Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbandes |
Innenstädte wieder zu Lebensräumen für Menschen machen |
FREIBURG. "Lebens(t)räume zurückgewinnen, mitgestalten" – unter diesem Motto findet vom 3. bis 7. April 2000 in Augsburg die 13. "Freiburger Fachwoche Wohnungslosenhilfe" statt.
Wem gehört die Stadt? Die Einkaufstempel in den Innenstädten, immer aufwendiger gestaltet, sind keine städtischen Lebensräume mehr, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Schon gar nicht sind sie Lebensräume für Wohnungslose und Angehörige anderer sozialer Randgruppen. Zwischen Kommerzialisierung und Konzepten sozialer Stadtentwicklung, zwischen einer Sicherheitspolitik, die die Menschen vertreibt, und den berechtigten Wünschen wohnungsloser Menschen muss ein Weg gefunden werden. Dringend erforderlich sind Perspektiven für eine Stadtentwicklung, die an den Lebensbedürfnissen der Bewohner orientiert sind.
Diese Bedürfnisse sind vielfältig. Sie betreffen den Wohnraum, die Arbeit, die zwischenmenschlichen Beziehungen, die politische Willensäußerung, aber auch das kulturelle Leben und die Spiritualität. Um sie zu verwirklichen, braucht es lebendige Gestaltungsräume. Es ist eine zentrale Herausforderung für Politik, Öffentlichkeit und professionelle Hilfe, diese Lebensräume gerade für Wohnungslose und gemeinsam mit ihnen zurückzugewinnen.
Diesen Anliegen ist die 13. Freiburger Fachwoche Wohnungslosenhilfe gewidmet. Sie greift die vielschichtigen Aspekte des Tagungsthemas und seiner Herausforderung auf und gibt Impulse für die Weiterentwicklung in der praktischen Arbeit.
Die Tagung findet statt im Haus St. Ulrich, Akademie und Seelsorgezentrum der Diözese Augsburg, Tel. 08 21 / 31 52 – 0, Fax – 2 63
Ansprechpartnerin: Frau Renate Walter-Hamann, Leiterin des Referats Besondere Lebenslagen des Deutschen Caritasverbandes
Anlage: Tagungsprogramm
Deutscher Caritasverband e.V. Karlstraße 40
Referat Besondere Lebenslagen 79104 Freiburg
Programm der Freiburger Fachwoche Wohnungslosenhilfe
Leitthema: L E B E N S ( T ) R Ä U M E
Zurückgewinnen! Mitgestalten !
Montag, den 03. April 2000
Anreise der Teilnehmer/innen
Dienstag, den 04. April 2000
Tagesmoderation: Andreas Sellner, Köln
9.00 Uhr Begrüßung und Eröffnung
Renate Walter-Hamann
"Wem gehört die Stadt...?" Kommerzialisierung und soziale Ausgrenzung in den Städten
Christian Schneider, München
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Das "Programm der sozialen Stadtteilentwicklung"
in Hamburg und dessen quartiersbezogene Umsetzung - dargelegt am Beispiel der Wohnungsnotfall- und Wohnungslosenhilfe
Heinrich Nahr, Hamburg
Aussprache
12.30 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr bis 18.00 Uhr Arbeitsgruppen
Mittwoch, den 05. April 2000
8.30 Uhr Morgenandacht
Tagesmoderation: Oskar Knops, Aachen
9.00 Uhr Träume, Entwürfe, Wünsche
Wohnungslose Männer und Frauen schreiben über das Hilfesystem und ihre Lebensperspektiven
Andrea Verhufen, Düsseldorf
Andreas Wiese, Düsseldorf
Aussprache
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Die seelische Landkarte wohnungsloser Menschen
Prof. Dr. Jörg Fengler, Köln
Aussprache
12.30 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr bis 18.00 Uhr Arbeitsgruppen
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung von Werken des niederländischen Bildhausers Adriaen de Vries
Donnerstag, den 06. April 2000
Tagesmoderation: Evelyn Becker, Frankfurt/M.9.00 Uhr Vorstellung und Diskussion von Projekten: Gründung, Aufgaben und Ziele der LAG Baden-Württemberg e.V., Basisgruppen organisieren sich zur Durchsetzung ihrer Rechte und der Menschenwürde armer Betroffener
Ralf Rowitz, Offenburg
"Szenen aus der Tiefe"
Ein theaterpädagogisches Projekt mit Wohnungslosen: Die Kölner Berber Bühne
Inge Münzner, Köln
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Wir schaffen Lebens(t)räume: Von der Kaserne zum Wohngebiet
Hermann-Josef Jung, Menden
Courage – Projekt für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte psychisch kranke Frauen ohne Krankheitseinsicht
