegefamilien. "Es ist und bleibt für alle Beteiligten immer eine große Herausforderung", resümiert Anne Ruhe. Aber zugleich ist das Zusammenleben mit einem Pflegekind eine bereichernde Aufgabe.
072-2015 (jks) 8. Juli 2015