Aber nicht nur das. Es hing auch ihr Herz dran, ihre christliche Grundeinstellung. „Da denkt man nicht viel nach, man hilft halt“, sagt sie. Helmut Wech, Vorsitzender des Vereins, hat zu einem Gedankenaustausch geladen. Mit dabei waren Richard Grob, 32 Jahre lang Kassenprüfer und Beirat, und Alois Hammerl, der seit 1990 Kassierer ist und sich um die Mitgliederverwaltung kümmert.
Der Verein war 1909 in Holzen gegründet worden. Die Mitgliedschaft kostete nicht viel. Damals wie heute übrigens. Mit den Beiträgen schuf man sich auf dem Land eine Art Versicherung. Man erhielt einen Zuschuss für die Pflege, die damals noch von Ordensschwestern geleistet wurden. Anders hätte man es sich nicht leisten können. Heute sorgt der Verein dafür, dass die Mitglieder informiert werden über die Unterstützungsmöglichkeiten im Alter oder bei Krankheit, die der Gesetzgeber vorsieht, auf was man achten muss und wie man sein Alter regeln kann. Gleichzeitig ist der Verein auch einer der vier Trägervereine der Ökumenischen Sozialstation Meitingen und Umgebung gGmbH.
Wech ist als Vorsitzender stolz auf den Verein. „Denn der bewegt was, ist lebendig, ist aktiv.“ Das hat
zwar auch etwas mit seinen Ideen und seinem Engagement zu tun. Das wiegelt er aber ab. „Wir haben eine Superbasis. Darauf können wir aufbauen und vieles leisten.“ Er verweist dabei auf Rochna, Grob und Hammerl.
Eine „Superbasis“ hat ein Verein nur dann, wenn es jemand gibt, der dafür einsteht. Heute fragt man immer danach, welche Ziele man mit seinem Engagement verfolgt. Die drei langjährigen Mitglieder würden über diesen Gedanken nur lächeln. Folgt man ihren Aussagen, kommt es auf etwas ganz anderes an. „Das kam auf uns zu, und es war für uns selbstverständlich, nicht nein zu sagen“, könnte man ihre Haltung zusammenfassen.
Bei Hildegard Rochna, 1947 geboren, war es der frühere Pfarrer Karl Kraus. Sie war Mitglied der Kirchenverwaltung. Pfarrer Kraus sagte einfach zu ihr: „Das könnten Sie doch machen.“ Sie gesteht zu, sich etwas überrumpelt gefühlt zu haben. „Gegenüber dem Pfarrer habe ich mich nicht getraut, nein zu sagen.“ Und so wuchs sie in ihre Aufgabe hinein. Sie lebt in Westendorf. „Man kennt sich persönlich. Man spürt die Verantwortung, auch weil es schon um viel Geld gegangen ist. Und da macht man es einfach, auch weil man merkt, dass die Leut‘ etwas zurückgeben, dankbar dafür sind.“ 23 Jahre war sie Schriftführerin für den Vorstand, für die Mitgliederversammlung und bei allen Veranstaltungen, deren Vorbereitung und Durchführung. „Es war viel Arbeit, aber keine Belastung“, sagt sie im Rückblick.
Richard Grob, vier Jahre älter als Rochna und 32 Jahre lang Kassenprüfer des Vereins, erinnert an eine Tradition im Dorf. Viele Jahre war er Zweiter Bürgermeister von Allmannshofen und Kirchenpfleger der Pfarrgemeinde St. Nikolaus. „im Dorf war es selbstverständlich, wenn jemand den Hof seiner Eltern übernahm, auch die Beiträge für den Verein zu übernehmen.“ Auch seien die Menschen „sozial veranlagt“ gewesen. Man habe „umeinander gewusst“ erklärt er. Er gesteht ein, dass das Dorf eine „gesunde Größe“ hat, was das Miteinander erleichtert habe. „Die Mundwerbung funktioniert da ganz anders, weil man sich halt viel leichter trifft, sich kennt und viel leichter aufeinander zugeht.“ Ihm hat die Mitarbeit im Verein Spaß gemacht. „Man macht es gerne, damit etwas läuft“, so seine Worte.
Die Tradition die Verpflichtungen der Vorfahren zu übernehmen, brachte es mit sich, dass Alois Hammerl als junger Mann 1990 die Kassengeschäfte von seinem Opa übernahm, der seit 1961 die Aufgabe wahrgenommen hatte. Fast 60 Jahre ist damit der Posten des Kassierers des Vereins in Familienhand. Alle finden es gut, nicht nur Wech. Hammerl ist mit Leib und Seele dabei. 630 Mitglieder zählt der Verein. Und er bietet viel an. Informationsveranstaltungen, kostenlose Beratungsgespräche, Sprechtage, und bietet inzwischen in Zusammenarbeit mit der Sozialstation Betreuungsleistungen wie z.B. Unterstützung im Haushalt, Spaziergänge, gemeinsames Kochen und Hilfe beim Arztbesuch an. Das all dies geleistet und unterstützt wird, ist keine Selbstverständlichkeit. „Man muss halt zu den Leut‘ hingehen und den Verein schmackhaft machen.“ Das macht er gerne, denn der Zusammenhalt“, „der ist mir wichtig, der gehört zu uns“.
Gerne hätte Wech auch Anton Keßler bei dem Treffen dabei gehabt. Doch er hatte leider aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Keßler wirkte seit 1994 in verschiedenen Funktionen als Beirat, Kassenprüfer, sieben Jahre als 2. Vorsitzender des Vereins und als dessen Vertreter 15 Jahre als langjähriges Aufsichtsratsmitglied bei Ökumenischen Sozialstation Meitingen mit. Er hat sich zudem in dieser Zeit sich große Verdienste um eine sichere Finanzbasis der Sozialstation erworben. In seinem Leben lässt sich kirchliches und politisches Engagement nicht voneinander trennen. Er war 30 Jahre Kirchenpfleger von St. Laurentius und 18 Jahre 2. Bürgermeister von Ehingen. Die Mitarbeit im Verein sei für ihn nie ein Problem gewesen, sondern eine Selbstverständlichkeit christlicher Nächstenliebe.
Dass der Verein für ambulante Krankenpflege Holzen und Umgebung e.V. heute so aktiv ist, so vieles anbietet, die Dörfer damit auch zusammenhält, das führt ihr Vereinsvorsitzender Wech auch auf Rochna, Grob, Hammerl und Keßler, aber auch auf das Beiratsmitglied Franz Zwerger zurück .„Was sie alle nämlich nicht sagen, ist, dass sie anerkannte Persönlichkeiten waren und sind, die sich eingebracht haben.“ Vorbilder also, die „angesteckt“ haben. Rochna und Hammerl wollen es bescheidener ausgedrückt wissen. „Man“ – es heißt bei Ihnen niemals „ich“ – „man muss schon Talent haben, auf die Leute zuzugehen, und es mit ihnen können.“
Bei der Mitgliederversammlung am Freitag, 16. März 2018, will Vorsitzender Wech ihnen aus gutem Grund für deren langjähriges Engagement und ansteckendes Vorbild auch öffentlich Danke sagen.