Anne Sommer, München
12.30 Uhr Mittagessen
15.00 Uhr – 18.15 Uhr Arbeitsgruppen
18.30 Uhr Abendessen
19.30 Uhr "Szenen aus der Tiefe"
Film über die Arbeit der Berber Bühne Köln
Inge Münzner, Köln
Freitag, den 07. April 2000
8.30 Uhr Morgenandacht
Tagesmoderation: Renate Walter-Hamann
9.00 Uhr Die Stadt gehört allen...!
Perspektiven einer sozialen und demokratischen Stadt-Entwicklung
Präsident Hellmut Puschmann, Freiburg
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr "Im Spiel entsteht Wirklichkeit"
Kommunikationstheater mit Krispin Wich, Freiburg
12.30 Uhr Mittagessen
Ende der Freiburger Fachwoche Wohnungslosenhilfe
Arbeitsgruppenbeschreibungen:
Hubert Damm, Freiburg
Karl-Heinz Ruder, Emmendingen
In der Arbeitsgruppe sollen Grundlagen und ein Überblick über die wichtigsten polizei- und ordnungsrechtlichen Regelungen der einzelnen Bundesländer zur Vermeidung von Obdachlosigkeit und zur Unterbringung von Obdachlosen vermittelt werden:
Fähigkeiten und Ressourcen im Gespräch wiederentdecken
Anne Loschky, Bremen,
Wohnungslose Menschen haben aufgrund ihrer eingeschränkten und von existentieller Not gekennzeichneten Lebenssituation nicht die Möglichkeit, ihre eigenen Fähigkeiten angemessen weiterzuentwickeln. Gleichzeitig versperrt eine einseitige Sicht auf Defizite oft den Blick auf vorhandene Kompetenzen und Fähigkeiten – bei den Mitarbeitern/innen und Betroffenen selbst.
Deshalb ist es von großer Bedeutung, das Gespräch mit wohnungslosen Menschen so zu führen, daß verschüttete Fähigkeiten und Ressourcen wiederentdeckt und Bewältigungsstrategien bewußt werden können. Auf diese Weise werden wohnungslose Menschen für die Bewältigung ihrer aktuellen Lebenssituation gestärkt, können neue Wege und Lösungen gesucht und entfaltet werden.
Dr.: Uta Enders-Dragässer, Frankfurt/M.
Gertrud Schwan, München
Ein Schwerpunkt in der persönlichen Hilfe für wohnungslose Männer und Frauen ist die Entwicklung einer realistischen Zukunftspersektive, die in der Regel eine selbstbestimmte und unabhängige Lebensführung einschließt. Doch stehen die Zukunftsvorstellungen und –bilder der Frauen nicht selten im Widerspruch zu den realen gesellschaftlichen Möglichkeiten und unterliegen gesellschaftlicher Abwertung. Sie stehen oft auch in einem Spannungsverhältnis zwischen den Zielsetzungen der Mitarbeiterinnen in den Hilfeangeboten.
Zunächst werden in der Arbeitsgruppe Ergebnisse aus einem Projekt der Frauenforschung präsentiert und zur Diskussion gestellt. Thematisiert wird dabei, daß die Vorstellungen und Wünsche wohnungsloser Frauen von den Mitarbeiterinnen oft kritische hinterfragt werden, weil sie am traditionellen Frauenbild anknüpfen und damit ein selbstbestimmtes Leben in Frage zu stellen scheinen; dies bezieht sich auf Berufe oder Tätigkeiten, die hauswirtschaftliche Kompetenzen voraussetzen, ebenso wir auf die Bindung an Partner und Freunde, auf Wohnwünsche oder das gemeinsame Leben mit Kindern.
- Werkzeuge öffnen Räume ?!
Chancen neuer Medien zur Informationsgewinnung, für die Klientenarbeit und für soziale Netzwerke
Thorsten Feigl, Frankfurt/M.
