Werner hat Peter (Name von der Redaktion geändert) 40 Jahre gekannt. Schon in seiner Zeit als Streetworker - damals, mit langen Haaren, Anfang der 80er in den Diskotheken in Geldern und Uedem - lernte er ihn kennen. "Der Kontakt brach nie ab. Immer wieder kam Peter zu mir in die Beratung", blickt Werner zurück. Er ergänzt: "Und wie bei so vielen war es auch bei Peter ein ständiges Auf und Ab."
Heute: Werner Dicks-Jarosch ist seit 40 Jahren Suchtberater bei der Caritas. Sein Büro hat er unter anderem im Beratungszentrum an der Mühlenstraße 52 in Goch.Julia Lörcks
Werner Dicks-Jarosch - braune Boots, blaue Jeans, Ringelshirt und Kapuzenjacke - blickt an diesem Morgen in seinem Büro im Caritas-Beratungszentrum an der Mühlenstraße 52 in Goch zufrieden drein. Er nimmt ein weißes Blatt Papier, das auf seinem Schreibtisch liegt, zur Hand. Er guckt, er schluckt. 87 Namen stehen drauf. "Und alle sind es wert, in meiner Erinnerung zu bleiben", sagt er. Peter ist Nummer 86. Er starb im vergangenen Jahr.
Das weiße Blatt Papier, das ist die sogenannte "Todesliste" von Werner Dicks-Jarosch, der seit 40 Jahren Suchtberater bei der Caritas Kleve ist. Handschriftlich angefangen im Jahr 1983, als er als 24-Jähriger, frisch vom Studium, seine erste, feste Stelle als Suchtberater für den Caritasverband Kleve in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Kleve antrat. "Beenden werde ich sie am 1. September 2024 - mit dem Beginn meiner Rente", sagt Werner Dicks-Jarosch. Mehr als 41 Jahre wird er dann für die Caritas Kleve tätig gewesen sein. In Kleve. Vor allem aber in Goch und Kevelaer sowie in der Justizvollzugsanstalt in Pont. In dieser langen Zeit war er mit seiner humorigen, bodenständigen und nüchternen Art immer nah bei den Menschen. Viele hätten vielleicht ein Gefühl der Schwere mitgenommen, Werner Dicks-Jarosch setzte die Herausforderung um. Er schwingt mit den Klienten mit.
Die "Todesliste", ja, sie ist für Werner Dicks-Jarosch vielleicht ein pragmatisches Blatt Papier. Auf der anderen Seite ist sie aber auch so viel mehr. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit erzählt sie Geschichten. Die der Menschen, die den Weg zu den Caritas-Beratungsstellen gefunden haben, und die der Zeit. "Junge Menschen, die von heute auf morgen starben, weil sie sich eine Überdosis Heroin gespritzt haben. Eltern, die verzweifelt bei mir im Büro saßen, weil sie ihr Kind verloren haben. In meinen ersten 20 Jahren als Suchtberater gehörte der Tod zu meiner täglichen Arbeit dazu", blickt Werner Dicks-Jarosch zurück. "Heute ist das zum Glück anders. Das Konsumverhalten hat sich verändert - und damit auch die Sterberate." Er blickt mit Abstand auf diese Zeit zurück. Heute ist er 64 Jahre alt, doch damals, als er während seines Zivildienstes im Krankenhaus den Leiter der ersten Suchtberatungsstelle im Kreis Kleve, Ton Bakker, kennenlernte, war er jung und unerfahren. "Ich kam aus einem wohlbehüteten Elternhaus, ich hatte noch nicht viele Schicksale und Abgründe gesehen."
Früher: Werner Dicks-Jarosch bei der Eröffnung der Zweigstelle Suchtberatung in Goch im Jahr 1997.Gottfried Evers
Ja, waren es früher die harten Drogen, die dem Körper unmittelbar zugeführt wurden, so sind es heute hauptsächlich Amphetamine und Cannabis-Pflanzen, die zum Aufputschen oder Runterkommen eingenommen beziehungsweise geraucht werden. "Daran stirbt man aber nicht sofort", weiß der Sozialarbeiter. Gleichwohl verändere der Konsum, vor allem wenn die Drogen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, Geist und Körper.
Die meisten Klienten der Caritas-Beratungsstellen für Suchtfragen kommen aber immer noch wegen der Diagnose "Alkohol". "Manche nur für drei Monate, weil sie anschließend in eine Entzugsklinik gehen. Manche für Jahre, weil sie in mir einen Ansprechpartner gefunden haben", sagt Werner Dicks-Jarosch. Dabei möchte er niemanden etwas überstülpen. "Mann oder Frau kann auch zu uns kommen, wenn er oder sie weiterhin konsumieren möchte. Gleichwohl sollten sie einen Wunsch haben." Auch Barbara Kortland, Leiterin der Caritas-Suchtberatung, sagt: "Werner ist immer zugewandt, immer verlässlich, wertschätzend und unterstützend."
Info - Hier gibt es Beratungsstellen für Suchtfragen
Die Caritas-Beratungsstellen für Suchtfragen sind in folgenden Städten zu finden:
- In Kleve an der Hoffmannallee 66 - 68
- In Emmerich am Neuen Steinweg 29
- In Goch an der Mühlenstraße 52
- In Kevelaer an der Markstraße 35
- Und in Rees am Kirchplatz 12