Aromapflege bringt viele Vorteile - Pfarrer-Knaus Heim geht neue Wege
Kühbach/Augsburg, 06.03.2020 (pca). Der belebende Duft von Zitrone, der warme Duft von Orange oder der weiche Duft von Vanille. Jeder, der einen wohlriechenden Duft einatmet, sieht vor seinem geistigen Auge gleich etwas, das er mit diesem Duft in Verbindung bringt. Dieser Geruch kann einen beispielsweise in die Kindheit zurückversetzen, da man sich an den Geruch der Mutter erinnert fühlt. Vanille-Aromen lassen vielleicht den einen oder anderen an die französische Insel Réunion im Indischen Ozean denken, wo die Vanille wächst. So kommen sogleich Urlaubsgefühle auf. Auch für ältere Menschen können Aromen und Düfte sehr wohltuend sein. Das Pfarrer-Knaus-Heim in Kühbach im Landkreis Aichach-Friedberg hat das erkannt. In der stationären Pflege und der Tagespflege spielen Gerüche nun eine maßgebende Rolle. So überrascht es nicht, dass dem Besucher beim Betreten der Einrichtung als erstes auffällt, wie gut es hier riecht.
"Anders pflegen als herkömmlich" - Bartschs Herzenswunsch
"Die Idee entstand vor circa sieben Jahren", erzählt der Heimleiter Klaus Ponkratz. Auch privat hat Ponkratz positive Erfahrungen mit Aromapflege gemacht. "Schon meine Tochter habe ich mit ätherischen Ölen eingerieben." Da trifft es sich gut, dass auch seine Mitarbeiterin, Sandra Bartsch, gelernte Altenpflegehelferin, den Mehrwert erlesener Düfte kennt. Ponkratz ließ sie zur Aromatherapeutin ausbilden. Seitdem wird man im Pfarrer-Knaus-Heim immer von feinen Düften empfangen.
Eine Anwendung - viele Vorteile
Aber nicht nur das: Die Öle begegnen Bewohnerinnen und Bewohnern, den Pflegekräften sowie Besuchern im Pfarrer-Knaus-Heim in jedem Raum. Sie haben sogar das Pflegeritual des Hauses revolutioniert. Denn, als eines der wenigen Pflegeheime in der Region, werden die Bewohner dort seifenfrei gewaschen, also mit "Milchwasser". Dazu mischen die Pflegekräfte Milch oder Kaffeesahne in Wasser und geben einen Tropfen Öl hinzu. Je nach Bedarf kann das aufhellend und anregend sein (z. B. Zitrone oder Grapefruit), beruhigend (z. B. Lavendel) oder reinigend (z. B. Salbei).
Das "Standard-Waschen" in anderen Einrichtungen besteht hingegen in der sogenannten "Zweischüsselmethode". Das bedeutet, dass sich in einer Schüssel ein Seifen-Wasser-Gemisch befindet, in einer anderen Schüssel pures Wasser. Der Bewohner wird erst eingeseift und anschließend nochmal mit Wasser abgewaschen. Diese zwei Schritte können zeitintensiv sein. Doch beim seifenfreien Waschen fällt der zweite Arbeitsschritt weg, denn man muss die Seife anschließend nicht mehr abwaschen. So vermeidet man auch die zusätzliche Beanspruchung der Haut durch zu häufiges Waschen. Zudem pflegt die gehaltvolle Milch oder das Öl die Haut. Bartsch, die für ihre Leidenschaft, die Aromapflege brennt, erläutert mit strahlenden Augen: "Für ältere Menschen, die oft eine sensible Haut haben oder sogar an Pergamenthaut leiden, ist das ideal."
Ein wohlriechender "Zeitvertreib" - für Bewohner und Mitarbeiter
In ihrer Ausbildung zur Aromaexpertin hat Bartsch ganz genau gelernt, welches Öl welche Wirkung erzielt. Bei Fieber oder Kopfweh verwendet sie Pfefferminze, in der Erkältungszeit töten Zitrusöle Keime ab. Außerdem weiß sie, dass Zimtrinde bedacht angewendet werden muss. "Die Öle haben besonders auf Demenz-Kranke unglaublich positive Effekte. Man kommt leichter miteinander ins Gespräch und kann so eine Beziehung zu ihnen herstellen und es werden Reize vermittelt, die dann wiederum den Geruchssinn anregen. Eine Aromamassage oder ein Aromapeeling bieten sich auch an, wenn im Tagesablauf einer Einrichtung Lücken zu füllen sind. Die Bewohner freuen sich sehr über so einen wohlriechenden "Zeitvertreib". Und außerdem: "So eine Aromapflege ist ja auch für den Pfleger toll, denn auch er oder sie profitieren von den Gerüchen und den positiven Effekten für die Haut", sagt Bartsch.
Die Bedenken, Aromapflege sei teuer, räumt Bartsch aus dem Weg. "Es ist ganz und gar nicht teuer. Pro Waschgang braucht man einen Tropfen Pflegeöl. Ein kleines Fläschchen Öl, also 10 ml, enthält 200 Tropfen." Für Sandra Bartsch ist Aromapflege ganz klar ein Mehrwert für die Gesundheit und die Lebensqualität, für Bewohner und Mitarbeiter. Und sie schont den Geldbeutel der Einrichtung.
Bartsch ist es ein Anliegen, "anders zu pflegen als herkömmlich". Es liegt ihr am Herzen, Freude mit Düften zu machen. Deshalb bietet sie im Pfarrer-Knaus Heim auch Hand- Kopf- oder Nackenmassagen an, einmal im Monat gibt es einen Wellness-Tag mit Themen wie Wald- Zitrus- oder Weihnachtsgerüchen. "Wir wollen zu anderen Heimen jedoch keine Konkurrenz sein. Wir möchten unser Wissen gerne weitergeben." Angedacht ist, dass Bartsch in Zukunft auch in andere Einrichtungen in der Diözese fährt, um dort Schulungen zu geben. So hat sie es auch schon an der "Heimerer Akademie" gemacht. "Die jungen Leute im Pflegebereich waren sehr angetan, denn es bedeutet ja auch für sie Abwechslung im Beruf". Im Keller des Pfarrer-Knaus-Heims hat Bartsch sogar ihr eigenes Labor. Dort fertigt sie selbst Mischungen wie "Gute Laune" oder "Zirbentraum". Ihre Mischungen kann man im Pfarrer-Knaus-Heim auch kaufen. In Zukunft soll es einen Online-Shop geben.