Zahlreiche Mitglieder von insgesamt rund 600, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Vorstand mit Michael Püschel als Vorstandsvorsitzender wie auch der katholische Pfarrer Thomas Rauch und sein evangelischer Mitbruder Peter Lukas feierten gemeinsam mit Ehrengästen aus Politik und Kirche. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, als Bobinger selbst Mitglied im Vorstand, würdigte in seinem Grußwort die Sozialstation als das, was es für die Bürgerinnen und Bürger wohl auch tatsächlich ist, nämlich als einen "unverzichtbaren Bausteinen in der Gesundheitsversorgung."
Dem Festredner Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg hatte die Geschäftsführerin der ökumenischen Sozialstation, Carolyn Kreuzer, ein sperriges Thema vorgegeben. "Rechtfertigung einer ökumenischen Sozialstation - Dienstleistung - Wirtschaftlichkeit" lautete das Thema. Domkapitular Dr. Magg griff nicht die allbekannten Klagen auf über das zu geringe Budget, unter dem Sozialstationen seit jeher leiden, über den Pflegenotstand, den hohen Dokumentationsaufwand, die viel zu geringe Zeit für jeden Klienten und die viel zu geringe Wertschätzung für die Leistung der Pflegekräfte.
Der Diözesan-Caritasdirektor warf stattdessen einen Blick in die Geschichte der Sozialstationen in Deutschland, um die Kernmerkmale einer Sozialstation herauszuarbeiten. So erinnerte er an die kirchlichen Ursprünge der Kranken- und Pflegestationen in beiden großen Kirchen. Ordensschwestern und Diakonissen hätte diese getragen. Als sich der Rückgang an Berufungen von Frauen zum Ordensleben wie auch zum Dienst als Diakonisse in den 1960er Jahren abzeichnete, sei die Zukunft der damaligen Sozialstationen auf dem Spiel gestanden. So stünden nicht gesetzliche Veränderungen am Anfang der Sozialstationen in Deutschland, sondern der Rückgang der Berufungen. Die damaligen Verantwortlichen in den Kirchen und Wohlfahrtsverbänden hätten sich dann ihrer Verantwortung gestellt und gemeinsam mit der Politik die Grundlagen für die Sozialstationen von heute geschaffen.
Genau diese Bereitschaft der katholischen und evangelischen Christen, Verantwortung zu übernehmen, würde, so der Diözesan-Caritasdirektor, den Kern der Rechtfertigung einer ökumenischen Sozialstation bilden. Im weiteren Verlauf der Rede entfaltete er diesen Gedanken am Bild der Sozialstation weiter. Sie sei eben von ihrer Ursprungsbedeutung her nicht als bloßer Dienstleister verschiedener Pflegedienstleistungen gemeint, sondern als Kern der Menschen vor Ort, wo diese Mitverantwortung auch für eine Sozialstation übernehmen. Diese Bedeutung als fürsorgende Gemeinde, die füreinander Verantwortung zu übernehmen bereit ist, werde immer wichtiger in der Zukunft. Der Pflegenotstand bzw. der drohende Mangel an Pflegekräften wie auch der demographische Wandel unterstreiche die Wichtigkeit der Bereitschaft vor Ort, zu einer "caring community" zu werden. Dafür Sorge zu tragen, sei Aufgabe des Vorstandes, der Mitglieder, der Politik wie auch der Christen beider Kirchen. Gelingt dies, so Dr. Magg in seinen Ausführungen, dann werde es der Geschäftsführung leichter fallen, alle Herausforderungen in der Dienstleistung, der Wirtschaftlichkeit und des beruflichen Nachwuchses zu meistern. Die gemeinschaftliche Verantwortung der Christen und der Menschen vor Ort, die am Anfang der Sozialstationen stand, werde deshalb auch zu einem entscheidenden Kriterium der Zukunftsfähigkeit einer Sozialstation.