Wie sich alte Menschen mit Einschränkungen fühlen, konnten Mitarbeitende des Hauses Maria Rast in Telgte am eigenen Leib beim Aktionstag im Rahmen des Caritas-Projekts „Werte pflegen“ erspüren. Ingrid Krey
Die Initiative fand im Rahmen des Caritas-Projektes "Werte pflegen" statt, das sich der ethischen Praxis in der Altenhilfe widmet. Am Aktionstag in Telgte hatten Mitarbeitende die Gelegenheit, buchstäblich "in die Schuhe der Bewohnenden zu steigen", erklärt Karen Ohlmeyer, Leiterin des Seniorenheims Haus Maria Rast in Telgte. Um das Nachempfinden zu ermöglichen, hatte die Einrichtung unter anderem Alterssimulationsanzüge organisiert. Die Räume des Pfarrzentrums der St. Clemens-Gemeinde in Telgte boten viel Fläche für praktisches Üben, um Werteempfinden in der Arbeit zu stärken.
"Unser Ausgangspunkt für die Idee war, Achtsamkeit für andere und für sich selbst zu stärken", sagt Ingrid Krey im sozialen Dienst der Einrichtung. Im Arbeitsalltag in der Altenhilfe erhalten demenzkranke Bewohnerinnen und Bewohner häufig besondere Aufmerksamkeit. Aber auch ohne demenzielle Erkrankung kann das Altern Einschränkungen mit sich bringen, die nicht in Vergessenheit geraten sollten. Neben einem Zugewinn an Verständnis für ältere Menschen, hatte das Erleben am Aktionstag auch teamstärkenden Charakter. "Für viele Teilnehmenden war es seit langer Zeit wieder eine echte gemeinsame Erfahrung, für einige Mitarbeitende und Auszubildenden war es inmitten der Corona-Zeit sogar ein erstes Kennenlernen", betont Krey.
Den Aktionstag organisierte Haus Maria Rast im Rahmen des Projektes "Werte pflegen", das sich der ethischen Praxis der Altenhilfe widmet. In dem vom Ethikforum im Bistum Münster und Diözesancaritasverband geförderten Projekt werden aktuell Kleinprojekte an insgesamt acht Standorten unterstützt, deren Beiträge auch wissenschaftlich begleitet werden. "Dass aus der Praxis heraus so kreativ und erlebnisreich Ansätze entstehen, ethische Praxis zu leben und zu stärken, sagt etwas über die Qualität der Arbeit, die in den Einrichtungen der Altenhilfe geleistet wird", sagt Projektleiter Dr. Boris Krause anerkennend.
Auch der Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes Münster, Dr. Christian Schmitt, stieg in einen Simulationsanzug. Er betonte, gerade in der gegenwärtigen Zeit mit ihren vielen Widrigkeiten sei es wichtig, sich an die guten Beweggründe der Arbeit zu erinnern und gemeinsam zu reflektieren. "Wenn das so erlebnisreich gelingt, dann ist das bewegend", so Schmitt.
Für die Teilnehmenden und Mitwirkenden des Aktionstages ist klar, die gesammelten Erfahrungen werden sie im täglichen fürsorgenden Dienst für und an den Menschen begleiten. Gewünscht werden weitere solcher Erlebnisräume für das Altern. Diesen Impuls nimmt Karen Ohlmeyer gern mit: "Dies wird bestimmt nicht der letzte Aktionstag für Haus Maria Rast gewesen sein".
Mehr Informationen zum Projekt auf www.wertepflegen.de.
032-2022 (hgw) 31. März 2022