Caritas-Pfarrer Mair: "Das ist der Auftrag, den uns Gott und unsere Kirche gibt" - Stadt Augsburg und Bezirk Schwaben finanzieren zu gleichen Teilen sozialpädagogische Betreuung
Augsburg, 28.07.2020 (pca). Wer alkoholkrank ist, massive psychische Probleme hat und wohnungslos ist, der hat auf dem Wohnungsmarkt keine Chance, eine Wohnung zu finden. Der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg e.V. will Abhilfe schaffen. Dazu baut er in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Abbe´-Pierre-Zentrum in der Hofrat-Röhrer-Straße ein Mehrparteien-Wohnhaus mit 19 Wohneinheiten. Am Montagnachmittag konnte die Caritas bei strahlendem Sonnenschein mit vielen Gästen Hebauf feiern. Für die Augsburger Caritas war dies ein "Fest der Freude", so Dr. Walter Semsch, Geschäftsführer der Augsburger Caritas, in seiner Begrüßung.
Ihm wie auch Pfarrer Karl Mair, dem Vorstandsvorsitzenden des Caritasverbandes, liegt es am Herzen, diesen Menschen in ihrer Not ihre Würde zurückgeben zu können und ihnen dabei zu helfen, ihr Leben wieder eigenverantwortlich gestalten zu können. Der französische Kapuzinerpater und Gründer der weltweiten Emmausorganisation Abbé Pierre ist das Vorbild für die Caritas, sagte Dr. Semsch. Er habe sich für das Wohnrecht aller eingesetzt. Mit dem Wohnhaus wolle der katholische Wohlfahrtsverband ganz im Sinne Abbé Pierres ein Zeichen setzen. "Wir wollen hier Menschen, die kein Zuhause haben, ein Zuhause geben. Das ist der Auftrag, den uns Gott und unsere Kirche gibt", unterstrich Pfarrer Mair.
Das neue Gebäude an der Rehmstraße 12a bildet nicht ohne Grund eine räumliche Einheit mit dem Abbé-Pierre-Zentrum an der Hofrat-Röhrer-Straße 10 ½, in dem die Tagesstätte für alkoholkranke Menschen untergebracht ist. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnhauses werden von dem Zentrum unmittelbar profitieren. Sie können dort bei den Holz- und Gartenarbeiten, dem Backen in dem Holzbackofen oder in der Küche bei der Essensvorbereitung mitarbeiten. Personen mit einer psychischen Erkrankung können zur nur zwei Kilometer entfernten Caritas-Tagesstätte für psychische Gesundheit in der Theodor-Wiedemann-Straße gehen. "Das Wohnhaus ist also optimal eingebettet in unser örtlich vernetztes Hilfesystem", erläutert Dr Semsch.
Das hat offensichtlich die Stadt Augsburg und den Bezirk Schwaben überzeugt. "Einmalig und erstmalig haben sich beide Kostenträger dazu entschieden, die Personalkosten für eine ganze Stelle für die sozialpädagogische Betreuung zu je 50 Prozent zu übernehmen", betonte der Caritas-Geschäftsführer bei der Hebauf-Feier.
4,2 Millionen Euro kostet das Projekt. 1.700 m² groß ist das Grundstück. Dort steht bereits der Rohbau mit Dach. Die 19 Appartements mit 16 m² Wohnfläche inklusive Küchenzeile und Nasszelle sowie der Büroraum für den Sozialpädagogen für die pädagogische Begleitung und ein Gemeinschaftsraum verteilen sich auf zwei Etagen. Vier Appartements davon sind im Erdgeschoss für Rollstuhlfahrer vorgesehen. Das Gebäude wird in Massivbauweise mit Außendämmung und einem Satteldach errichtet und ist als Niedrigenergiehaus mit Holzheizung und einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach geplant. Finanziert wird die Baumaßnahme, so Dr. Semsch, überwiegend aus Kirchensteuermitteln, die noch Bischof Dr. Konrad Zdarsa zugesichert hatte, und aus Spenden für die Caritas. Außerdem gewährten die Barmherzigen Schwestern ein Darlehen von 800.000 Euro. Zur Finanzierung der Maßnahme hat der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Augsburg e. V. auch die Mieten eingeplant. Die Kaltmieten werden sich auf 300 bis 400 Euro bewegen.
Geplant hat das Gebäude das Augsburger Architektenbüro Dr. Schrammel. Architekt Martin Geck, der das Büros bei der Feier vertrat, zeigte sich in seiner Rede begeistert von der guten Zusammenarbeit mit der Caritas wie auch allen Gewerken. Im Mai 2021 wird das Gebäude bezugsfertig sein. "Wir werde das Vertrauen nicht enttäuschen, sondern bis zum Schluss Vollgas geben", sicherte Geck für das Architektenbüro zu. Das bekräftigte schließlich der Zimmermeister Andreas Hillebrand, der den traditionellen Trinkspruch vortrug.
Worauf es letztlich ankomme und über was man in 40 oder 50 Jahren über das Bauprojekt spreche werde, "das werden nicht die Kosten und nicht archetektonische Fragen sein. Man wird sich daran erinnern, dass da jemand war, der den Mut und das Gottvertrauen hatte, dieses Projekt anzupacken", betonte Dr. Semsch eigens bei der Feier.