Wolfgang Kirst, Stuttgart
Das Thema und der Mythos Internet durchdringt zunehmend alle Bereich des gesellschaftlichen Lebens. Welchen Nutzen kann dieses Medium in der sozialen Arbeit bieten? In der Arbeitsgruppe wollen wir uns in drei Schritten mit diesem neuen Werkzeug Internet und seinen Möglichkeiten auseinandersetzen.
Die Einführung soll direkt am PC und im Internet erfolgen.
- Rechtsdurchsetzung und Stärkung der Beschwerdemacht Wohnungsloser - dargestellt an Beispielen aus der Praxis
Dr. Manfred Hammel, Stuttgart
In den vergangenen Jahren haben Kürzungen und Streichungen der Leistungen für wohnungslose Menschen nach dem BSHG und zunehmender Vertreibungsdruck in den Innenstädten die Lebenslage der Betroffenen weiter verschärft. Die Arbeitsgruppe will den Teilnehmern/innen einerseits das erforderliche rechtliche "Rüstzeug" zur Wahrnehmung anwaltschaftlicher Unterstützung vermitteln. Zum anderen soll Gelegenheit gegeben werden, praktische Fälle, mit denen die Teilnehmer/innen konfrontiert waren oder sind einzubringen und zu bearbeiten.
- Wohnungslose Menschen mit psychischer Erkrankung – Welche veränderten Anforderungen stellt das ?
Dr. Werner Merklinger, Walldorf
Die Dienste und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe werden auch von Menschen aufgesucht, die Verhaltensstörungen oder psychische Erkrankungen zeigen. Häufig werden sie in anderen Versorgungssystemen (Hilfen nach §39 BSHG, Psychiatrie) nicht angemessen versorgt. Aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen werden sie oft schon so früh von sozialer Ausgrenzung betroffen, daß eine soziale und berufliche Integration noch nie realisiert werden konnte. Sie stellen deshalb besondere Anforderungen an eine bedarfsgerechte, nachhaltige Hilfe.
- Leben in der stationären Einrichtung – das Ende der Freiheit?
Möglichkeiten und Grenzen der Gestaltung eines Lebensraumes
Dr. Gerd Reifferscheid, München
Die Angebote der Wohnungslosenhilfe haben zum Ziel, die Menschen in ein neues oder früheres soziales Umfeld zu reintegrieren. Leitgedanke dieser Arbeit ist es u.a. auch, Räume für ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu schaffen und die noch verbliebenen Lebensräume der wohnungslosen Menschen zu verwirklichen. Doch nicht für alle Betroffenen ist die eigene Wohnung zu realisieren. Die stationäre Hilfe ist daher oft ein wichtiger Rahmen für die weiteren Lebensperspektiven. Bedeutet dies auch das Ende aller Lebens(t)räume? Sowohl die Bewohner/innen als auch die Mitarbeiter/innen der Einrichtungen stehen dabei in einem Spannungsfeld zwischen den "Gestaltungsträumen" und den "Gestaltungsmöglichkeiten" in der stationären Wohnungslosenhilfe.
- Sozialraumorientierung als Element der neuen kommunalen Steuerung – was bringt das für die Wohnungslosenhilfe? Karin Troscheit-Gajewski, Oranienburg
Bert Wild, Stuttgart
In den 90iger Jahren haben sozialräumlich orientierte Arbeitsansätze einen wahren Boom erlebt. Sie haben inzwischen auch Eingang in de Konzepte zur Neuorientierung der kommunalen Verwaltung gefunden und werden in den Kommunen zunehmend - wenn auch mit unterschiedlicher Reichweite und Konsequenz – umgesetzt. Im Gegensatz zu klassischen Konzepten sozialer Arbeit verlagert die sozialräumliche Sichtweise ihre Aufmerksamkeit von der nur fallbezogenen sozialen Arbeit auf die Hilfepotentiale in der unmittelbaren Lebensumwelt und versucht, durch die Initiierung von Selbstorganisationsprozessen gemeinsam mit den betroffenen Menschen Verbesserungen der Lebenssituation und der Infrastruktur zu erreichen, Mit der Nutzung der Ressourcen im sozialen Raum ist eine zielgruppen- und bereichsübergreifende Orientierung verbunden. Dies stellt Träger und Mitarbeiter/innen der sozialen Arbeit vor neue Anforderungen im Hinblick auf Leistungs- und Finanzierungsstrukturen sowie die Entwicklung einer neuen Kooperationskultur im Sozialraum.
