Frau Stolpe, Sie sind Personalreferentin fürs Recruiting bei der Caritas Kleve. Worauf konzentrieren Sie sich denn derzeit am meisten?
Alexandra Stolpe Der Fachkräftemangel ist für uns in allen Bereichen eine große Herausforderung. Aktuell lege ich vor allem den Fokus darauf, Pflegefachkräfte für unsere mobile Pflege zu gewinnen.
Warum ist es so schwierig, Personal für den Pflegebereich zu bekommen?
Alexandra Stolpe Die Problematik, Mitarbeitende – insbesondere für den Pflegebereich – zu gewinnen, besteht bereits seit längerer Zeit. Nicht nur bei uns, sondern im ganzen Land. Auf der einen Seite gibt es immer weniger Interessierte, die den Pflegeberuf erlernen möchten. Auf der anderen Seite besteht der Trend, bevorzugt einen Studienberuf zu wählen. Auch die Pandemie hat ihren Beitrag geleistet, mitunter hat sie den Beruf unattraktiv, zum Teil sogar kaputt gemacht. Dazu möchten viele Menschen auch nicht mehr im Schichtdienst arbeiten. All das sind Faktoren, die die Personalgewinnung erschweren.
Was tut die Caritas Kleve gegen den Pflegenotstand?
Alexandra Stolpe Wir versuchen uns als attraktiver Arbeitgeber am Arbeitsmarkt zu positionieren. So gibt es beispielsweise eine Elterntour, die es Müttern und Vätern beziehungsweise anderen Erziehungsberechtigten erlaubt, die Betreuung ihrer Kinder zu sichern, indem die Arbeitszeiten entsprechend angepasst werden. So konnten wir schon einige Pflegefachkräfte gewinnen. Ferner präsentieren wir uns natürlich auf unterschiedlichen Karriere-Webseiten, nehmen an Job- und Ausbildungsmessen teil, bilden selbst Pflegefachkräfte aus oder bereiten öffentlichkeitswirksame Aktionen vor. Jüngst haben wir zum Beispiel mit "Wir backen uns Pflegefachkräfte" auf den allgemeinen Personalnotstand in der Pflege hingewiesen. Wichtig ist, sich nicht auszuruhen, sondern aktiv zu handeln. Auch bei der Planung von freiwerdenden Stellen.
Was meinen Sie genau damit?
Alexandra Stolpe Im Pflegebereich haben wir auf der mittleren Führungsebene eine – wie ich finde – ganz innovative Lösung für alle motivierten und gewillten Mitarbeitenden gefunden. Sie müssen nicht erst warten bis beispielsweise eine Pflegedienstleitung in Rente geht, sondern erhalten bereits vorher die Möglichkeit, "Mitarbeiter:in in der Pflegedienstleitung" zu werden. Diese besondere Position ermöglicht es Mitarbeitenden, Einblicke in die Tätigkeiten einer PDL zu erhalten und Routine für die Arbeit zu erlangen. So kann der oder die Mitarbeitende in Zukunft reibungslos eine vakante Stelle übernehmen. Das macht uns besonders.
Das Führungstrio der Mobilen Pflege in Emmerich: Pflegedienstleiterin Petra Meiners (l.), ihre Stellvertreterin Anne Huth (Mitte) und Julia Lamers, die Mitarbeiterin in der Pflegedienstleitung ist.Markus van Offern
Wie schaut es sonst mit Fort- und Weiterbildungen aus?
Alexandra Stolpe Unsere Mitarbeitenden können regelmäßig an internen sowie an externen Fort- und Weiterbildungen zu verschiedenen Themen teilnehmen. Beispielsweise die Weiterbildung zum/zur Wundexpert:in. Dabei wird in den einzelnen Bereichen auf die Bedürfnisse des Einzelnen geschaut.
Lohn, Weiterbildung und Karriere ist das eine, was ist mit Ruhm und Ehre? Was tut die Caritas, um ihre Mitarbeiter:innen an den Verband zu binden?
Alexandra Stolpe Richtig. Neben den tariflichen Verdiensten sind uns auch Anerkennung und Wertschätzung wichtig. Wir bieten unseren Mitarbeitenden an, ein Dienstrad zu leasen sowie vergünstigte Mitgliedschaften bei Fitnessanbietern abzuschließen. Zudem baut sich mit unserer betrieblichen Altersvorsorge über die Zeit eine gute Betriebsrente auf. Wichtig sind uns auch unsere Feste und Feiern, die regelmäßig stattfinden, wie im Jahr 2022 unser großes Betriebsfest für alle Mitarbeitenden. Gerade nach der Pandemie, war es für viele wichtig, sich persönlich zu sehen, und das ohne Maske. Schön ist es auch immer wieder zu erleben, dass Mitarbeitende für uns werben und wir hierdurch neues Personal gewinnen. Auch ist es gut zu wissen, dass Mitarbeitenden nicht alleine gelassen werden, wenn es beruflich vielleicht gerade nicht weiter geht. So war es beispielsweise für eine Kollegin nicht mehr möglich in der Pflege zu arbeiten. Kurzerhand wurde geprüft, welche internen Arbeitsbereiche für die Kollegin in Frage kommen und eine Lösung gefunden.
Info - Inflationsprämie für Caritas-Beschäftigte
Die Caritas hat als erster Wohlfahrtsverband in Deutschland entschieden, ihren mehr als 650.000 Mitarbeitenden eine Inflationsausgleichprämie zu zahlen. Dieser Beschluss wurde bereits am 8. Dezember in der Arbeitsrechtlichen Kommission (AK) gefasst. Auch die mehr als 700 Mitarbeitenden der Caritas Kleve profitieren davon. Demnach erhalten Vollzeitbeschäftigte 3000 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei. Bei Teilzeitbeschäftigung reduziert sich der Beitrag entsprechend, Auszubildende bekommen 1000 Euro.