Die Augen der Kinder, die - anfangs noch scheu - in die Kamera blicken, strahlen. Sie sitzen morgens bei 30 Grad in zweckmäßigen Küchen von Ehrenamtlichen in Palmyra oder auch in Siboney, Außenstellen der Pfarrei St. Claret, in Kuba. Noch bevor die Schule losgeht, erhalten sie hier ein Frühstück, bestehend aus einem Sandwich und einem warmen Kakao. Die Kinder kommen zu ganz unterschiedlichen Zeiten, doch die ehrenamtlichen Helfer haben sich schon darauf eingestellt. Ein Frühstücksprojekt im Rahmen des Spendenprojekts "Kuba - Ein Erzbistum im Aufbau" des Caritasverbandes Augsburg garantiert den kubanischen Kindern, zumindest eine Mahlzeit am Tag. Auch in den Schulkantinen gibt es zwar manchmal Essen, aber oft ist es nicht für alle Kinder ausreichend; Alltag in Kuba, einem Land, das von Plan- und Misswirtschaft gebeutelt ist. Für 30 - 50 Kinder bereiten die Freiwilligen an den Schultagen das Frühstück in ihren privaten Küchen zu und verteilen es an die Kinder. Umgerechnet kostet diese Brotzeit zwar nur 8 Cent pro Kopf - und doch ist sie unverzichtbar für die Kleinen. Zusätzlich dürfen sie sich noch mehrere Flaschen Kakao für die Schule abfüllen. Von den meist weiblichen Helferinnen bekommen die Kinder außerdem nicht nur etwas zu essen, sondern auch den sozialen Kontakt und das Gefühl, dass jemand für sie da ist und ihnen zuhört, wenn sie es brauchen.
Diese unkonventionelle Hilfe ist gerade auch dem Missionar Otto Anderco zu verdanken. Friedel beschreibt ihn als "hemdsärmlig", also als jemanden, der einfach anpacken kann. Missionar Anderco übernimmt noch weitere Projekte am Ort und kümmert sich um die Belange der Kubaner.
Wie bei all seinen Dienstreisen hat Friedel mehrere hundert Fotos gemacht, um die Realität vor Ort festzuhalten und sie Interessierten in Deutschland zu zeigen. Diese Fotos zeugen nun vom Erfolg des Projekts. Friedel selbst hat dafür einen beschwerlichen Weg auf sich genommen: Die 260 km vom Flughafen in Holguin nach Santiago di Cuba legte er in einem Mietwagen auf fast menschenleeren Straßen zurück. In Kuba fahren gerade wenige Autos, da es schlichtweg kompliziert ist, an Benzin zu kommen. Auch Friedel musste diese Erfahrung machen und brauchte für die 260 km Strecke zum Ziel zwei Tage, da er oft nur für 10 Liter oder weniger tanken konnte. Die Einheimischen fahren daher in einfachen Pferdekutschen.
Wer noch nicht in Kuba war, kann es sich so vorstellen: das Land teilt sich am Flughafen in zwei Welten. Die eine Welt, das ist die touristische. Die Menschen kommen am Flughafen an, steigen in Busse ein und fahren in ihr Luxus-Hotel, wo sie dann die Traumstrände und das typische "Karibik-Feeling" zu sehen und spüren bekommen. Die Kubaner sind dort fröhlich und stets freundlich. Die andere Welt, das ist die Realität.
Beziehungsweise war das die Realität vor Corona. Wie sich die Auswirkungen der Corona-Krise auf Kuba auswirken werden, ist freilich noch nicht abzusehen. Schlimm ist das, da die Menschen schon vor Corona Hunger litten. Es gab keinen Reis und keine Nudeln. Sondern nur die frischen Produkte, die gerade an den Bäumen und Sträuchern hingen und reif waren. "Seit vielen Monaten gibt es in Kuba nahezu keine Nahrungsmittel mehr zu kaufen. Die Verteilung steht still aufgrund von Energiemangel und die verschärften Sanktionen der US-Regierung verhindern Importe. Es bleibt die Frage, wie lange die Kubaner diese Situation noch länger ertragen können…," sagt Friedel.
Besonders erfreulich ist es da, dass die Fleischmann Stiftung für weitere zwei Jahre das Geld für das Frühstücksprojekt zugesagt hat. "Doch es gibt noch viel, viel mehr zu tun. Trotzdem und gerade jetzt ist die Auslandshilfe des Diözesancaritasverbandes weiterhin auf Spenden angewiesen, um Kühlschränke, Mixer oder Geschirr für die Projektstandorte vor Ort zu kaufen.", sagt Friedel. Seit August 2018 werden die Spenden zum Spendenprojekt "Kuba - Ein Erzbistum im Aufbau" unter anderem eingesetzt, um Kindern in der Pfarrei St. Claret in Santiago di Cuba ein gesundes Frühstück zu ermöglichen. Bei seinem Besuch im Januar 2020 machte sich Wolfgang Friedel, Leiter des Referates Migration und Auslandshilfe, selbst ein Bild von der Umsetzung des Projekts.