Referenten/innen:
Sozialarbeiterin (FH)
Alternative Lebensräume e.V.
Am Bahnhof 37, 57072 Siegen
Damm, Hubert
Leiter des Ref. Wohnungslosenhilfe
Arbeitsgemeinschaft für Gefährdetenhilfe
und Jugendschutz – AGJ -
Oberau 21, 79102 Oberau
Enders-Dragässer, Dr. Uta
Wissenschaftliche Leiterin
Gesellschaft f. Sozialwissenschaftliche
Frauenforschung e.V.
Oederweg 12, 60318 Frankfurt/M.
Feigl, Torsten
Dipl.Sozialarbeiter(FH)
Im Hain 4, 61479 Schlossborn
Fengler, Prof.Dr. Jörg
Universität Köln
Seminar für Heilpädagogische
Psychologie und Psychiatrie
Frangenheimstr. 4, 50931 Köln
Hammel, Manfred Dr.
Soszialverwaltungsassesor
Caritasverband für Stuttgart e.V.
Sozialrechtliche Beratungsstelle
Strombergstr. 11, 70188 Stuttgart
Jung; Hermann-Josef
Leitender Sozialarbeiter
Sozialdienst Kath. Männer e.V.
Pastoratstraße 20, 58706 Menden
Kirst, Wolfgang
Dipl. Sozialarbeiter
Steinbeis-Tranzferzentrum mediakomm
Projektleitung Soziales
Plochingerstr. 24, 73730 Esslingen
Loschky, Anne
Familientherapeutin/Supervisorin
Beratungsstelle für Jugendliche und Eltern
Biebricherstr. 9, 28199 Bremen
Lutz, Roland Prof. Dr.
FH Fachhochschule Erfurt
Altonauerstr. 25, 11085 Erfurt
Merklinger, Werner, Dr.
klin. Psychotherapeut (BDP)
Psychotherapeutische Praxis
Kettenstr. 10, 69190 Walldorf
Münzner, Inge
Regisseurin, Künstlerische Leiterin des
Theaterpädagogischen Zentrums Köln e.V.
Genter Str. 23, 51149 Köln
Nahr, Heinrich
wissenschaftlicher Angestellter
Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales
Hamburgerstr.47, 22083 Hamburg
Puschmann, Hellmut, Prälat
Präsident des Deutschen
Caritasverbandes e.V.
Karlstr. 40; 79104 Freiburg
Reifferscheid, Dr. Gerd
Einrichtungsleiter
Wohnheim an der Gabelsbergerstraße
Gabelsbergerstr. 72, 80333 München
Rowitz, Ralf
Obduktionsassistent
LAG – Baden-Württemberg e.V.
Haselwadnerstr. 22, 77652 Offenburg
Ruder, Karl-Heinz
Stadtoberrechtsrat
Linkenstraße 12, 79312 Emmendingen
Schneider, Christian
Redakteur
Süddeutsche Zeitung
Ravensburger Ring 10, 81243 München
Schwan, Gertrud
Diplom-Soziologin
Sozialdienst katholischer Frauen e.V.
Marsstr. 5, 80335 München
Sommer, Anne
Dipl.-Sozialpädagogin (FH)
Sozialdienst katholischer Frauen e.V.
Marsstr. 5, 80335 München
Troscheit-Gajewski, Karin
Diplom-Pädagogin
ISA-Gemeinnützige Gesellschaft für
soziale Arbeit mbH
Lehnitzstr. 22, 16515 Oranienburg
Verhufen, Andrea
Einrichtungsleitung
Walter-Hamann, Renate
Referatsleiterin
Referat Besondere Lebenslagen
Deutscher Caritasverband e.V.
Karlstr. 40, 79104 Freiburg
Wich, Krispin
Schauspieler
Galli-Theater e.V.
Hegarstr. 7a, 79106 Freiburg
Wild, Bert
Leiter der Abteilung Soziale Dienste
Caritasverband Stuttgart e.V.
Wagnerstr. 35, 70182 Stuttgart
Wiese, Andreas
Einrichtungsleitung
Haus Weißenburg
Weißenburgstr. 17, 40476 Düsseldorf