Ist es natürlich nicht, wie auf der Diskussionsveranstaltung "Katholisch und unzufrieden - Wie steht's um die Caritas im Bistum Münster?" deutlich wurde.
Die Studie hatte festgestellt, dass die Zufriedenheit mit den caritativen Diensten der katholischen Kirche gering ist. Deutlich geringer sogar, als die Mitarbeiter der Kirche vermuteten. Gerade einmal 31 Prozent der befragten Katholiken waren mit den Leistungen zufrieden, 40 Prozent schätzten sie als "mittel" ein.
Mit seinen Gästen Professor Dr. Tim Eberhardt und Professor Dr. Heribert Meffert konnte Moderator Dr. Boris Krause dabei auf Erfahrungen aus erster Hand zurückgreifen. Die Wissenschaftler hatten die Studie im Auftrag des Bistums durchgeführt und rund 1000 Katholiken und 80 Mitarbeitern der katholischen Kirche eine Reihe Fragen gestellt, darunter auch zum Thema der caritativen Einrichtungen der katholischen Kirche. Komplettiert wurde die Runde von Professor Dr. Karl Gabriel aus dem Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster.
Dieser stellte in seiner wissenschaftlichen Kommentierung der Studie fest, dass die erhobenen Zahlen nicht unbedingt alarmierend für die Caritas sein müssten. Der Religionssoziologe bemängelte vor allem, dass die Studie nicht explizit nach "Der Caritas" gefragt habe, sondern etwas verklausuliert nach "caritativen Diensten der Pfarrei". "Manchen Befragten könnte das verwirrt haben", gab Gabriel zu bedenken. "Viele Dienste befinden sich schließlich längst nicht mehr in der Obhut der Pfarrei." Er verwies darauf, dass die Zufriedenheit mit der Caritas in vergleichbaren Studien immer hoch gewesen sei. Vor allem die Marke Caritas genieße hohes Ansehen in der Bevölkerung, sagte Gabriel.
Deshalb könne man die in der Studie ermittelte Unzufriedenheit auch nicht gänzlich auf die Caritas übertragen, bestätigte Tim Eberhardt: "Sie wird nicht immer als Teil der katholischen Kirche wahrgenommen." Die Einrichtungen und Dienste der Caritas seien immer professioneller und komplexer geworden, erklärte Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann diesen Wahrnehmungswandel. Dabei bestehe die Gefahr, dass man sich von den Kirchengemeinden vor Ort entferne und nicht mehr als Teil dieser gesehen werde.
Die Studie an sich wertet Kessmann als positiv. "Eine solche Befragung ist wichtig und muss fortgesetzt werden." Sie habe vor allem noch einmal gezeigt, wie wichtig Vertrauen in katholische Institutionen sei. "Auch wenn sich die Kirche aus manchen Gemeinden zurückziehen muss, wollen wir dort weiter Präsenz zeigen", erklärte Kessmann. Das würde am Ende das Vertrauen in Caritas und Kirche steigern. Das Zusammenspiel beider "Marken" sei eine wichtige Herausforderung für die Zukunft.
088-2015 (jks) 7. September 2015