Systemrelevant - dieses Wort hatte wohl vor der Corona-Krise niemand im täglichen Sprachgebrauch. Nun ist das Wort in aller Munde. Es beschreibt diejenigen Mitglieder unserer Gesellschaft, die nun im Pflege-, Betreuungs- oder Medizinischen Bereich unverzichtbar sind. Es sind diese Menschen, auf die unser Land nicht verzichten kann. Martina Kobriger, Geschäftsführung des Sozialdienstes katholischer Frauen in Augsburg, freut sich zu sehen, dass die Dienste des SkF "in nahezu allen Bereichen systemrelevant sind."
"Hoffentlich erinnert man sich auch nach der Krise, an die Leistung systemrelevanter Personen"
Der SkF hat in Augsburg mehrere stationäre Einrichtungen. Dazu gehören u.a das Seniorenheim St. Afra, die heilpädagogisch therapeutischen Mädchenwohngruppen Mosaik, das Mutter-Kind-Apppartementhaus und das Kinderhaus Sonnenschein. Alle diese Einrichtungen dienen der sozialen Betreuung - das erfordert in der Corona-Krise besondere Planung und Organisation. Kobriger sieht es als völlig neue Herausforderung für den SkF. "Wir mussten erst mal diverse Maßnahmen ergreifen, um für unsere Mitarbeiter, aber natürlich auch unsere Bewohner im Haus St. Afra, das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Deshalb kommen nun alle Neuzugänge des Seniorenheims erst mal zwei Wochen in Quarantäne. Darüber hinaus achten wir natürlich strikt auf Mundschutz, Handschuhe und Desinfektion im Umgang mit unseren Bewohnern." Trotzdem sagt Kobriger, ist die Stimmung im Haus gut. "Wir können wirklich nicht klagen. Und Gott sei Dank haben auch alle Angehörigen Verständnis für das Besuchsverbot und wir müssen keine Diskussionen führen."
Es trifft sich gut, dass der SkF Frauen in allen ihren Lebensphasen begleitet. Da ja alle Kitas und Kindergärten geschlossen sind, in denen Mütter ihre Kleinen sonst tagsüber betreuen lassen, können die Kita-Mitarbeiter*innen nun an anderer Stelle aushelfen. "Unsere Kita-Mitarbeiter*innen setzen wir nun in anderen Einrichtungen des SkF ein. Zum Beispiel bei der Freizeitgestaltung im Mädchenwohnheim Mosaik. Trotzdem ist der Personalaufwand enorm. Unsere Mitarbeiter*innen schieben 24-Stunden-Schichten.", sagt Kobriger. "Das Schwierige ist ja auch, dass unsere Mädchen nicht ständig nur auf ihren Zimmern sein können. Im Betreuten Wohnen ist das nun mal schwierig. Darüber hinaus haben wir aber dieselben Konflikte wie sie es wohl in jeder Familie gibt: Auch hier müssen wir uns durchsetzen, dass - trotz Krise - die Hausaufgaben und Studienarbeiten gemacht werden", so Kobriger.
Was systemrelevante Eltern nun leisten, ist unglaublich
Auch im Mutter-Kind-Appartementhaus arbeiten die Kita-Mitarbeiter*innen nun mit. Sie schotten die Einrichtung nun von außen ab, denn die Familien lebten hier ja auch vor der Corona-Krise schon zusammen. Nun ist es wichtig, das Virus - bildlich gesprochen - nicht rein zu lassen. "Aber natürlich versuchen wir in der Einrichtung selbst, die Kinder zu trennen und den Sicherheitsabstand einzuhalten", sagt Kobriger. "Außerdem nehmen wir auch den Müttern von Zeit zu Zeit ihre Kinder ab. Denn die Mütter brauchen auch Zeit für sich und sollen die Therapieangebote nutzen können. Man darf ja nicht vergessen, dass die Mütter sowieso schon andere Herausforderungen im Leben haben, als die meisten anderen Menschen". Kobriger ist dankbar, dass kleine Gruppen abwechselnd den angrenzenden Innenhof des Klosters St. Stephan nutzen dürfen, um frische Luft zu schnappen und sich zu bewegen. "Doch all das geht nur, weil wir Mitarbeiter*innen aus anderen Abteilungen haben! Die Schwierigkeit ist nun aber auch, dass natürlich viele unserer Mitarbeiterinnen zugleich Mütter sind. Gott sei Dank haben nun auch jene Familien Anspruch auf einen Platz in der Notbetreuung, in denen nur eine Person systemrelevant ist. Sonst würden mir viel mehr Mitarbeiter wegfallen." Kobriger erkennt ganz klar die besondere Herausforderung in dieser Situation: "Für uns, die Krisenmanagement in verschiedenen Lebenslagen machen, ist das nun eine Hochkampfphase. Was Eltern, die nun in diesem Bereich arbeiten, leisten, das ist unglaublich. Ich freue mich, dass nun auch in der Gesellschaft darüber geredet wird, wie wichtig die systemrelevanten Personen für uns alle sind. Und ich kann nur hoffen, dass das den Menschen auch nach Corona im Gedächtnis bleibt…"